Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Reichthum sich wie Segen vom Himmel herab.
Voll Ehrerbietung, ohne Furcht und ohne knech-
tische Erniedrigung wurden sie von den Landleu-
ten, die ihnen begegneten, begrüßt. Gesund-
heit und Vergnüglichkeit leuchtete auf jedem Ge-
sicht, Ordnung und Reinlichkeit glänzte ihnen aus
jedem Hause entgegen. Schöne sröhliche Kinder
tanzten auf dem Rasenplatze im Schein der un-
tergehenden Sonne; dem Fremdlinge ward das
Herz groß, ihm war, als fände er hier die gold-
ne Zeit, die er auf ewig entflohen geglaubt.

Man kam aufs Schloß zurück, nachdem
sie im Vorbeygehen die schönen weitläuftigen
Wirthschaftsgebäude und einige innere Einrich-
tungen befehen hatten. Florentin freute sich
kindisch an allem, was er sah, und besonders an
der freundlichen und leichten Ordnung, mit der
alles geleitet wurde. Er hatte, was dahin ge-
hört, immer in so trauriger und widerwärtiger
Gestalt gesehen, daß er es für erdrückend und
Geist ertödtend halten mußte: aber wie ganz
anders fand er es hier! Jetzt erkundigte er
sich mit Theilnahme beym Grafen nach man-

Reichthum ſich wie Segen vom Himmel herab.
Voll Ehrerbietung, ohne Furcht und ohne knech-
tiſche Erniedrigung wurden ſie von den Landleu-
ten, die ihnen begegneten, begruͤßt. Geſund-
heit und Vergnuͤglichkeit leuchtete auf jedem Ge-
ſicht, Ordnung und Reinlichkeit glaͤnzte ihnen aus
jedem Hauſe entgegen. Schoͤne ſroͤhliche Kinder
tanzten auf dem Raſenplatze im Schein der un-
tergehenden Sonne; dem Fremdlinge ward das
Herz groß, ihm war, als faͤnde er hier die gold-
ne Zeit, die er auf ewig entflohen geglaubt.

Man kam aufs Schloß zuruͤck, nachdem
ſie im Vorbeygehen die ſchoͤnen weitlaͤuftigen
Wirthſchaftsgebaͤude und einige innere Einrich-
tungen befehen hatten. Florentin freute ſich
kindiſch an allem, was er ſah, und beſonders an
der freundlichen und leichten Ordnung, mit der
alles geleitet wurde. Er hatte, was dahin ge-
hoͤrt, immer in ſo trauriger und widerwaͤrtiger
Geſtalt geſehen, daß er es fuͤr erdruͤckend und
Geiſt ertoͤdtend halten mußte: aber wie ganz
anders fand er es hier! Jetzt erkundigte er
ſich mit Theilnahme beym Grafen nach man-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0034" n="26"/>
Reichthum &#x017F;ich wie Segen vom Himmel herab.<lb/>
Voll Ehrerbietung, ohne Furcht und ohne knech-<lb/>
ti&#x017F;che Erniedrigung wurden &#x017F;ie von den Landleu-<lb/>
ten, die ihnen begegneten, begru&#x0364;ßt. Ge&#x017F;und-<lb/>
heit und Vergnu&#x0364;glichkeit leuchtete auf jedem Ge-<lb/>
&#x017F;icht, Ordnung und Reinlichkeit gla&#x0364;nzte ihnen aus<lb/>
jedem Hau&#x017F;e entgegen. Scho&#x0364;ne &#x017F;ro&#x0364;hliche Kinder<lb/>
tanzten auf dem Ra&#x017F;enplatze im Schein der un-<lb/>
tergehenden Sonne; dem Fremdlinge ward das<lb/>
Herz groß, ihm war, als fa&#x0364;nde er hier die gold-<lb/>
ne Zeit, die er auf ewig entflohen geglaubt.</p><lb/>
          <p>Man kam aufs Schloß zuru&#x0364;ck, nachdem<lb/>
&#x017F;ie im Vorbeygehen die &#x017F;cho&#x0364;nen weitla&#x0364;uftigen<lb/>
Wirth&#x017F;chaftsgeba&#x0364;ude und einige innere Einrich-<lb/>
tungen befehen hatten. Florentin freute &#x017F;ich<lb/>
kindi&#x017F;ch an allem, was er &#x017F;ah, und be&#x017F;onders an<lb/>
der freundlichen und leichten Ordnung, mit der<lb/>
alles geleitet wurde. Er hatte, was dahin ge-<lb/>
ho&#x0364;rt, immer in &#x017F;o trauriger und widerwa&#x0364;rtiger<lb/>
Ge&#x017F;talt ge&#x017F;ehen, daß er es fu&#x0364;r erdru&#x0364;ckend und<lb/>
Gei&#x017F;t erto&#x0364;dtend halten mußte: aber wie ganz<lb/>
anders fand er es hier! Jetzt erkundigte er<lb/>
&#x017F;ich mit Theilnahme beym Grafen nach man-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0034] Reichthum ſich wie Segen vom Himmel herab. Voll Ehrerbietung, ohne Furcht und ohne knech- tiſche Erniedrigung wurden ſie von den Landleu- ten, die ihnen begegneten, begruͤßt. Geſund- heit und Vergnuͤglichkeit leuchtete auf jedem Ge- ſicht, Ordnung und Reinlichkeit glaͤnzte ihnen aus jedem Hauſe entgegen. Schoͤne ſroͤhliche Kinder tanzten auf dem Raſenplatze im Schein der un- tergehenden Sonne; dem Fremdlinge ward das Herz groß, ihm war, als faͤnde er hier die gold- ne Zeit, die er auf ewig entflohen geglaubt. Man kam aufs Schloß zuruͤck, nachdem ſie im Vorbeygehen die ſchoͤnen weitlaͤuftigen Wirthſchaftsgebaͤude und einige innere Einrich- tungen befehen hatten. Florentin freute ſich kindiſch an allem, was er ſah, und beſonders an der freundlichen und leichten Ordnung, mit der alles geleitet wurde. Er hatte, was dahin ge- hoͤrt, immer in ſo trauriger und widerwaͤrtiger Geſtalt geſehen, daß er es fuͤr erdruͤckend und Geiſt ertoͤdtend halten mußte: aber wie ganz anders fand er es hier! Jetzt erkundigte er ſich mit Theilnahme beym Grafen nach man-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/34
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/34>, abgerufen am 24.11.2024.