Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

noch heimlich; außer daß sie die Vermäh-
lung noch lange aufgeschoben hat, damit
Betty Zeit habe, ihren Jrrthum gewahr
zu werden. Auch dann noch, wenn sie viel-
leicht zu spät zurück kommt, darf sie gewiß
seyn, Hülfe und Schutz bey ihr zu finden,
so bald sie ihn bedarf und sucht; denn
nie legt sie dem Jrrthum eine härtere Stra-
fe auf, als den er selbst mit sich führt,
und auch diese bemüht sie sich, auf jede
Weise zu lindern Sie hätte es wohl ge-
wünscht, mich mit Bettys Hand beglücken
zu können, da es aber meiner innigen treuen
Liebe nicht gelang, so hält sie mit Recht
jedes andre Mittel, sie dazu zu bewegen, für
unerlaubt und unwürdig. Sie deren große
Seele jeden Schmerz mit geprüfter Stand-
haftigkeit trägt, vermag nie andern ir-
gend eine unangenehme Empfindung zu ver-
ursachen; sie findet es bey ihrer Reizbarkeit
immer noch leichter selbst zu dulden, als
andre dulden zu sehen; auch findet sie in
ihrem Geist, und ihrer Religion, Kraft

noch heimlich; außer daß ſie die Vermaͤh-
lung noch lange aufgeſchoben hat, damit
Betty Zeit habe, ihren Jrrthum gewahr
zu werden. Auch dann noch, wenn ſie viel-
leicht zu ſpaͤt zuruͤck kommt, darf ſie gewiß
ſeyn, Huͤlfe und Schutz bey ihr zu finden,
ſo bald ſie ihn bedarf und ſucht; denn
nie legt ſie dem Jrrthum eine haͤrtere Stra-
fe auf, als den er ſelbſt mit ſich fuͤhrt,
und auch dieſe bemuͤht ſie ſich, auf jede
Weiſe zu lindern Sie haͤtte es wohl ge-
wuͤnſcht, mich mit Bettys Hand begluͤcken
zu koͤnnen, da es aber meiner innigen treuen
Liebe nicht gelang, ſo haͤlt ſie mit Recht
jedes andre Mittel, ſie dazu zu bewegen, fuͤr
unerlaubt und unwuͤrdig. Sie deren große
Seele jeden Schmerz mit gepruͤfter Stand-
haftigkeit traͤgt, vermag nie andern ir-
gend eine unangenehme Empfindung zu ver-
urſachen; ſie findet es bey ihrer Reizbarkeit
immer noch leichter ſelbſt zu dulden, als
andre dulden zu ſehen; auch findet ſie in
ihrem Geiſt, und ihrer Religion, Kraft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0340" n="332"/>
noch heimlich; außer daß &#x017F;ie die Verma&#x0364;h-<lb/>
lung noch lange aufge&#x017F;choben hat, damit<lb/>
Betty Zeit habe, ihren Jrrthum gewahr<lb/>
zu werden. Auch dann noch, wenn &#x017F;ie viel-<lb/>
leicht zu &#x017F;pa&#x0364;t zuru&#x0364;ck kommt, darf &#x017F;ie gewiß<lb/>
&#x017F;eyn, Hu&#x0364;lfe und Schutz bey ihr zu finden,<lb/>
&#x017F;o bald &#x017F;ie ihn bedarf und &#x017F;ucht; denn<lb/>
nie legt &#x017F;ie dem Jrrthum eine ha&#x0364;rtere Stra-<lb/>
fe auf, als den er &#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;ich fu&#x0364;hrt,<lb/>
und auch die&#x017F;e bemu&#x0364;ht &#x017F;ie &#x017F;ich, auf jede<lb/>
Wei&#x017F;e zu lindern Sie ha&#x0364;tte es wohl ge-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;cht, mich mit Bettys Hand beglu&#x0364;cken<lb/>
zu ko&#x0364;nnen, da es aber meiner innigen treuen<lb/>
Liebe nicht gelang, &#x017F;o ha&#x0364;lt &#x017F;ie mit Recht<lb/>
jedes andre Mittel, &#x017F;ie dazu zu bewegen, fu&#x0364;r<lb/>
unerlaubt und unwu&#x0364;rdig. Sie deren große<lb/>
Seele jeden Schmerz mit gepru&#x0364;fter Stand-<lb/>
haftigkeit tra&#x0364;gt, vermag nie andern ir-<lb/>
gend eine unangenehme Empfindung zu ver-<lb/>
ur&#x017F;achen; &#x017F;ie findet es bey ihrer Reizbarkeit<lb/>
immer noch leichter &#x017F;elb&#x017F;t zu dulden, als<lb/>
andre dulden zu &#x017F;ehen; auch findet &#x017F;ie in<lb/>
ihrem Gei&#x017F;t, und ihrer Religion, Kraft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0340] noch heimlich; außer daß ſie die Vermaͤh- lung noch lange aufgeſchoben hat, damit Betty Zeit habe, ihren Jrrthum gewahr zu werden. Auch dann noch, wenn ſie viel- leicht zu ſpaͤt zuruͤck kommt, darf ſie gewiß ſeyn, Huͤlfe und Schutz bey ihr zu finden, ſo bald ſie ihn bedarf und ſucht; denn nie legt ſie dem Jrrthum eine haͤrtere Stra- fe auf, als den er ſelbſt mit ſich fuͤhrt, und auch dieſe bemuͤht ſie ſich, auf jede Weiſe zu lindern Sie haͤtte es wohl ge- wuͤnſcht, mich mit Bettys Hand begluͤcken zu koͤnnen, da es aber meiner innigen treuen Liebe nicht gelang, ſo haͤlt ſie mit Recht jedes andre Mittel, ſie dazu zu bewegen, fuͤr unerlaubt und unwuͤrdig. Sie deren große Seele jeden Schmerz mit gepruͤfter Stand- haftigkeit traͤgt, vermag nie andern ir- gend eine unangenehme Empfindung zu ver- urſachen; ſie findet es bey ihrer Reizbarkeit immer noch leichter ſelbſt zu dulden, als andre dulden zu ſehen; auch findet ſie in ihrem Geiſt, und ihrer Religion, Kraft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/340
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/340>, abgerufen am 25.11.2024.