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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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die man sonst in der ganzen Welt ausgebreitet
findet; jedes Räthsel, das uns in ihr verwir-
rend und ängstigend entgegenfährt, ist aufs be-
lehrendste in ihm allein aufgelöst! -- Juliane
bedauerte spottend die armen Fräulein, die aus
ökonomisch-politisch-menschenfreundlicher Ab-
sicht mit den unwilligen, aufgebrachten Bauern
tanzen mußten, und stellte die Noth, sich nach
ihrer Weise fügen zu müssen, sehr komisch und
lebhaft vor. Sogar Therese und die Knaben
übten ihren Muthwillen an dem ehrlichen Obrist-
wachtmeister, bis der Graf ihnen endlich Einhalt
that, der sich bey diesen Gesprächen erinnert
hatte, daß seinen Bauern am Vermählungstage
ein Gastmahl auf dem Schloß bereitet werden
müsse, und war verwundert noch keine Anstalten
dazu machen zu sehen. -- Eleonore gestand
ihm: sie hätte es zwar nicht vergessen, könnte
sich aber immer nicht entschließen etwas anzu-
ordnen, was noch jedesmal ihr Mißfallen er-
regt, so oft sie dabey gewesen. -- Der Graf
erwiederte: es lasse sich schwerlich etwas gegrün-
detes gegen eine so ehrwürdige Sitte einwenden,

Florentin. I. 18

die man ſonſt in der ganzen Welt ausgebreitet
findet; jedes Raͤthſel, das uns in ihr verwir-
rend und aͤngſtigend entgegenfaͤhrt, iſt aufs be-
lehrendſte in ihm allein aufgeloͤſt! — Juliane
bedauerte ſpottend die armen Fraͤulein, die aus
oͤkonomiſch-politiſch-menſchenfreundlicher Ab-
ſicht mit den unwilligen, aufgebrachten Bauern
tanzen mußten, und ſtellte die Noth, ſich nach
ihrer Weiſe fuͤgen zu muͤſſen, ſehr komiſch und
lebhaft vor. Sogar Thereſe und die Knaben
uͤbten ihren Muthwillen an dem ehrlichen Obriſt-
wachtmeiſter, bis der Graf ihnen endlich Einhalt
that, der ſich bey dieſen Geſpraͤchen erinnert
hatte, daß ſeinen Bauern am Vermaͤhlungstage
ein Gaſtmahl auf dem Schloß bereitet werden
muͤſſe, und war verwundert noch keine Anſtalten
dazu machen zu ſehen. — Eleonore geſtand
ihm: ſie haͤtte es zwar nicht vergeſſen, koͤnnte
ſich aber immer nicht entſchließen etwas anzu-
ordnen, was noch jedesmal ihr Mißfallen er-
regt, ſo oft ſie dabey geweſen. — Der Graf
erwiederte: es laſſe ſich ſchwerlich etwas gegruͤn-
detes gegen eine ſo ehrwuͤrdige Sitte einwenden,

Florentin. I. 18
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[273/0281] die man ſonſt in der ganzen Welt ausgebreitet findet; jedes Raͤthſel, das uns in ihr verwir- rend und aͤngſtigend entgegenfaͤhrt, iſt aufs be- lehrendſte in ihm allein aufgeloͤſt! — Juliane bedauerte ſpottend die armen Fraͤulein, die aus oͤkonomiſch-politiſch-menſchenfreundlicher Ab- ſicht mit den unwilligen, aufgebrachten Bauern tanzen mußten, und ſtellte die Noth, ſich nach ihrer Weiſe fuͤgen zu muͤſſen, ſehr komiſch und lebhaft vor. Sogar Thereſe und die Knaben uͤbten ihren Muthwillen an dem ehrlichen Obriſt- wachtmeiſter, bis der Graf ihnen endlich Einhalt that, der ſich bey dieſen Geſpraͤchen erinnert hatte, daß ſeinen Bauern am Vermaͤhlungstage ein Gaſtmahl auf dem Schloß bereitet werden muͤſſe, und war verwundert noch keine Anſtalten dazu machen zu ſehen. — Eleonore geſtand ihm: ſie haͤtte es zwar nicht vergeſſen, koͤnnte ſich aber immer nicht entſchließen etwas anzu- ordnen, was noch jedesmal ihr Mißfallen er- regt, ſo oft ſie dabey geweſen. — Der Graf erwiederte: es laſſe ſich ſchwerlich etwas gegruͤn- detes gegen eine ſo ehrwuͤrdige Sitte einwenden, Florentin. I. 18

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/281>, abgerufen am 24.11.2024.