Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

eben so viele Bezauberungen, von deren verei-
nigter Macht Florentin nicht ungerührt bleiben
konnte. Anffallend war es ihm, wie ihr Bau
und ihre Reize bey der beynah noch kindlichen
Jugend doch schon so vollkommen aufgeblüht
prangten; dieses Wunder glich einem Werk der
Liebe, an deren Hauch sich diese junge Knospe
eben zu entfalten schien.

Auch Eleonore war eine sehr schöne Frau.
Jhn dünkte, wie er ihre hohe, etwas reichli-
che Gestalt erblickte, über die der Ausdruck
der Milde, der innern fröhlichen Ruhe, der
mütterlichen Liebe und des Segens verbreitet
war, als sähe er ein Bild der wohlthätigen
Ceres: alles an ihr, sogar die runden Hände
trugen das Gepräge dieses Charakters. Jn ih-
re schönen blauen Augen sah man wie in einen
wolkenlosen Himmel, die blendend weiße Stirn
umgaben freundlich blonde Haare in kleinen
Ringeln; man konnte sie nicht ansehen, ohne
vergnügt zu werden, und jedes Leiden lächelte
sie tröstend aus der Menschen Brust.

Wer sich nach dieser vielleicht etwas zu aus-

eben ſo viele Bezauberungen, von deren verei-
nigter Macht Florentin nicht ungeruͤhrt bleiben
konnte. Anffallend war es ihm, wie ihr Bau
und ihre Reize bey der beynah noch kindlichen
Jugend doch ſchon ſo vollkommen aufgebluͤht
prangten; dieſes Wunder glich einem Werk der
Liebe, an deren Hauch ſich dieſe junge Knoſpe
eben zu entfalten ſchien.

Auch Eleonore war eine ſehr ſchoͤne Frau.
Jhn duͤnkte, wie er ihre hohe, etwas reichli-
che Geſtalt erblickte, uͤber die der Ausdruck
der Milde, der innern froͤhlichen Ruhe, der
muͤtterlichen Liebe und des Segens verbreitet
war, als ſaͤhe er ein Bild der wohlthaͤtigen
Ceres: alles an ihr, ſogar die runden Haͤnde
trugen das Gepraͤge dieſes Charakters. Jn ih-
re ſchoͤnen blauen Augen ſah man wie in einen
wolkenloſen Himmel, die blendend weiße Stirn
umgaben freundlich blonde Haare in kleinen
Ringeln; man konnte ſie nicht anſehen, ohne
vergnuͤgt zu werden, und jedes Leiden laͤchelte
ſie troͤſtend aus der Menſchen Bruſt.

Wer ſich nach dieſer vielleicht etwas zu aus-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="24"/>
eben &#x017F;o viele Bezauberungen, von deren verei-<lb/>
nigter Macht Florentin nicht ungeru&#x0364;hrt bleiben<lb/>
konnte. Anffallend war es ihm, wie ihr Bau<lb/>
und ihre Reize bey der beynah noch kindlichen<lb/>
Jugend doch &#x017F;chon &#x017F;o vollkommen aufgeblu&#x0364;ht<lb/>
prangten; die&#x017F;es Wunder glich einem Werk der<lb/>
Liebe, an deren Hauch &#x017F;ich die&#x017F;e junge Kno&#x017F;pe<lb/>
eben zu entfalten &#x017F;chien.</p><lb/>
          <p>Auch Eleonore war eine &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;ne Frau.<lb/>
Jhn du&#x0364;nkte, wie er ihre hohe, etwas reichli-<lb/>
che Ge&#x017F;talt erblickte, u&#x0364;ber die der Ausdruck<lb/>
der Milde, der innern fro&#x0364;hlichen Ruhe, der<lb/>
mu&#x0364;tterlichen Liebe und des Segens verbreitet<lb/>
war, als &#x017F;a&#x0364;he er ein Bild der wohltha&#x0364;tigen<lb/>
Ceres: alles an ihr, &#x017F;ogar die runden Ha&#x0364;nde<lb/>
trugen das Gepra&#x0364;ge die&#x017F;es Charakters. Jn ih-<lb/>
re &#x017F;cho&#x0364;nen blauen Augen &#x017F;ah man wie in einen<lb/>
wolkenlo&#x017F;en Himmel, die blendend weiße Stirn<lb/>
umgaben freundlich blonde Haare in kleinen<lb/>
Ringeln; man konnte &#x017F;ie nicht an&#x017F;ehen, ohne<lb/>
vergnu&#x0364;gt zu werden, und jedes Leiden la&#x0364;chelte<lb/>
&#x017F;ie tro&#x0364;&#x017F;tend aus der Men&#x017F;chen Bru&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Wer &#x017F;ich nach die&#x017F;er vielleicht etwas zu aus-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0032] eben ſo viele Bezauberungen, von deren verei- nigter Macht Florentin nicht ungeruͤhrt bleiben konnte. Anffallend war es ihm, wie ihr Bau und ihre Reize bey der beynah noch kindlichen Jugend doch ſchon ſo vollkommen aufgebluͤht prangten; dieſes Wunder glich einem Werk der Liebe, an deren Hauch ſich dieſe junge Knoſpe eben zu entfalten ſchien. Auch Eleonore war eine ſehr ſchoͤne Frau. Jhn duͤnkte, wie er ihre hohe, etwas reichli- che Geſtalt erblickte, uͤber die der Ausdruck der Milde, der innern froͤhlichen Ruhe, der muͤtterlichen Liebe und des Segens verbreitet war, als ſaͤhe er ein Bild der wohlthaͤtigen Ceres: alles an ihr, ſogar die runden Haͤnde trugen das Gepraͤge dieſes Charakters. Jn ih- re ſchoͤnen blauen Augen ſah man wie in einen wolkenloſen Himmel, die blendend weiße Stirn umgaben freundlich blonde Haare in kleinen Ringeln; man konnte ſie nicht anſehen, ohne vergnuͤgt zu werden, und jedes Leiden laͤchelte ſie troͤſtend aus der Menſchen Bruſt. Wer ſich nach dieſer vielleicht etwas zu aus-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/32
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/32>, abgerufen am 09.11.2024.