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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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heit ewig verloren seyn? und die Freun-
de könnten sie retten und sehen müßig zu,
wie sie untergeht! -- Woher wissen Sie
das? -- Warum wendet Clementine nicht
hier ihre ganze Autorität an? hier ist es
an der Zeit, sich dem Vorurtheile mit Macht
entgegen zu setzen! -- Sie müßten die Vor-
treffliche freylich kennen lernen, um sie zu
verstehen. Clementine gehört zu den seltnen
Seelen, die wahre Ehrfurcht, die zarteste
Scheu für die Sinnes-Freyheit andrer Per-
sonen hegen. Diese, in sich und in den
sie umgebenden, nie zu verletzen und auf
das höchste auszubilden, ist ihr größtes Be-
streben. Nie hat sie aber jemand durch Au-
torität zum Bessern zu zwingen versucht.
Sie hat nicht versäumt, Betty das Elend
vorzustellen, dem sie entgegen geht; da
diese aber fest ist in ihrem Glauben: Wal-
ter liebe sie, die Liebe würde ihn ausbil-
den, und einer liebenden geliebten Frau sey
alles möglich; so erlaubt sie sich weiter kei-
nen Schritt dagegen zu thun, weder offen

heit ewig verloren ſeyn? und die Freun-
de koͤnnten ſie retten und ſehen muͤßig zu,
wie ſie untergeht! — Woher wiſſen Sie
das? — Warum wendet Clementine nicht
hier ihre ganze Autoritaͤt an? hier iſt es
an der Zeit, ſich dem Vorurtheile mit Macht
entgegen zu ſetzen! — Sie muͤßten die Vor-
treffliche freylich kennen lernen, um ſie zu
verſtehen. Clementine gehoͤrt zu den ſeltnen
Seelen, die wahre Ehrfurcht, die zarteſte
Scheu fuͤr die Sinnes-Freyheit andrer Per-
ſonen hegen. Dieſe, in ſich und in den
ſie umgebenden, nie zu verletzen und auf
das hoͤchſte auszubilden, iſt ihr groͤßtes Be-
ſtreben. Nie hat ſie aber jemand durch Au-
toritaͤt zum Beſſern zu zwingen verſucht.
Sie hat nicht verſaͤumt, Betty das Elend
vorzuſtellen, dem ſie entgegen geht; da
dieſe aber feſt iſt in ihrem Glauben: Wal-
ter liebe ſie, die Liebe wuͤrde ihn ausbil-
den, und einer liebenden geliebten Frau ſey
alles moͤglich; ſo erlaubt ſie ſich weiter kei-
nen Schritt dagegen zu thun, weder offen

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[331/0339] heit ewig verloren ſeyn? und die Freun- de koͤnnten ſie retten und ſehen muͤßig zu, wie ſie untergeht! — Woher wiſſen Sie das? — Warum wendet Clementine nicht hier ihre ganze Autoritaͤt an? hier iſt es an der Zeit, ſich dem Vorurtheile mit Macht entgegen zu ſetzen! — Sie muͤßten die Vor- treffliche freylich kennen lernen, um ſie zu verſtehen. Clementine gehoͤrt zu den ſeltnen Seelen, die wahre Ehrfurcht, die zarteſte Scheu fuͤr die Sinnes-Freyheit andrer Per- ſonen hegen. Dieſe, in ſich und in den ſie umgebenden, nie zu verletzen und auf das hoͤchſte auszubilden, iſt ihr groͤßtes Be- ſtreben. Nie hat ſie aber jemand durch Au- toritaͤt zum Beſſern zu zwingen verſucht. Sie hat nicht verſaͤumt, Betty das Elend vorzuſtellen, dem ſie entgegen geht; da dieſe aber feſt iſt in ihrem Glauben: Wal- ter liebe ſie, die Liebe wuͤrde ihn ausbil- den, und einer liebenden geliebten Frau ſey alles moͤglich; ſo erlaubt ſie ſich weiter kei- nen Schritt dagegen zu thun, weder offen

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/339>, abgerufen am 25.11.2024.