gesetzt, die Arme und der freye Hals waren mit den auserlesensten Perlenschnüren geschmückt, und diesen angemessen schimmerte der übrige dazu gehörige Schmuck.
Wundert Sie mein Erstaunen? fragte Florentin, Sie sind blendend, Juliane! -- Aber ich gefalle Jhnen nicht, nicht wahr? -- Jch suche vergebens den leichtfüßigen schalk- haften Knaben im Walde; wo ist die gedemü- thigte Uebermüthige hin, im geliehenen Wams und kurzen Rock? Wo sind die Umrisse der gewohnten Gestalt vom heutigen schönen Mor- gen? -- Jch glaube es Jhnen gern, sagte Juliane. Der Himmel behüte mich auch vor einer Existenz, wo ich oft so gekleidet seyn müßte; ich glaube, am Ende könnte man das Lachen dabey verlernen. -- Ja es mag wohl ernsthaft machen, aber was zwingt sie dazu? -- Wir haben herzlich gewünscht, diesen Tag mit Festen ganz anderer Art zu begehen; aber Sie wissen, der Vater läßt nicht leicht eine alte Sitte abändern; um ihm nun seine Freu- de auf keine Weise zu stören ... wären nur
geſetzt, die Arme und der freye Hals waren mit den auserleſenſten Perlenſchnuͤren geſchmuͤckt, und dieſen angemeſſen ſchimmerte der uͤbrige dazu gehoͤrige Schmuck.
Wundert Sie mein Erſtaunen? fragte Florentin, Sie ſind blendend, Juliane! — Aber ich gefalle Jhnen nicht, nicht wahr? — Jch ſuche vergebens den leichtfuͤßigen ſchalk- haften Knaben im Walde; wo iſt die gedemuͤ- thigte Uebermuͤthige hin, im geliehenen Wams und kurzen Rock? Wo ſind die Umriſſe der gewohnten Geſtalt vom heutigen ſchoͤnen Mor- gen? — Jch glaube es Jhnen gern, ſagte Juliane. Der Himmel behuͤte mich auch vor einer Exiſtenz, wo ich oft ſo gekleidet ſeyn muͤßte; ich glaube, am Ende koͤnnte man das Lachen dabey verlernen. — Ja es mag wohl ernſthaft machen, aber was zwingt ſie dazu? — Wir haben herzlich gewuͤnſcht, dieſen Tag mit Feſten ganz anderer Art zu begehen; aber Sie wiſſen, der Vater laͤßt nicht leicht eine alte Sitte abaͤndern; um ihm nun ſeine Freu- de auf keine Weiſe zu ſtoͤren … waͤren nur
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geſetzt, die Arme und der freye Hals waren mit
den auserleſenſten Perlenſchnuͤren geſchmuͤckt,
und dieſen angemeſſen ſchimmerte der uͤbrige
dazu gehoͤrige Schmuck.
Wundert Sie mein Erſtaunen? fragte
Florentin, Sie ſind blendend, Juliane! —
Aber ich gefalle Jhnen nicht, nicht wahr? —
Jch ſuche vergebens den leichtfuͤßigen ſchalk-
haften Knaben im Walde; wo iſt die gedemuͤ-
thigte Uebermuͤthige hin, im geliehenen Wams
und kurzen Rock? Wo ſind die Umriſſe der
gewohnten Geſtalt vom heutigen ſchoͤnen Mor-
gen? — Jch glaube es Jhnen gern, ſagte
Juliane. Der Himmel behuͤte mich auch vor
einer Exiſtenz, wo ich oft ſo gekleidet ſeyn
muͤßte; ich glaube, am Ende koͤnnte man das
Lachen dabey verlernen. — Ja es mag wohl
ernſthaft machen, aber was zwingt ſie dazu?
— Wir haben herzlich gewuͤnſcht, dieſen Tag
mit Feſten ganz anderer Art zu begehen; aber
Sie wiſſen, der Vater laͤßt nicht leicht eine
alte Sitte abaͤndern; um ihm nun ſeine Freu-
de auf keine Weiſe zu ſtoͤren … waͤren nur
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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