Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

würde erst durch die Liebe, zum Leben sich aus-
bilden.

Hier sahen sie Betty, nur von einem Be-
dienten begleitet, über den See auf einem
Kahn zu ihnen kommen. Sie brachte dem
Arzt die Nachricht, daß es mit Clementinen
recht gut ginge, sie schliefe ruhig. Sie wäre
herüber gekommen, theils ihm das zu verkün-
digen, theils auch, da sie gehört Florentin
sey bey ihm, diesen zu fragen, ob er den
Rittmeister nicht irgendwo gesehen hätte? --
Er hat diesen Abend im Garten zu seyn ver-
sprochen, sagte sie, die bestimmte Stunde ist
aber längst vorüber und er ist nicht gekom-
men. -- Florentin erinnerte sich, daß er,
des Versprechens an Betty uneingedenk, die
Partie fine mit den andern jungen Leuten
verabredet hatte, wozu er selbst mit eingela-
den war; er schwieg aber davon, und erwie-
derte blos, er hätte ihn nicht weiter als bey
Tische gesehen. -- Aber Doktor, rief Betty
aus; lernen Sie doch von Florentin, Fas-
sung zu behalten, wenn man Sie auch stört.

wuͤrde erſt durch die Liebe, zum Leben ſich aus-
bilden.

Hier ſahen ſie Betty, nur von einem Be-
dienten begleitet, uͤber den See auf einem
Kahn zu ihnen kommen. Sie brachte dem
Arzt die Nachricht, daß es mit Clementinen
recht gut ginge, ſie ſchliefe ruhig. Sie waͤre
heruͤber gekommen, theils ihm das zu verkuͤn-
digen, theils auch, da ſie gehoͤrt Florentin
ſey bey ihm, dieſen zu fragen, ob er den
Rittmeiſter nicht irgendwo geſehen haͤtte? —
Er hat dieſen Abend im Garten zu ſeyn ver-
ſprochen, ſagte ſie, die beſtimmte Stunde iſt
aber laͤngſt voruͤber und er iſt nicht gekom-
men. — Florentin erinnerte ſich, daß er,
des Verſprechens an Betty uneingedenk, die
Partie fine mit den andern jungen Leuten
verabredet hatte, wozu er ſelbſt mit eingela-
den war; er ſchwieg aber davon, und erwie-
derte blos, er haͤtte ihn nicht weiter als bey
Tiſche geſehen. — Aber Doktor, rief Betty
aus; lernen Sie doch von Florentin, Faſ-
ſung zu behalten, wenn man Sie auch ſtoͤrt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0359" n="350[351]"/>
wu&#x0364;rde er&#x017F;t durch die Liebe, zum Leben &#x017F;ich aus-<lb/>
bilden.</p><lb/>
          <p>Hier &#x017F;ahen &#x017F;ie Betty, nur von einem Be-<lb/>
dienten begleitet, u&#x0364;ber den See auf einem<lb/>
Kahn zu ihnen kommen. Sie brachte dem<lb/>
Arzt die Nachricht, daß es mit Clementinen<lb/>
recht gut ginge, &#x017F;ie &#x017F;chliefe ruhig. Sie wa&#x0364;re<lb/>
heru&#x0364;ber gekommen, theils ihm das zu verku&#x0364;n-<lb/>
digen, theils auch, da &#x017F;ie geho&#x0364;rt Florentin<lb/>
&#x017F;ey bey ihm, die&#x017F;en zu fragen, ob er den<lb/>
Rittmei&#x017F;ter nicht irgendwo ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte? &#x2014;<lb/>
Er hat die&#x017F;en Abend im Garten zu &#x017F;eyn ver-<lb/>
&#x017F;prochen, &#x017F;agte &#x017F;ie, die be&#x017F;timmte Stunde i&#x017F;t<lb/>
aber la&#x0364;ng&#x017F;t voru&#x0364;ber und er i&#x017F;t nicht gekom-<lb/>
men. &#x2014; Florentin erinnerte &#x017F;ich, daß er,<lb/>
des Ver&#x017F;prechens an Betty uneingedenk, die<lb/>
Partie fine mit den andern jungen Leuten<lb/>
verabredet hatte, wozu er &#x017F;elb&#x017F;t mit eingela-<lb/>
den war; er &#x017F;chwieg aber davon, und erwie-<lb/>
derte blos, er ha&#x0364;tte ihn nicht weiter als bey<lb/>
Ti&#x017F;che ge&#x017F;ehen. &#x2014; Aber Doktor, rief Betty<lb/>
aus; lernen Sie doch von Florentin, Fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung zu behalten, wenn man Sie auch &#x017F;to&#x0364;rt.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350[351]/0359] wuͤrde erſt durch die Liebe, zum Leben ſich aus- bilden. Hier ſahen ſie Betty, nur von einem Be- dienten begleitet, uͤber den See auf einem Kahn zu ihnen kommen. Sie brachte dem Arzt die Nachricht, daß es mit Clementinen recht gut ginge, ſie ſchliefe ruhig. Sie waͤre heruͤber gekommen, theils ihm das zu verkuͤn- digen, theils auch, da ſie gehoͤrt Florentin ſey bey ihm, dieſen zu fragen, ob er den Rittmeiſter nicht irgendwo geſehen haͤtte? — Er hat dieſen Abend im Garten zu ſeyn ver- ſprochen, ſagte ſie, die beſtimmte Stunde iſt aber laͤngſt voruͤber und er iſt nicht gekom- men. — Florentin erinnerte ſich, daß er, des Verſprechens an Betty uneingedenk, die Partie fine mit den andern jungen Leuten verabredet hatte, wozu er ſelbſt mit eingela- den war; er ſchwieg aber davon, und erwie- derte blos, er haͤtte ihn nicht weiter als bey Tiſche geſehen. — Aber Doktor, rief Betty aus; lernen Sie doch von Florentin, Faſ- ſung zu behalten, wenn man Sie auch ſtoͤrt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/359
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 350[351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/359>, abgerufen am 23.11.2024.