Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

nisch zu machen. -- Behüte, lieber Schatz,
sagte der Müller laut lachend, und küßte sie,
ich bin nicht im geringsten argwöhnisch, wenn
ich deutlich alles sehe und höre, wo man mich
nicht vermuthet. -- Nun, wenn du alles ge-
sehen hast, so wirst du auch wohl gesehen ha-
ben -- Daß du dich wacker gesträubt hast, als
er einen Kuß von dir verlangte. Ja mein
Kind, siehst du, daher ist er weiß am Ermel! --

Florentin gefiel die leichte gutmüthige Art,
womit der Müller über die kleine Begebenheit
scherzte. Er selbst war gemeynt; er hatte sich
mit der jungen artigen Müllerin einige Schäke-
reyen erlaubt, um sie bey guter Laune zu erhal-
ten, als ihre Gäste ihr noch unbekannt waren,
und er ihr mit immer neuen Forderungen für
Julianen viel Mühe machen mußte.

Er trat vom Fenster zurück und pfiff und
rief den beyden Hunden, um sich vom Müller
bemerken zu lassen. Dieser kam ans Fenster
und nöthigte ihn, noch ein wenig in die Stube
zu kommen. Florentin ging hinein und unter-
hielt sich mit ihm; der heitre, grade Sinn des

niſch zu machen. — Behuͤte, lieber Schatz,
ſagte der Muͤller laut lachend, und kuͤßte ſie,
ich bin nicht im geringſten argwoͤhniſch, wenn
ich deutlich alles ſehe und hoͤre, wo man mich
nicht vermuthet. — Nun, wenn du alles ge-
ſehen haſt, ſo wirſt du auch wohl geſehen ha-
ben — Daß du dich wacker geſtraͤubt haſt, als
er einen Kuß von dir verlangte. Ja mein
Kind, ſiehſt du, daher iſt er weiß am Ermel! —

Florentin gefiel die leichte gutmuͤthige Art,
womit der Muͤller uͤber die kleine Begebenheit
ſcherzte. Er ſelbſt war gemeynt; er hatte ſich
mit der jungen artigen Muͤllerin einige Schaͤke-
reyen erlaubt, um ſie bey guter Laune zu erhal-
ten, als ihre Gaͤſte ihr noch unbekannt waren,
und er ihr mit immer neuen Forderungen fuͤr
Julianen viel Muͤhe machen mußte.

Er trat vom Fenſter zuruͤck und pfiff und
rief den beyden Hunden, um ſich vom Muͤller
bemerken zu laſſen. Dieſer kam ans Fenſter
und noͤthigte ihn, noch ein wenig in die Stube
zu kommen. Florentin ging hinein und unter-
hielt ſich mit ihm; der heitre, grade Sinn des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="221"/>
ni&#x017F;ch zu machen. &#x2014; Behu&#x0364;te, lieber Schatz,<lb/>
&#x017F;agte der Mu&#x0364;ller laut lachend, und ku&#x0364;ßte &#x017F;ie,<lb/>
ich bin nicht im gering&#x017F;ten argwo&#x0364;hni&#x017F;ch, wenn<lb/>
ich deutlich alles &#x017F;ehe und ho&#x0364;re, wo man mich<lb/>
nicht vermuthet. &#x2014; Nun, wenn du alles ge-<lb/>
&#x017F;ehen ha&#x017F;t, &#x017F;o wir&#x017F;t du auch wohl ge&#x017F;ehen ha-<lb/>
ben &#x2014; Daß du dich wacker ge&#x017F;tra&#x0364;ubt ha&#x017F;t, als<lb/>
er einen Kuß von dir verlangte. Ja mein<lb/>
Kind, &#x017F;ieh&#x017F;t du, daher i&#x017F;t er weiß am Ermel! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Florentin gefiel die leichte gutmu&#x0364;thige Art,<lb/>
womit der Mu&#x0364;ller u&#x0364;ber die kleine Begebenheit<lb/>
&#x017F;cherzte. Er &#x017F;elb&#x017F;t war gemeynt; er hatte &#x017F;ich<lb/>
mit der jungen artigen Mu&#x0364;llerin einige Scha&#x0364;ke-<lb/>
reyen erlaubt, um &#x017F;ie bey guter Laune zu erhal-<lb/>
ten, als ihre Ga&#x0364;&#x017F;te ihr noch unbekannt waren,<lb/>
und er ihr mit immer neuen Forderungen fu&#x0364;r<lb/>
Julianen viel Mu&#x0364;he machen mußte.</p><lb/>
          <p>Er trat vom Fen&#x017F;ter zuru&#x0364;ck und pfiff und<lb/>
rief den beyden Hunden, um &#x017F;ich vom Mu&#x0364;ller<lb/>
bemerken zu la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;er kam ans Fen&#x017F;ter<lb/>
und no&#x0364;thigte ihn, noch ein wenig in die Stube<lb/>
zu kommen. Florentin ging hinein und unter-<lb/>
hielt &#x017F;ich mit ihm; der heitre, grade Sinn des<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0229] niſch zu machen. — Behuͤte, lieber Schatz, ſagte der Muͤller laut lachend, und kuͤßte ſie, ich bin nicht im geringſten argwoͤhniſch, wenn ich deutlich alles ſehe und hoͤre, wo man mich nicht vermuthet. — Nun, wenn du alles ge- ſehen haſt, ſo wirſt du auch wohl geſehen ha- ben — Daß du dich wacker geſtraͤubt haſt, als er einen Kuß von dir verlangte. Ja mein Kind, ſiehſt du, daher iſt er weiß am Ermel! — Florentin gefiel die leichte gutmuͤthige Art, womit der Muͤller uͤber die kleine Begebenheit ſcherzte. Er ſelbſt war gemeynt; er hatte ſich mit der jungen artigen Muͤllerin einige Schaͤke- reyen erlaubt, um ſie bey guter Laune zu erhal- ten, als ihre Gaͤſte ihr noch unbekannt waren, und er ihr mit immer neuen Forderungen fuͤr Julianen viel Muͤhe machen mußte. Er trat vom Fenſter zuruͤck und pfiff und rief den beyden Hunden, um ſich vom Muͤller bemerken zu laſſen. Dieſer kam ans Fenſter und noͤthigte ihn, noch ein wenig in die Stube zu kommen. Florentin ging hinein und unter- hielt ſich mit ihm; der heitre, grade Sinn des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/229
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/229>, abgerufen am 28.11.2024.