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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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ihrem Hause herrscht, macht, daß es von
allen gesucht wird. Die Unterhaltung der
Gräfin ist leicht, und geistreich, durch die-
se allein ahndet man in der Gesellschaft die
Frau von außerordentlichen Gaben. So oft
sich Gelegenheit zeigt, giebt sie Konzerte
und Bälle, wo sich immer eine Menge jun-
ger Leute einfinden, deren Vergnügen durch
nichts, was die ernste Stimmung der Wir-
thin verrathen könnte, gestört wird. Sie
zieht sich freylich immer sehr bald in ihr ein-
sames Zimmer zurück, aber ohne im gering-
sten die Lust zu unterbrechen, so wie sie nie-
mals irgend eine Art von Aufsehen ihrent-
wegen erlaubt. -- Jch denke mir, wie oft
diese Güte mag gemißbraucht worden seyn,
in der Welt! -- Dem ist es auch wohl nur
allein zuzuschreiben, daß der Zutritt zu ihr
so erschwert worden ist, obgleich sie auf
keine Weise argwöhnender ward durch den wie-
derholten Betrug. Die Noth der Hülfe suchen-
den wird jederzeit von ihr selbst geprüft. Dies
Geschäft überträgt sie niemals irgend einem

ihrem Hauſe herrſcht, macht, daß es von
allen geſucht wird. Die Unterhaltung der
Graͤfin iſt leicht, und geiſtreich, durch die-
ſe allein ahndet man in der Geſellſchaft die
Frau von außerordentlichen Gaben. So oft
ſich Gelegenheit zeigt, giebt ſie Konzerte
und Baͤlle, wo ſich immer eine Menge jun-
ger Leute einfinden, deren Vergnuͤgen durch
nichts, was die ernſte Stimmung der Wir-
thin verrathen koͤnnte, geſtoͤrt wird. Sie
zieht ſich freylich immer ſehr bald in ihr ein-
ſames Zimmer zuruͤck, aber ohne im gering-
ſten die Luſt zu unterbrechen, ſo wie ſie nie-
mals irgend eine Art von Aufſehen ihrent-
wegen erlaubt. — Jch denke mir, wie oft
dieſe Guͤte mag gemißbraucht worden ſeyn,
in der Welt! — Dem iſt es auch wohl nur
allein zuzuſchreiben, daß der Zutritt zu ihr
ſo erſchwert worden iſt, obgleich ſie auf
keine Weiſe argwoͤhnender ward durch den wie-
derholten Betrug. Die Noth der Huͤlfe ſuchen-
den wird jederzeit von ihr ſelbſt gepruͤft. Dies
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[360/0368] ihrem Hauſe herrſcht, macht, daß es von allen geſucht wird. Die Unterhaltung der Graͤfin iſt leicht, und geiſtreich, durch die- ſe allein ahndet man in der Geſellſchaft die Frau von außerordentlichen Gaben. So oft ſich Gelegenheit zeigt, giebt ſie Konzerte und Baͤlle, wo ſich immer eine Menge jun- ger Leute einfinden, deren Vergnuͤgen durch nichts, was die ernſte Stimmung der Wir- thin verrathen koͤnnte, geſtoͤrt wird. Sie zieht ſich freylich immer ſehr bald in ihr ein- ſames Zimmer zuruͤck, aber ohne im gering- ſten die Luſt zu unterbrechen, ſo wie ſie nie- mals irgend eine Art von Aufſehen ihrent- wegen erlaubt. — Jch denke mir, wie oft dieſe Guͤte mag gemißbraucht worden ſeyn, in der Welt! — Dem iſt es auch wohl nur allein zuzuſchreiben, daß der Zutritt zu ihr ſo erſchwert worden iſt, obgleich ſie auf keine Weiſe argwoͤhnender ward durch den wie- derholten Betrug. Die Noth der Huͤlfe ſuchen- den wird jederzeit von ihr ſelbſt gepruͤft. Dies Geſchaͤft uͤbertraͤgt ſie niemals irgend einem

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/368>, abgerufen am 28.11.2024.