Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

cherley, was ihm fremd war. -- Wollen sie
sich nicht gleich, sagte dieser, an den großen
Meister selbst wenden, dessen Schüler auch ich
bin? Alles was Sie gesehen haben, was Sie
hier freut, ist das Werk meiner Eleonore, mich
hat sie erst zu dem Geschäft einigermaßen ge-
bildet. Eigentlich leben wir wie unsre deutschen
Väter: den Mann beschäftigt der Krieg, und
in Friedenszeiten die Jagd, der Frau gehört
das Haus und die innere Oekonomie. -- Glau-
ben Sie nur, sagte Eleonore, der Mann, der
jetzt eben so kriegerisch und wild spricht, muß
manche häusliche Sorge übernehmen. -- Es
geziemt dem Manne allerdings, erwiederte der
Graf, der Gehülfe einer Frau zu seyn, die im
Felde die Gefährtin ihres Mannes zu seyn
wagt. -- Wie das? darf ich erfahren? fragte
Florentin. -- Nichts, nichts, rief die Grä-
fin, hören Sie nicht auf ihn! Er wird Jh-
nen bald eine prächtige Beschreibung meiner
Thaten und Werke zu machen wissen, die dar-
auf hinaus laufen, daß ich ihn zu sehr liebte,
um mich von ihm zu trennen. Wollen Sie

cherley, was ihm fremd war. — Wollen ſie
ſich nicht gleich, ſagte dieſer, an den großen
Meiſter ſelbſt wenden, deſſen Schuͤler auch ich
bin? Alles was Sie geſehen haben, was Sie
hier freut, iſt das Werk meiner Eleonore, mich
hat ſie erſt zu dem Geſchaͤft einigermaßen ge-
bildet. Eigentlich leben wir wie unſre deutſchen
Vaͤter: den Mann beſchaͤftigt der Krieg, und
in Friedenszeiten die Jagd, der Frau gehoͤrt
das Haus und die innere Oekonomie. — Glau-
ben Sie nur, ſagte Eleonore, der Mann, der
jetzt eben ſo kriegeriſch und wild ſpricht, muß
manche haͤusliche Sorge uͤbernehmen. — Es
geziemt dem Manne allerdings, erwiederte der
Graf, der Gehuͤlfe einer Frau zu ſeyn, die im
Felde die Gefaͤhrtin ihres Mannes zu ſeyn
wagt. — Wie das? darf ich erfahren? fragte
Florentin. — Nichts, nichts, rief die Graͤ-
fin, hoͤren Sie nicht auf ihn! Er wird Jh-
nen bald eine praͤchtige Beſchreibung meiner
Thaten und Werke zu machen wiſſen, die dar-
auf hinaus laufen, daß ich ihn zu ſehr liebte,
um mich von ihm zu trennen. Wollen Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="27"/>
cherley, was ihm fremd war. &#x2014; Wollen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich nicht gleich, &#x017F;agte die&#x017F;er, an den großen<lb/>
Mei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t wenden, de&#x017F;&#x017F;en Schu&#x0364;ler auch ich<lb/>
bin? Alles was Sie ge&#x017F;ehen haben, was Sie<lb/>
hier freut, i&#x017F;t das Werk meiner Eleonore, mich<lb/>
hat &#x017F;ie er&#x017F;t zu dem Ge&#x017F;cha&#x0364;ft einigermaßen ge-<lb/>
bildet. Eigentlich leben wir wie un&#x017F;re deut&#x017F;chen<lb/>
Va&#x0364;ter: den Mann be&#x017F;cha&#x0364;ftigt der Krieg, und<lb/>
in Friedenszeiten die Jagd, der Frau geho&#x0364;rt<lb/>
das Haus und die innere Oekonomie. &#x2014; Glau-<lb/>
ben Sie nur, &#x017F;agte Eleonore, der Mann, der<lb/>
jetzt eben &#x017F;o kriegeri&#x017F;ch und wild &#x017F;pricht, muß<lb/>
manche ha&#x0364;usliche Sorge u&#x0364;bernehmen. &#x2014; Es<lb/>
geziemt dem Manne allerdings, erwiederte der<lb/>
Graf, der Gehu&#x0364;lfe einer Frau zu &#x017F;eyn, die im<lb/>
Felde die Gefa&#x0364;hrtin ihres Mannes zu &#x017F;eyn<lb/>
wagt. &#x2014; Wie das? darf ich erfahren? fragte<lb/>
Florentin. &#x2014; Nichts, nichts, rief die Gra&#x0364;-<lb/>
fin, ho&#x0364;ren Sie nicht auf ihn! Er wird Jh-<lb/>
nen bald eine pra&#x0364;chtige Be&#x017F;chreibung meiner<lb/>
Thaten und Werke zu machen wi&#x017F;&#x017F;en, die dar-<lb/>
auf hinaus laufen, daß ich ihn zu &#x017F;ehr liebte,<lb/>
um mich von ihm zu trennen. Wollen Sie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] cherley, was ihm fremd war. — Wollen ſie ſich nicht gleich, ſagte dieſer, an den großen Meiſter ſelbſt wenden, deſſen Schuͤler auch ich bin? Alles was Sie geſehen haben, was Sie hier freut, iſt das Werk meiner Eleonore, mich hat ſie erſt zu dem Geſchaͤft einigermaßen ge- bildet. Eigentlich leben wir wie unſre deutſchen Vaͤter: den Mann beſchaͤftigt der Krieg, und in Friedenszeiten die Jagd, der Frau gehoͤrt das Haus und die innere Oekonomie. — Glau- ben Sie nur, ſagte Eleonore, der Mann, der jetzt eben ſo kriegeriſch und wild ſpricht, muß manche haͤusliche Sorge uͤbernehmen. — Es geziemt dem Manne allerdings, erwiederte der Graf, der Gehuͤlfe einer Frau zu ſeyn, die im Felde die Gefaͤhrtin ihres Mannes zu ſeyn wagt. — Wie das? darf ich erfahren? fragte Florentin. — Nichts, nichts, rief die Graͤ- fin, hoͤren Sie nicht auf ihn! Er wird Jh- nen bald eine praͤchtige Beſchreibung meiner Thaten und Werke zu machen wiſſen, die dar- auf hinaus laufen, daß ich ihn zu ſehr liebte, um mich von ihm zu trennen. Wollen Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/35
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/35>, abgerufen am 24.12.2024.