sich mit einem alten Landmann aus dem Schwarzenbergischen Dorfe in eine Unterre- dung eingelassen, der die eingeführten Neue- rungen und Verbesserungen seiner Herrschaft nicht genug loben und segnen konnte. Die- ses unverdächtige Lob hatte ihn ganz wild gemacht; er polterte und sprudelte nun eine Anrede an den Grafen heraus, wo neben recht kräftigen derben militärischen Ausdrü- cken, die Worte Bildung und Verfeinerung äußerst drollig hervorstachen, und endigte mit dem Anliegen: der Graf solle ihm Un- terrricht in der neuesten Verbesserungs-Me- thode geben.
Um ihn etwas zu besänftigen, und ihn von seiner Muthlosigkeit zu heilen, erinner- te ihn der Graf an seine Verschönerungen des Parks, des Gartens und des Wohn- hauses. --
Ja, ja, sagte er mit Selbstzu- friedenheit, das ist freylich Etwas! Es hat mir doch auch, muß ich sagen, viel Ar- beit und Kopfbrechen und viel schweres Geld
ſich mit einem alten Landmann aus dem Schwarzenbergiſchen Dorfe in eine Unterre- dung eingelaſſen, der die eingefuͤhrten Neue- rungen und Verbeſſerungen ſeiner Herrſchaft nicht genug loben und ſegnen konnte. Die- ſes unverdaͤchtige Lob hatte ihn ganz wild gemacht; er polterte und ſprudelte nun eine Anrede an den Grafen heraus, wo neben recht kraͤftigen derben militaͤriſchen Ausdruͤ- cken, die Worte Bildung und Verfeinerung aͤußerſt drollig hervorſtachen, und endigte mit dem Anliegen: der Graf ſolle ihm Un- terrricht in der neueſten Verbeſſerungs-Me- thode geben.
Um ihn etwas zu beſaͤnftigen, und ihn von ſeiner Muthloſigkeit zu heilen, erinner- te ihn der Graf an ſeine Verſchoͤnerungen des Parks, des Gartens und des Wohn- hauſes. —
Ja, ja, ſagte er mit Selbſtzu- friedenheit, das iſt freylich Etwas! Es hat mir doch auch, muß ich ſagen, viel Ar- beit und Kopfbrechen und viel ſchweres Geld
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ſich mit einem alten Landmann aus dem
Schwarzenbergiſchen Dorfe in eine Unterre-
dung eingelaſſen, der die eingefuͤhrten Neue-
rungen und Verbeſſerungen ſeiner Herrſchaft
nicht genug loben und ſegnen konnte. Die-
ſes unverdaͤchtige Lob hatte ihn ganz wild
gemacht; er polterte und ſprudelte nun eine
Anrede an den Grafen heraus, wo neben
recht kraͤftigen derben militaͤriſchen Ausdruͤ-
cken, die Worte Bildung und Verfeinerung
aͤußerſt drollig hervorſtachen, und endigte
mit dem Anliegen: der Graf ſolle ihm Un-
terrricht in der neueſten Verbeſſerungs-Me-
thode geben.
Um ihn etwas zu beſaͤnftigen, und ihn
von ſeiner Muthloſigkeit zu heilen, erinner-
te ihn der Graf an ſeine Verſchoͤnerungen
des Parks, des Gartens und des Wohn-
hauſes. —
Ja, ja, ſagte er mit Selbſtzu-
friedenheit, das iſt freylich Etwas! Es hat
mir doch auch, muß ich ſagen, viel Ar-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/272>, abgerufen am 24.11.2024.
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