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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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erst diese Tage vorüber! -- Sie werden
durch sie auf alle künftige glücklich! -- O über
alles glücklich werde ich seyn! ohne diese Hoff-
nung müßte ich der glänzenden Last erliegen.
Es ist schön von Jhnen, daß Sie meine au-
genblickliche schlechte Laune durch diese Erinne-
rung verscheuchten. Wie man doch oft so un-
dankbar seyn kann! -- Ueble Laune ist frey-
lich am ersten dazu aufgelegt. -- Lieber Flo-
rentin, Sie müssen ein Andenken von mir
nehmen, um sich dieser Stunde und meines
Glücks zu erinnern. -- Sie suchte einen Au-
genblick unschlüssig in einigen Schubladen. --
Nehmen Sie diese Brieftasche, die Stickerey
darauf ist von mir, dies mag ihr einigen
Werth in Jhren Augen verleihen. -- Er
kniete nieder vor ihr und küßte ihre Hand:
-- So empfange ich den Dank aus Euren
Händen, schöne Jungfrau; wäre mir doch der
erste Dank bestimmt, so dürfte ich ihn von
den holden Lippen einsammeln! -- Die Thür
ward geöffnet, Eduard trat herein, Floren-
tin stand auf. -- Was hast Du vor, Flo-

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erſt dieſe Tage voruͤber! — Sie werden
durch ſie auf alle kuͤnftige gluͤcklich! — O uͤber
alles gluͤcklich werde ich ſeyn! ohne dieſe Hoff-
nung muͤßte ich der glaͤnzenden Laſt erliegen.
Es iſt ſchoͤn von Jhnen, daß Sie meine au-
genblickliche ſchlechte Laune durch dieſe Erinne-
rung verſcheuchten. Wie man doch oft ſo un-
dankbar ſeyn kann! — Ueble Laune iſt frey-
lich am erſten dazu aufgelegt. — Lieber Flo-
rentin, Sie muͤſſen ein Andenken von mir
nehmen, um ſich dieſer Stunde und meines
Gluͤcks zu erinnern. — Sie ſuchte einen Au-
genblick unſchluͤſſig in einigen Schubladen. —
Nehmen Sie dieſe Brieftaſche, die Stickerey
darauf iſt von mir, dies mag ihr einigen
Werth in Jhren Augen verleihen. — Er
kniete nieder vor ihr und kuͤßte ihre Hand:
— So empfange ich den Dank aus Euren
Haͤnden, ſchoͤne Jungfrau; waͤre mir doch der
erſte Dank beſtimmt, ſo duͤrfte ich ihn von
den holden Lippen einſammeln! — Die Thuͤr
ward geoͤffnet, Eduard trat herein, Floren-
tin ſtand auf. — Was haſt Du vor, Flo-

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[307/0315] erſt dieſe Tage voruͤber! — Sie werden durch ſie auf alle kuͤnftige gluͤcklich! — O uͤber alles gluͤcklich werde ich ſeyn! ohne dieſe Hoff- nung muͤßte ich der glaͤnzenden Laſt erliegen. Es iſt ſchoͤn von Jhnen, daß Sie meine au- genblickliche ſchlechte Laune durch dieſe Erinne- rung verſcheuchten. Wie man doch oft ſo un- dankbar ſeyn kann! — Ueble Laune iſt frey- lich am erſten dazu aufgelegt. — Lieber Flo- rentin, Sie muͤſſen ein Andenken von mir nehmen, um ſich dieſer Stunde und meines Gluͤcks zu erinnern. — Sie ſuchte einen Au- genblick unſchluͤſſig in einigen Schubladen. — Nehmen Sie dieſe Brieftaſche, die Stickerey darauf iſt von mir, dies mag ihr einigen Werth in Jhren Augen verleihen. — Er kniete nieder vor ihr und kuͤßte ihre Hand: — So empfange ich den Dank aus Euren Haͤnden, ſchoͤne Jungfrau; waͤre mir doch der erſte Dank beſtimmt, ſo duͤrfte ich ihn von den holden Lippen einſammeln! — Die Thuͤr ward geoͤffnet, Eduard trat herein, Floren- tin ſtand auf. — Was haſt Du vor, Flo- (20) 2

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/315>, abgerufen am 22.11.2024.