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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Doch soll es mir wohl noch gelingen, die
schlechten Gewohnheiten wieder abzustreifen. --
Jch sehe, es ist heute nichts mehr mit Jhnen
anzufangen, Sie sind bitter. -- Das doch
nicht! Wo ist der Thor, der auf ein sicheres,
dauerndes Lebensglück rechnet? Aber lassen
Sie es mich Jhnen gestehen: Betty's Schick-
sal, und das Jhrige, das ich so deutlich vor
mir sehe, das von Eduard und Juliane, was
ich nur ahnde, es hat mich verwirrt und be-
trübt. Aus welchen losen Fäden ist der Traum
eures Glücks gesponnen! -- Es lebt dafür in
unsrer Seele etwas, das, dem ungebildeten
Menschen fremd, uns über jeden Glückswechsel
erhebt! --

Nein, Siegen oder Untergehen! rief Flo-
rentin aus, als er allein war. -- Und doch
hatte die freudige Gelassenheit, mit der der
Doktor die letzten Worte gesprochen, etwas in
ihm erregt, das ihn nachdenklich machte. Am
Ende blieb er aber freylich dennoch überzeugt:
daß er seinem jetzigen Plane folgen müsse; daß
es für ihn keine andre Thätigkeit gebe, als in

Doch ſoll es mir wohl noch gelingen, die
ſchlechten Gewohnheiten wieder abzuſtreifen. —
Jch ſehe, es iſt heute nichts mehr mit Jhnen
anzufangen, Sie ſind bitter. — Das doch
nicht! Wo iſt der Thor, der auf ein ſicheres,
dauerndes Lebensgluͤck rechnet? Aber laſſen
Sie es mich Jhnen geſtehen: Betty’s Schick-
ſal, und das Jhrige, das ich ſo deutlich vor
mir ſehe, das von Eduard und Juliane, was
ich nur ahnde, es hat mich verwirrt und be-
truͤbt. Aus welchen loſen Faͤden iſt der Traum
eures Gluͤcks geſponnen! — Es lebt dafuͤr in
unſrer Seele etwas, das, dem ungebildeten
Menſchen fremd, uns uͤber jeden Gluͤckswechſel
erhebt! —

Nein, Siegen oder Untergehen! rief Flo-
rentin aus, als er allein war. — Und doch
hatte die freudige Gelaſſenheit, mit der der
Doktor die letzten Worte geſprochen, etwas in
ihm erregt, das ihn nachdenklich machte. Am
Ende blieb er aber freylich dennoch uͤberzeugt:
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[364/0372] Doch ſoll es mir wohl noch gelingen, die ſchlechten Gewohnheiten wieder abzuſtreifen. — Jch ſehe, es iſt heute nichts mehr mit Jhnen anzufangen, Sie ſind bitter. — Das doch nicht! Wo iſt der Thor, der auf ein ſicheres, dauerndes Lebensgluͤck rechnet? Aber laſſen Sie es mich Jhnen geſtehen: Betty’s Schick- ſal, und das Jhrige, das ich ſo deutlich vor mir ſehe, das von Eduard und Juliane, was ich nur ahnde, es hat mich verwirrt und be- truͤbt. Aus welchen loſen Faͤden iſt der Traum eures Gluͤcks geſponnen! — Es lebt dafuͤr in unſrer Seele etwas, das, dem ungebildeten Menſchen fremd, uns uͤber jeden Gluͤckswechſel erhebt! — Nein, Siegen oder Untergehen! rief Flo- rentin aus, als er allein war. — Und doch hatte die freudige Gelaſſenheit, mit der der Doktor die letzten Worte geſprochen, etwas in ihm erregt, das ihn nachdenklich machte. Am Ende blieb er aber freylich dennoch uͤberzeugt: daß er ſeinem jetzigen Plane folgen muͤſſe; daß es fuͤr ihn keine andre Thaͤtigkeit gebe, als in

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/372>, abgerufen am 28.11.2024.