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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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dieses Chor auszubilden, von dem sie sich
nicht allein ihre eignen Kompositionen vortra-
gen läßt, sondern auch die herrlichsten al-
ten Sachen, die man sonst nirgends mehr
hört als bey ihr. -- Für die alte Dame, fing
der Rittmeister an, ist diese melancholische
Musik erstaunlich passend, sonst aber hat
sich noch jeder honette Mensch dabey ennuyirt.
-- Hier mischten sich noch andere ins Ge-
spräch, theils für, theils gegen diese Be-
hauptung, der Streit ward allgemein, wäh-
rend dem sagte Florentin zum Doktor: Wenn
Sie eben jetzt nichts bessers zu thun haben,
so würde ich Sie bitten, einen Spaziergang
mit mir zu machen. -- Jch war im Be-
griff dieselbe Bitte an Sie zu thun, er-
wiederte jener. -- Es entstand eine kleine
Stille, als man die beyden aufstehen sah.
Jm Hinausgehen hörte Florentin ganz deut-
lich, daß Walter "Glücksritter" sagte.

Jch hatte Unrecht, sagte der Doktor,
als sie draußen waren, in Gegenwart die-

dieſes Chor auszubilden, von dem ſie ſich
nicht allein ihre eignen Kompoſitionen vortra-
gen laͤßt, ſondern auch die herrlichſten al-
ten Sachen, die man ſonſt nirgends mehr
hoͤrt als bey ihr. — Fuͤr die alte Dame, fing
der Rittmeiſter an, iſt dieſe melancholiſche
Muſik erſtaunlich paſſend, ſonſt aber hat
ſich noch jeder honette Menſch dabey ennuyirt.
— Hier miſchten ſich noch andere ins Ge-
ſpraͤch, theils fuͤr, theils gegen dieſe Be-
hauptung, der Streit ward allgemein, waͤh-
rend dem ſagte Florentin zum Doktor: Wenn
Sie eben jetzt nichts beſſers zu thun haben,
ſo wuͤrde ich Sie bitten, einen Spaziergang
mit mir zu machen. — Jch war im Be-
griff dieſelbe Bitte an Sie zu thun, er-
wiederte jener. — Es entſtand eine kleine
Stille, als man die beyden aufſtehen ſah.
Jm Hinausgehen hoͤrte Florentin ganz deut-
lich, daß Walter „Gluͤcksritter‶ ſagte.

Jch hatte Unrecht, ſagte der Doktor,
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[327/0335] dieſes Chor auszubilden, von dem ſie ſich nicht allein ihre eignen Kompoſitionen vortra- gen laͤßt, ſondern auch die herrlichſten al- ten Sachen, die man ſonſt nirgends mehr hoͤrt als bey ihr. — Fuͤr die alte Dame, fing der Rittmeiſter an, iſt dieſe melancholiſche Muſik erſtaunlich paſſend, ſonſt aber hat ſich noch jeder honette Menſch dabey ennuyirt. — Hier miſchten ſich noch andere ins Ge- ſpraͤch, theils fuͤr, theils gegen dieſe Be- hauptung, der Streit ward allgemein, waͤh- rend dem ſagte Florentin zum Doktor: Wenn Sie eben jetzt nichts beſſers zu thun haben, ſo wuͤrde ich Sie bitten, einen Spaziergang mit mir zu machen. — Jch war im Be- griff dieſelbe Bitte an Sie zu thun, er- wiederte jener. — Es entſtand eine kleine Stille, als man die beyden aufſtehen ſah. Jm Hinausgehen hoͤrte Florentin ganz deut- lich, daß Walter „Gluͤcksritter‶ ſagte. Jch hatte Unrecht, ſagte der Doktor, als ſie draußen waren, in Gegenwart die-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/335>, abgerufen am 22.11.2024.