mein Gemahl Jhnen noch nicht erwähnt, Herr Obristwachtmeister: ich meyne den abgeschaff- ten Frohndienst. Die Leute haben nun, was ihnen so wichtig ist, Muße, ihre eignen Ge- schäfte desto besser zu besorgen. -- Der Obristwachtmeister hatte, während der Graf gesprochen, mit komischer angestrengter Auf- merksamkeit zugehorcht, um etwas zu ler- nen, auch einigemal Beyfall genickt, indem er die Umstehenden nach der Reihe anguckte. Als aber Eleonore vom Abschaffen des Frohn- dienstes anfing, sprang er ungeduldig auf. Gut, daß Sie davon anfangen, Frau Grä- fin! ich hatte es mir schon längst vorgenom- men, Jhnen meine Meynung darüber zu sa- gen. Sie haben Jhren Bauern den Frohn- dienst erlassen, der jedem Gutsbesitzer von Gott und Rechts wegen zukömmt, dadurch haben Sie aber allen Jhren Nachbarn vielen Schaden zugefügt. Herr Graf! es ist nicht ein jeder gesonnen, seinen gerechten Vortheil so muthwillig zu verschleudern, und nun wird uns alles erschwert. Nein, erlauben Sie mir,
mein Gemahl Jhnen noch nicht erwaͤhnt, Herr Obriſtwachtmeiſter: ich meyne den abgeſchaff- ten Frohndienſt. Die Leute haben nun, was ihnen ſo wichtig iſt, Muße, ihre eignen Ge- ſchaͤfte deſto beſſer zu beſorgen. — Der Obriſtwachtmeiſter hatte, waͤhrend der Graf geſprochen, mit komiſcher angeſtrengter Auf- merkſamkeit zugehorcht, um etwas zu ler- nen, auch einigemal Beyfall genickt, indem er die Umſtehenden nach der Reihe anguckte. Als aber Eleonore vom Abſchaffen des Frohn- dienſtes anfing, ſprang er ungeduldig auf. Gut, daß Sie davon anfangen, Frau Graͤ- fin! ich hatte es mir ſchon laͤngſt vorgenom- men, Jhnen meine Meynung daruͤber zu ſa- gen. Sie haben Jhren Bauern den Frohn- dienſt erlaſſen, der jedem Gutsbeſitzer von Gott und Rechts wegen zukoͤmmt, dadurch haben Sie aber allen Jhren Nachbarn vielen Schaden zugefuͤgt. Herr Graf! es iſt nicht ein jeder geſonnen, ſeinen gerechten Vortheil ſo muthwillig zu verſchleudern, und nun wird uns alles erſchwert. Nein, erlauben Sie mir,
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mein Gemahl Jhnen noch nicht erwaͤhnt, Herr
Obriſtwachtmeiſter: ich meyne den abgeſchaff-
ten Frohndienſt. Die Leute haben nun, was
ihnen ſo wichtig iſt, Muße, ihre eignen Ge-
ſchaͤfte deſto beſſer zu beſorgen. — Der
Obriſtwachtmeiſter hatte, waͤhrend der Graf
geſprochen, mit komiſcher angeſtrengter Auf-
merkſamkeit zugehorcht, um etwas zu ler-
nen, auch einigemal Beyfall genickt, indem
er die Umſtehenden nach der Reihe anguckte.
Als aber Eleonore vom Abſchaffen des Frohn-
dienſtes anfing, ſprang er ungeduldig auf.
Gut, daß Sie davon anfangen, Frau Graͤ-
fin! ich hatte es mir ſchon laͤngſt vorgenom-
men, Jhnen meine Meynung daruͤber zu ſa-
gen. Sie haben Jhren Bauern den Frohn-
dienſt erlaſſen, der jedem Gutsbeſitzer von
Gott und Rechts wegen zukoͤmmt, dadurch
haben Sie aber allen Jhren Nachbarn vielen
Schaden zugefuͤgt. Herr Graf! es iſt nicht
ein jeder geſonnen, ſeinen gerechten Vortheil
ſo muthwillig zu verſchleudern, und nun wird
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/278>, abgerufen am 24.11.2024.
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