gekostet. Nun freylich! so etwas wie mein Ermenonville, meinen Otaheitischen Pavil- lon, meine Chinesischen Brücken, derglei- chen haben sie noch nicht ausgeführt, das ist wahr! Apropos, ich muß Jhnen doch erzählen: ich habe von meinem Neffen, der vorigen Sommer von seiner Reise um die Welt zurückgekommen, eine ganz vortreffliche und genaue Zeichnung von den Egyptischen Pyramiden erhalten, die ich, sobald ich mit meinem Vesuv zu Stande bin, eben so nachzuahmen gedenke; unter uns, ich hoffe, es soll gewiß ein Meisterwerk und ein seltnes Stück werden. Dabey habe ich deu Gedanken, in diesen Pyramiden ein Mo- nument für mein seliges Lottchen zu stiften. Jch habe auch schon den Platz mit Trauer- weiden und wilden Rosen bepflanzen lassen, und der Neveu will die alten Jnschriften, die er mitgebracht hat, hinein beforgen. Dahin will ich mich dann in melancholischen Stunden in die Einsamkeit begeben, mich meinen Gedanken überlassen, und das
gekoſtet. Nun freylich! ſo etwas wie mein Ermenonville, meinen Otaheitiſchen Pavil- lon, meine Chineſiſchen Bruͤcken, derglei- chen haben ſie noch nicht ausgefuͤhrt, das iſt wahr! Apropos, ich muß Jhnen doch erzaͤhlen: ich habe von meinem Neffen, der vorigen Sommer von ſeiner Reiſe um die Welt zuruͤckgekommen, eine ganz vortreffliche und genaue Zeichnung von den Egyptiſchen Pyramiden erhalten, die ich, ſobald ich mit meinem Veſuv zu Stande bin, eben ſo nachzuahmen gedenke; unter uns, ich hoffe, es ſoll gewiß ein Meiſterwerk und ein ſeltnes Stuͤck werden. Dabey habe ich deu Gedanken, in dieſen Pyramiden ein Mo- nument fuͤr mein ſeliges Lottchen zu ſtiften. Jch habe auch ſchon den Platz mit Trauer- weiden und wilden Roſen bepflanzen laſſen, und der Neveu will die alten Jnſchriften, die er mitgebracht hat, hinein beforgen. Dahin will ich mich dann in melancholiſchen Stunden in die Einſamkeit begeben, mich meinen Gedanken uͤberlaſſen, und das
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gekoſtet. Nun freylich! ſo etwas wie mein
Ermenonville, meinen Otaheitiſchen Pavil-
lon, meine Chineſiſchen Bruͤcken, derglei-
chen haben ſie noch nicht ausgefuͤhrt, das
iſt wahr! Apropos, ich muß Jhnen doch
erzaͤhlen: ich habe von meinem Neffen, der
vorigen Sommer von ſeiner Reiſe um die
Welt zuruͤckgekommen, eine ganz vortreffliche
und genaue Zeichnung von den Egyptiſchen
Pyramiden erhalten, die ich, ſobald ich
mit meinem Veſuv zu Stande bin, eben
ſo nachzuahmen gedenke; unter uns, ich
hoffe, es ſoll gewiß ein Meiſterwerk und ein
ſeltnes Stuͤck werden. Dabey habe ich deu
Gedanken, in dieſen Pyramiden ein Mo-
nument fuͤr mein ſeliges Lottchen zu ſtiften.
Jch habe auch ſchon den Platz mit Trauer-
weiden und wilden Roſen bepflanzen laſſen,
und der Neveu will die alten Jnſchriften,
die er mitgebracht hat, hinein beforgen.
Dahin will ich mich dann in melancholiſchen
Stunden in die Einſamkeit begeben, mich
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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