zufrieden geben, wenn ich sie beleidigt hätte. -- Beleidigt hast du sie doch, aber sie hat es dir wieder verziehen! -- Ja so gütig ist sie, und so herablassend, wie eine Heilige, und dabey so zart und so schön! Vater, wenn du das so gesehen hättest, wie ein Wachsbild, man kann sie doch gar nicht genug ansehen! -- Und die beyden jungen Herren sind wohl auch so gütig wie die Heiligen? Ja ihr Frauen! -- -- Nun, was fällt dir wieder ein? du hast immer ganz besondere Gedanken. -- Ja vorzüglich der Eine, der ist nun vollends lauter Güte! nicht wahr? -- Welchen meynst du denn, Väter- chen? -- Nun den, du weißt wohl, du hast ihn mir ja so schlau gezeichnet. -- Jch versteh dich nicht, mein Schatz! -- Sieh doch nur seine grüne Jacke an, der linke Ermel ist ja ganz weiß! wo sollte er denn das wohl her ha- ben? -- Weiß? der linke Ermel? Wie soll ich's denn wissen? Jn der Mühle macht man sich leichtlich weiß. -- Ja besonders, wenn die Müllerin so leicht roth wird! -- Es muß auch alles zusammentreffen, um dich argwöh-
zufrieden geben, wenn ich ſie beleidigt haͤtte. — Beleidigt haſt du ſie doch, aber ſie hat es dir wieder verziehen! — Ja ſo guͤtig iſt ſie, und ſo herablaſſend, wie eine Heilige, und dabey ſo zart und ſo ſchoͤn! Vater, wenn du das ſo geſehen haͤtteſt, wie ein Wachsbild, man kann ſie doch gar nicht genug anſehen! — Und die beyden jungen Herren ſind wohl auch ſo guͤtig wie die Heiligen? Ja ihr Frauen! — — Nun, was faͤllt dir wieder ein? du haſt immer ganz beſondere Gedanken. — Ja vorzuͤglich der Eine, der iſt nun vollends lauter Guͤte! nicht wahr? — Welchen meynſt du denn, Vaͤter- chen? — Nun den, du weißt wohl, du haſt ihn mir ja ſo ſchlau gezeichnet. — Jch verſteh dich nicht, mein Schatz! — Sieh doch nur ſeine gruͤne Jacke an, der linke Ermel iſt ja ganz weiß! wo ſollte er denn das wohl her ha- ben? — Weiß? der linke Ermel? Wie ſoll ich’s denn wiſſen? Jn der Muͤhle macht man ſich leichtlich weiß. — Ja beſonders, wenn die Muͤllerin ſo leicht roth wird! — Es muß auch alles zuſammentreffen, um dich argwoͤh-
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zufrieden geben, wenn ich ſie beleidigt haͤtte. —
Beleidigt haſt du ſie doch, aber ſie hat es dir
wieder verziehen! — Ja ſo guͤtig iſt ſie, und
ſo herablaſſend, wie eine Heilige, und dabey
ſo zart und ſo ſchoͤn! Vater, wenn du das ſo
geſehen haͤtteſt, wie ein Wachsbild, man kann
ſie doch gar nicht genug anſehen! — Und die
beyden jungen Herren ſind wohl auch ſo guͤtig
wie die Heiligen? Ja ihr Frauen! — — Nun,
was faͤllt dir wieder ein? du haſt immer ganz
beſondere Gedanken. — Ja vorzuͤglich der Eine,
der iſt nun vollends lauter Guͤte! nicht
wahr? — Welchen meynſt du denn, Vaͤter-
chen? — Nun den, du weißt wohl, du haſt
ihn mir ja ſo ſchlau gezeichnet. — Jch verſteh
dich nicht, mein Schatz! — Sieh doch nur
ſeine gruͤne Jacke an, der linke Ermel iſt ja
ganz weiß! wo ſollte er denn das wohl her ha-
ben? — Weiß? der linke Ermel? Wie ſoll
ich’s denn wiſſen? Jn der Muͤhle macht man
ſich leichtlich weiß. — Ja beſonders, wenn
die Muͤllerin ſo leicht roth wird! — Es muß
auch alles zuſammentreffen, um dich argwoͤh-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/228>, abgerufen am 24.11.2024.
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