Blatt in die Hand nehmen wollte. Er ver- deckte es schnell mit einem andern Blatt. Ent- schuldigen Sie, sagte er kurz und trocken, es ist nicht sertig. -- Mir können Sie es im- mer halb fertig zeigen, ich bin gar kein Ken- ner. -- Um desto weniger Herr Rittmeister! -- Es ist Fräulein Betty, ihr Portrait das habe ich gesehen! -- Allerdings ist es das. -- Nun so muß ich Jhnen dann sagen: ich habe ein Recht dazu es zu fordern. -- Das mag seyn, aber ich habe kein Recht es Jhnen zu geben, es gehört dem Fräulein -- Sie werden also entscheiden Fräulein, rief er auf- gebracht. -- Jn der That lieber Walter ... es war ein Scherz ... ich bat darum -- Nun so wird man es doch wenigstens erkaufen kön- nen; was ist Jhr Preis? fragte er, seine Börse hervorziehend. -- Florentin antworte- te nicht, und legte das Blatt mit Gelassenheit in sein Taschenbuch. -- Es ist nicht für Be- zahlung gemacht, lieber Walter, sagte Betty wieder. -- Es muß doch auf irgend eine Weise wieder in Jhre Hände kommen, denn
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Blatt in die Hand nehmen wollte. Er ver- deckte es ſchnell mit einem andern Blatt. Ent- ſchuldigen Sie, ſagte er kurz und trocken, es iſt nicht ſertig. — Mir koͤnnen Sie es im- mer halb fertig zeigen, ich bin gar kein Ken- ner. — Um deſto weniger Herr Rittmeiſter! — Es iſt Fraͤulein Betty, ihr Portrait das habe ich geſehen! — Allerdings iſt es das. — Nun ſo muß ich Jhnen dann ſagen: ich habe ein Recht dazu es zu fordern. — Das mag ſeyn, aber ich habe kein Recht es Jhnen zu geben, es gehoͤrt dem Fraͤulein — Sie werden alſo entſcheiden Fraͤulein, rief er auf- gebracht. — Jn der That lieber Walter … es war ein Scherz … ich bat darum — Nun ſo wird man es doch wenigſtens erkaufen koͤn- nen; was iſt Jhr Preis? fragte er, ſeine Boͤrſe hervorziehend. — Florentin antworte- te nicht, und legte das Blatt mit Gelaſſenheit in ſein Taſchenbuch. — Es iſt nicht fuͤr Be- zahlung gemacht, lieber Walter, ſagte Betty wieder. — Es muß doch auf irgend eine Weiſe wieder in Jhre Haͤnde kommen, denn
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Blatt in die Hand nehmen wollte. Er ver-
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ſchuldigen Sie, ſagte er kurz und trocken, es
iſt nicht ſertig. — Mir koͤnnen Sie es im-
mer halb fertig zeigen, ich bin gar kein Ken-
ner. — Um deſto weniger Herr Rittmeiſter!
— Es iſt Fraͤulein Betty, ihr Portrait das
habe ich geſehen! — Allerdings iſt es das.
— Nun ſo muß ich Jhnen dann ſagen: ich
habe ein Recht dazu es zu fordern. — Das
mag ſeyn, aber ich habe kein Recht es Jhnen
zu geben, es gehoͤrt dem Fraͤulein — Sie
werden alſo entſcheiden Fraͤulein, rief er auf-
gebracht. — Jn der That lieber Walter …
es war ein Scherz … ich bat darum — Nun
ſo wird man es doch wenigſtens erkaufen koͤn-
nen; was iſt Jhr Preis? fragte er, ſeine
Boͤrſe hervorziehend. — Florentin antworte-
te nicht, und legte das Blatt mit Gelaſſenheit
in ſein Taſchenbuch. — Es iſt nicht fuͤr Be-
zahlung gemacht, lieber Walter, ſagte Betty
wieder. — Es muß doch auf irgend eine
Weiſe wieder in Jhre Haͤnde kommen, denn
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/363>, abgerufen am 28.11.2024.
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