Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.Der Hohen meine Jugend zu verbünden, Der Waldstrom braust im tiefen Felsen- grund, Gar schroffe Klippen führen drüber hin, Die furchtbar hängen über'm finstern Schlund; Wer strauchelt, dem ist sichrer Tod Gewinn! Ein Müder wankt am Geist und Gliedern wund Daher, schaut bang hinab, kalt graust der Sinn: Am Felsen spielt ein Kind, sorglos bemühet Ein Blümchen pflückend, das am Abgrund blühet. Oft mühten sinnreich Dichter sich und Weise, Das Leben mit dem Leben zu vergleichen. Der Hohen meine Jugend zu verbuͤnden, Der Waldſtrom brauſt im tiefen Felſen- grund, Gar ſchroffe Klippen fuͤhren druͤber hin, Die furchtbar haͤngen uͤber’m finſtern Schlund; Wer ſtrauchelt, dem iſt ſichrer Tod Gewinn! Ein Muͤder wankt am Geiſt und Gliedern wund Daher, ſchaut bang hinab, kalt grauſt der Sinn: Am Felſen ſpielt ein Kind, ſorglos bemuͤhet Ein Bluͤmchen pfluͤckend, das am Abgrund bluͤhet. Oft muͤhten ſinnreich Dichter ſich und Weiſe, Das Leben mit dem Leben zu vergleichen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0260" n="252"/> <l>Der Hohen meine Jugend zu verbuͤnden,</l><lb/> <l>Dieß, wie ihr wißt, gelang noch niemals</l><lb/> <l>mir.</l><lb/> <l>Noch neu, noch alt wußt ich je zu ergruͤnden;</l><lb/> <l>Das Schickſal goͤnn’ im Alter Weisheit mir.</l><lb/> <l>Wir irren alle, denn wir muͤſſen irren,</l><lb/> <l>Gelaſſen mag die Zeit den Knaͤul entwirren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Waldſtrom brauſt im tiefen Felſen-</l><lb/> <l>grund,</l><lb/> <l>Gar ſchroffe Klippen fuͤhren druͤber hin,</l><lb/> <l>Die furchtbar haͤngen uͤber’m finſtern Schlund;</l><lb/> <l>Wer ſtrauchelt, dem iſt ſichrer Tod Gewinn!</l><lb/> <l>Ein Muͤder wankt am Geiſt und Gliedern</l><lb/> <l>wund</l><lb/> <l>Daher, ſchaut bang hinab, kalt grauſt der</l><lb/> <l>Sinn:</l><lb/> <l>Am Felſen ſpielt ein Kind, ſorglos bemuͤhet</l><lb/> <l>Ein Bluͤmchen pfluͤckend, das am Abgrund</l><lb/> <l>bluͤhet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Oft muͤhten ſinnreich Dichter ſich und Weiſe,</l><lb/> <l>Das Leben mit dem Leben zu vergleichen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0260]
Der Hohen meine Jugend zu verbuͤnden,
Dieß, wie ihr wißt, gelang noch niemals
mir.
Noch neu, noch alt wußt ich je zu ergruͤnden;
Das Schickſal goͤnn’ im Alter Weisheit mir.
Wir irren alle, denn wir muͤſſen irren,
Gelaſſen mag die Zeit den Knaͤul entwirren.
Der Waldſtrom brauſt im tiefen Felſen-
grund,
Gar ſchroffe Klippen fuͤhren druͤber hin,
Die furchtbar haͤngen uͤber’m finſtern Schlund;
Wer ſtrauchelt, dem iſt ſichrer Tod Gewinn!
Ein Muͤder wankt am Geiſt und Gliedern
wund
Daher, ſchaut bang hinab, kalt grauſt der
Sinn:
Am Felſen ſpielt ein Kind, ſorglos bemuͤhet
Ein Bluͤmchen pfluͤckend, das am Abgrund
bluͤhet.
Oft muͤhten ſinnreich Dichter ſich und Weiſe,
Das Leben mit dem Leben zu vergleichen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |