wohl ein wenig mehr Arbeit und einen klei- nen Zeitverlust dabey gehabt hätten. Anfangs wollte ich's nun doch mit Gewalt durchsetzen, aber sie waren so undankbar, mir mit einem Proceß zu drohen! Jch ließ es gut seyn und war zufrieden; aber geärgert hat es mich, daß ich aus der Haut hätte fahren mögen! Nun, Herr Graf, sagen Sie mir nur, Sie richten ja aus, was Jhnen beliebt! Thun Sie denn nach mehr? -- Bey weitem nicht so viel, als Sie, Herr Obristwachtmei- ster, sagte der Graf beruhigend. Aber Sie haben selbst sehr richtig bemerkt, ich bin so glücklich, einen Schlag sehr guter Leute auf meinen Gütern zu besitzen, die mir allenthal- ben kräftig die Hand bieten. Jch suche nur zu verhüten, daß sie nicht durch zufälliges Un- glück bis zu dem schauderhaften Elend ge- beugt werden, wo sie Hülfe in der Nieder- trächtigkeit und Vergessenheit ihres Elends in der Völlerey zu suchen haben. Sie werden erfahren haben, wie meine Schwester für die Kranken sorgt. Auf eine ähnliche Weise wer-
wohl ein wenig mehr Arbeit und einen klei- nen Zeitverluſt dabey gehabt haͤtten. Anfangs wollte ich’s nun doch mit Gewalt durchſetzen, aber ſie waren ſo undankbar, mir mit einem Proceß zu drohen! Jch ließ es gut ſeyn und war zufrieden; aber geaͤrgert hat es mich, daß ich aus der Haut haͤtte fahren moͤgen! Nun, Herr Graf, ſagen Sie mir nur, Sie richten ja aus, was Jhnen beliebt! Thun Sie denn nach mehr? — Bey weitem nicht ſo viel, als Sie, Herr Obriſtwachtmei- ſter, ſagte der Graf beruhigend. Aber Sie haben ſelbſt ſehr richtig bemerkt, ich bin ſo gluͤcklich, einen Schlag ſehr guter Leute auf meinen Guͤtern zu beſitzen, die mir allenthal- ben kraͤftig die Hand bieten. Jch ſuche nur zu verhuͤten, daß ſie nicht durch zufaͤlliges Un- gluͤck bis zu dem ſchauderhaften Elend ge- beugt werden, wo ſie Huͤlfe in der Nieder- traͤchtigkeit und Vergeſſenheit ihres Elends in der Voͤllerey zu ſuchen haben. Sie werden erfahren haben, wie meine Schweſter fuͤr die Kranken ſorgt. Auf eine aͤhnliche Weiſe wer-
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wohl ein wenig mehr Arbeit und einen klei-
nen Zeitverluſt dabey gehabt haͤtten. Anfangs
wollte ich’s nun doch mit Gewalt durchſetzen,
aber ſie waren ſo undankbar, mir mit
einem Proceß zu drohen! Jch ließ es gut
ſeyn und war zufrieden; aber geaͤrgert hat
es mich, daß ich aus der Haut haͤtte fahren
moͤgen! Nun, Herr Graf, ſagen Sie mir
nur, Sie richten ja aus, was Jhnen beliebt!
Thun Sie denn nach mehr? — Bey weitem
nicht ſo viel, als Sie, Herr Obriſtwachtmei-
ſter, ſagte der Graf beruhigend. Aber Sie
haben ſelbſt ſehr richtig bemerkt, ich bin ſo
gluͤcklich, einen Schlag ſehr guter Leute auf
meinen Guͤtern zu beſitzen, die mir allenthal-
ben kraͤftig die Hand bieten. Jch ſuche nur
zu verhuͤten, daß ſie nicht durch zufaͤlliges Un-
gluͤck bis zu dem ſchauderhaften Elend ge-
beugt werden, wo ſie Huͤlfe in der Nieder-
traͤchtigkeit und Vergeſſenheit ihres Elends in
der Voͤllerey zu ſuchen haben. Sie werden
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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