und Gedanken je mehr je leichter zuflossen, und die beyden wären es nicht müde geworden, zuzuhören, wenn er auch noch länger fortge- sungen hätte. Die Müllerin unterbrach aber seinen Gesang und ihre Aufmerksamkeit, indem sie das Frühstück herein brachte. Zu gleicher Zeit kam auch der Bote mit der Nachricht zu- rück, der Wagen und die Bediente der Grä- fin würden in weniger als einer Stunde an- langen. Er hatte am jenseitigen Ufer einen Reitknecht vom Schloß zu Pferde angetroffen, der ihn bey seiner Ueberfahrt erwartete. Die- ser hatte ihn gefragt, ob er nicht etwa drey Herren in Jagdkleidern gesehen hätte, denen zwey Hunde gehörten, die er vor der Thür der Mühle liegen sähe? Da er nun gleich gesagt, daß sie alle drey in der Mühle eingekehret seyen, und dort übernachtet hätten, und daß er eben abgeschickt sey, um den Wagen vom Schloß zu holen, so habe ihm der Reitknecht befohlen, nur wieder zurückzugehen, und der Herrschaft zu sagen, daß er sogleich den Wagen, der im Dorfe warte, nach der Mühle schicken würde.
und Gedanken je mehr je leichter zufloſſen, und die beyden waͤren es nicht muͤde geworden, zuzuhoͤren, wenn er auch noch laͤnger fortge- ſungen haͤtte. Die Muͤllerin unterbrach aber ſeinen Geſang und ihre Aufmerkſamkeit, indem ſie das Fruͤhſtuͤck herein brachte. Zu gleicher Zeit kam auch der Bote mit der Nachricht zu- ruͤck, der Wagen und die Bediente der Graͤ- fin wuͤrden in weniger als einer Stunde an- langen. Er hatte am jenſeitigen Ufer einen Reitknecht vom Schloß zu Pferde angetroffen, der ihn bey ſeiner Ueberfahrt erwartete. Die- ſer hatte ihn gefragt, ob er nicht etwa drey Herren in Jagdkleidern geſehen haͤtte, denen zwey Hunde gehoͤrten, die er vor der Thuͤr der Muͤhle liegen ſaͤhe? Da er nun gleich geſagt, daß ſie alle drey in der Muͤhle eingekehret ſeyen, und dort uͤbernachtet haͤtten, und daß er eben abgeſchickt ſey, um den Wagen vom Schloß zu holen, ſo habe ihm der Reitknecht befohlen, nur wieder zuruͤckzugehen, und der Herrſchaft zu ſagen, daß er ſogleich den Wagen, der im Dorfe warte, nach der Muͤhle ſchicken wuͤrde.
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und Gedanken je mehr je leichter zufloſſen,
und die beyden waͤren es nicht muͤde geworden,
zuzuhoͤren, wenn er auch noch laͤnger fortge-
ſungen haͤtte. Die Muͤllerin unterbrach aber
ſeinen Geſang und ihre Aufmerkſamkeit, indem
ſie das Fruͤhſtuͤck herein brachte. Zu gleicher
Zeit kam auch der Bote mit der Nachricht zu-
ruͤck, der Wagen und die Bediente der Graͤ-
fin wuͤrden in weniger als einer Stunde an-
langen. Er hatte am jenſeitigen Ufer einen
Reitknecht vom Schloß zu Pferde angetroffen,
der ihn bey ſeiner Ueberfahrt erwartete. Die-
ſer hatte ihn gefragt, ob er nicht etwa drey
Herren in Jagdkleidern geſehen haͤtte, denen
zwey Hunde gehoͤrten, die er vor der Thuͤr der
Muͤhle liegen ſaͤhe? Da er nun gleich geſagt,
daß ſie alle drey in der Muͤhle eingekehret
ſeyen, und dort uͤbernachtet haͤtten, und daß er eben
abgeſchickt ſey, um den Wagen vom Schloß zu
holen, ſo habe ihm der Reitknecht befohlen,
nur wieder zuruͤckzugehen, und der Herrſchaft
zu ſagen, daß er ſogleich den Wagen, der im
Dorfe warte, nach der Muͤhle ſchicken wuͤrde.
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/264>, abgerufen am 24.11.2024.
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