mir, ich bat um Erlaubniß zu ihr hinauf zu kommen, sie verweigerte es nur schwach, ich ward dringender, sie nachgebender; mit einem Sprung war ich auf dem Balkon zu ihren Füßen. Das Geständniß ihrer Liebe entzückte mich. Nun saß ich ihr gegenüber, auf demsel- ben Teppich, von demselben Kronleuchter be- leuchtet. Sie saß wieder auf demselben Sopha, schälte Orangen, die sie mit mir theilte, ich war wie berauscht, meine Sinne waren gefan- gen. Einige Stunden waren schnell verscherzt, nun verlangte sie, ich sollte wieder fort; dieser leichte Anstrich von Sprödigkeit, mich nicht länger bey sich zu behalten, konnte mir nicht sehr im- poniren, ich bestand darauf nicht fortzugehen, und es ward mir erlaubt zu bleiben. Doch mußte ich wieder hinaus auf den Balkon, um dort zu warten, bis sie mich wieder rufen würde, und ihre Frauen erst fortzuschicken. Die Lich- ter wurden ausgelöscht, ich mußte lange draußen stehen, es fing an zu regnen, ich ward ver- drießlich, Langeweile war mir von je her un- ter jeden Umständen unleidlich. Endlich kam
mir, ich bat um Erlaubniß zu ihr hinauf zu kommen, ſie verweigerte es nur ſchwach, ich ward dringender, ſie nachgebender; mit einem Sprung war ich auf dem Balkon zu ihren Fuͤßen. Das Geſtaͤndniß ihrer Liebe entzuͤckte mich. Nun ſaß ich ihr gegenuͤber, auf demſel- ben Teppich, von demſelben Kronleuchter be- leuchtet. Sie ſaß wieder auf demſelben Sopha, ſchaͤlte Orangen, die ſie mit mir theilte, ich war wie berauſcht, meine Sinne waren gefan- gen. Einige Stunden waren ſchnell verſcherzt, nun verlangte ſie, ich ſollte wieder fort; dieſer leichte Anſtrich von Sproͤdigkeit, mich nicht laͤnger bey ſich zu behalten, konnte mir nicht ſehr im- poniren, ich beſtand darauf nicht fortzugehen, und es ward mir erlaubt zu bleiben. Doch mußte ich wieder hinaus auf den Balkon, um dort zu warten, bis ſie mich wieder rufen wuͤrde, und ihre Frauen erſt fortzuſchicken. Die Lich- ter wurden ausgeloͤſcht, ich mußte lange draußen ſtehen, es fing an zu regnen, ich ward ver- drießlich, Langeweile war mir von je her un- ter jeden Umſtaͤnden unleidlich. Endlich kam
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mir, ich bat um Erlaubniß zu ihr hinauf zu
kommen, ſie verweigerte es nur ſchwach, ich
ward dringender, ſie nachgebender; mit einem
Sprung war ich auf dem Balkon zu ihren
Fuͤßen. Das Geſtaͤndniß ihrer Liebe entzuͤckte
mich. Nun ſaß ich ihr gegenuͤber, auf demſel-
ben Teppich, von demſelben Kronleuchter be-
leuchtet. Sie ſaß wieder auf demſelben Sopha,
ſchaͤlte Orangen, die ſie mit mir theilte, ich
war wie berauſcht, meine Sinne waren gefan-
gen. Einige Stunden waren ſchnell verſcherzt,
nun verlangte ſie, ich ſollte wieder fort; dieſer
leichte Anſtrich von Sproͤdigkeit, mich nicht laͤnger
bey ſich zu behalten, konnte mir nicht ſehr im-
poniren, ich beſtand darauf nicht fortzugehen,
und es ward mir erlaubt zu bleiben. Doch
mußte ich wieder hinaus auf den Balkon, um
dort zu warten, bis ſie mich wieder rufen wuͤrde,
und ihre Frauen erſt fortzuſchicken. Die Lich-
ter wurden ausgeloͤſcht, ich mußte lange draußen
ſtehen, es fing an zu regnen, ich ward ver-
drießlich, Langeweile war mir von je her un-
ter jeden Umſtaͤnden unleidlich. Endlich kam
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/212>, abgerufen am 25.11.2024.
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