nen Geschmack neben einander bestand, so kontrastirte hier der steinerne Ernst des Ein- gangs mit der freundlichen Schönheit des Jn- nern. Er ahndete Clementinens Geist, und ein Ehrfurchtsschauer durchbebte ihn bey dem Gedanken, sie selbst nun bald zu sehen.
Jndem rauschte ein weiblicher Fußtritt in dem Nebenzimmer, Florentin ging vom Altan zurück. -- Es kann nicht Clementina seyn, dachte er, der Schritt ist zu rasch. -- Betty war es. Er hatte es vergessen, daß er diese hier finden müßte; jetzt freute er sich, das muntere zierliche Mädchen unverhofft er- scheinen zu sehen. Er lief auf sie zu. -- Nicht so ausgelassen! rief sie mit komischer Gra- vität, begrüßen Sie fein ehrerbietig in mir die Gräfin Clementina. Jch komme in ih- rer Person, als bevollmächtigter Minister, und mir haben Sie Jhr Kreditiv zu überreichen. Nun so halten Sie nur Jhre ehrfurchtsvolle Anrede! denn Sie sehen doch ganz so aus, als hätten Sie sich eine ersonnen, und woll- te sie so eben wieder hinunterschlucken! -- Betty
nen Geſchmack neben einander beſtand, ſo kontraſtirte hier der ſteinerne Ernſt des Ein- gangs mit der freundlichen Schoͤnheit des Jn- nern. Er ahndete Clementinens Geiſt, und ein Ehrfurchtsſchauer durchbebte ihn bey dem Gedanken, ſie ſelbſt nun bald zu ſehen.
Jndem rauſchte ein weiblicher Fußtritt in dem Nebenzimmer, Florentin ging vom Altan zuruͤck. — Es kann nicht Clementina ſeyn, dachte er, der Schritt iſt zu raſch. — Betty war es. Er hatte es vergeſſen, daß er dieſe hier finden muͤßte; jetzt freute er ſich, das muntere zierliche Maͤdchen unverhofft er- ſcheinen zu ſehen. Er lief auf ſie zu. — Nicht ſo ausgelaſſen! rief ſie mit komiſcher Gra- vitaͤt, begruͤßen Sie fein ehrerbietig in mir die Graͤfin Clementina. Jch komme in ih- rer Perſon, als bevollmaͤchtigter Miniſter, und mir haben Sie Jhr Kreditiv zu uͤberreichen. Nun ſo halten Sie nur Jhre ehrfurchtsvolle Anrede! denn Sie ſehen doch ganz ſo aus, als haͤtten Sie ſich eine erſonnen, und woll- te ſie ſo eben wieder hinunterſchlucken! — Betty
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nen Geſchmack neben einander beſtand, ſo
kontraſtirte hier der ſteinerne Ernſt des Ein-
gangs mit der freundlichen Schoͤnheit des Jn-
nern. Er ahndete Clementinens Geiſt, und
ein Ehrfurchtsſchauer durchbebte ihn bey dem
Gedanken, ſie ſelbſt nun bald zu ſehen.
Jndem rauſchte ein weiblicher Fußtritt
in dem Nebenzimmer, Florentin ging vom
Altan zuruͤck. — Es kann nicht Clementina
ſeyn, dachte er, der Schritt iſt zu raſch. —
Betty war es. Er hatte es vergeſſen, daß er
dieſe hier finden muͤßte; jetzt freute er ſich,
das muntere zierliche Maͤdchen unverhofft er-
ſcheinen zu ſehen. Er lief auf ſie zu. — Nicht
ſo ausgelaſſen! rief ſie mit komiſcher Gra-
vitaͤt, begruͤßen Sie fein ehrerbietig in mir
die Graͤfin Clementina. Jch komme in ih-
rer Perſon, als bevollmaͤchtigter Miniſter, und
mir haben Sie Jhr Kreditiv zu uͤberreichen.
Nun ſo halten Sie nur Jhre ehrfurchtsvolle
Anrede! denn Sie ſehen doch ganz ſo aus,
als haͤtten Sie ſich eine erſonnen, und woll-
te ſie ſo eben wieder hinunterſchlucken! — Betty
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/327>, abgerufen am 25.11.2024.
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