Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

wollte, sie behauptete, ihn durchaus nicht zu
verstehen. -- Nun so will ich zeichnen, wenn
ich mich mit Worten nicht verständlich machen
kann! --

Er zeichnete darauf eine Karikatur hin,
man lachte, und scherzte fröhlich darüber.
Betty war noch lustiger als gewöhnlich; es
schien als wollte sie durch die gewaltsame An-
strengung eine innere Kränkung betäuben und
unterdrücken. Florentin hatte sie nur noch lieber
wegen dieser Kraft; um so mehr haßte er aber
den Urheber dieser Kränkung.

Es ward vorgeschlagen, Florentin sollte
ihren Schattenriß machen. -- Das nicht,
sagte er, dies Stumpfnäschen schickt sich schlecht
zu einem Schattenriß, aber zeichnen will ich
Sie. -- Sie stellte sich in einer leichten ange-
nehmen Stellung vor ihn hin. Mit wenigen
Strichen war das Figürchen entworfen, im
schwebenden Tanz mit beyden Händen ein
Tambourin in die Höhe haltend, Gesicht und
Haltung, obgleich nur in flüchtigen Umrissen,
zum Sprechen ähnlich. Florentin war ver-

Florentin. I. 23

wollte, ſie behauptete, ihn durchaus nicht zu
verſtehen. — Nun ſo will ich zeichnen, wenn
ich mich mit Worten nicht verſtaͤndlich machen
kann! —

Er zeichnete darauf eine Karikatur hin,
man lachte, und ſcherzte froͤhlich daruͤber.
Betty war noch luſtiger als gewoͤhnlich; es
ſchien als wollte ſie durch die gewaltſame An-
ſtrengung eine innere Kraͤnkung betaͤuben und
unterdruͤcken. Florentin hatte ſie nur noch lieber
wegen dieſer Kraft; um ſo mehr haßte er aber
den Urheber dieſer Kraͤnkung.

Es ward vorgeſchlagen, Florentin ſollte
ihren Schattenriß machen. — Das nicht,
ſagte er, dies Stumpfnaͤschen ſchickt ſich ſchlecht
zu einem Schattenriß, aber zeichnen will ich
Sie. — Sie ſtellte ſich in einer leichten ange-
nehmen Stellung vor ihn hin. Mit wenigen
Strichen war das Figuͤrchen entworfen, im
ſchwebenden Tanz mit beyden Haͤnden ein
Tambourin in die Hoͤhe haltend, Geſicht und
Haltung, obgleich nur in fluͤchtigen Umriſſen,
zum Sprechen aͤhnlich. Florentin war ver-

Florentin. I. 23
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0361" n="353"/>
wollte, &#x017F;ie behauptete, ihn durchaus nicht zu<lb/>
ver&#x017F;tehen. &#x2014; Nun &#x017F;o will ich zeichnen, wenn<lb/>
ich mich mit Worten nicht ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich machen<lb/>
kann! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Er zeichnete darauf eine Karikatur hin,<lb/>
man lachte, und &#x017F;cherzte fro&#x0364;hlich daru&#x0364;ber.<lb/>
Betty war noch lu&#x017F;tiger als gewo&#x0364;hnlich; es<lb/>
&#x017F;chien als wollte &#x017F;ie durch die gewalt&#x017F;ame An-<lb/>
&#x017F;trengung eine innere Kra&#x0364;nkung beta&#x0364;uben und<lb/>
unterdru&#x0364;cken. Florentin hatte &#x017F;ie nur noch lieber<lb/>
wegen die&#x017F;er Kraft; um &#x017F;o mehr haßte er aber<lb/>
den Urheber die&#x017F;er Kra&#x0364;nkung.</p><lb/>
          <p>Es ward vorge&#x017F;chlagen, Florentin &#x017F;ollte<lb/>
ihren Schattenriß machen. &#x2014; Das nicht,<lb/>
&#x017F;agte er, dies Stumpfna&#x0364;schen &#x017F;chickt &#x017F;ich &#x017F;chlecht<lb/>
zu einem Schattenriß, aber zeichnen will ich<lb/>
Sie. &#x2014; Sie &#x017F;tellte &#x017F;ich in einer leichten ange-<lb/>
nehmen Stellung vor ihn hin. Mit wenigen<lb/>
Strichen war das Figu&#x0364;rchen entworfen, im<lb/>
&#x017F;chwebenden Tanz mit beyden Ha&#x0364;nden ein<lb/>
Tambourin in die Ho&#x0364;he haltend, Ge&#x017F;icht und<lb/>
Haltung, obgleich nur in flu&#x0364;chtigen Umri&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
zum Sprechen a&#x0364;hnlich. Florentin war ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Florentin. <hi rendition="#aq">I.</hi> 23</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0361] wollte, ſie behauptete, ihn durchaus nicht zu verſtehen. — Nun ſo will ich zeichnen, wenn ich mich mit Worten nicht verſtaͤndlich machen kann! — Er zeichnete darauf eine Karikatur hin, man lachte, und ſcherzte froͤhlich daruͤber. Betty war noch luſtiger als gewoͤhnlich; es ſchien als wollte ſie durch die gewaltſame An- ſtrengung eine innere Kraͤnkung betaͤuben und unterdruͤcken. Florentin hatte ſie nur noch lieber wegen dieſer Kraft; um ſo mehr haßte er aber den Urheber dieſer Kraͤnkung. Es ward vorgeſchlagen, Florentin ſollte ihren Schattenriß machen. — Das nicht, ſagte er, dies Stumpfnaͤschen ſchickt ſich ſchlecht zu einem Schattenriß, aber zeichnen will ich Sie. — Sie ſtellte ſich in einer leichten ange- nehmen Stellung vor ihn hin. Mit wenigen Strichen war das Figuͤrchen entworfen, im ſchwebenden Tanz mit beyden Haͤnden ein Tambourin in die Hoͤhe haltend, Geſicht und Haltung, obgleich nur in fluͤchtigen Umriſſen, zum Sprechen aͤhnlich. Florentin war ver- Florentin. I. 23

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/361
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/361>, abgerufen am 27.11.2024.