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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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daß unsre Unternehmung gerecht und ehren-
voll sey, und versprach mir seine Hülfe. Und
nun ward ein allerliebster Plan verabredet,
der so toll war, daß es uns alle drey, wenn
er gelungen wäre, ins tiefste Elend gezogen
hätte. Uns kam aber damals nichts leichter,
nichts natürlicher vor.

Meiner Schwester schrieb ich in wenigen
Worten: Jch wolle mein Versprechen mit
Manfredis Hülfe erfüllen. Sie solle alles
thun, was man von ihr verlangte, nur Sorge
tragen, daß sie nicht die erste sey, die an dem
Tage das Gelübde ablegte. Sie werde mich
in dem Augenblick sehen, wenn sie zum Altar
gehen müsse, dann solle sie sich gefaßt halten,
mir auf meinen Wink zu folgen. Mit Man-
fredi hatte ich verabredet, gleich zurück zu rei-
sen, ohne es jemand wissen zu lassen, ohne
uns zu zeigen, und den Tag der Einkleidung
in einem entlegenem Hause vor dem Thor zu
erwarten. Dann wollte ich ganz eingehüllt
ins Kloster gehen, und mich unter das Ge-
dränge mischen; wenn dann meine Schwester

daß unſre Unternehmung gerecht und ehren-
voll ſey, und verſprach mir ſeine Huͤlfe. Und
nun ward ein allerliebſter Plan verabredet,
der ſo toll war, daß es uns alle drey, wenn
er gelungen waͤre, ins tiefſte Elend gezogen
haͤtte. Uns kam aber damals nichts leichter,
nichts natuͤrlicher vor.

Meiner Schweſter ſchrieb ich in wenigen
Worten: Jch wolle mein Verſprechen mit
Manfredis Huͤlfe erfuͤllen. Sie ſolle alles
thun, was man von ihr verlangte, nur Sorge
tragen, daß ſie nicht die erſte ſey, die an dem
Tage das Geluͤbde ablegte. Sie werde mich
in dem Augenblick ſehen, wenn ſie zum Altar
gehen muͤſſe, dann ſolle ſie ſich gefaßt halten,
mir auf meinen Wink zu folgen. Mit Man-
fredi hatte ich verabredet, gleich zuruͤck zu rei-
ſen, ohne es jemand wiſſen zu laſſen, ohne
uns zu zeigen, und den Tag der Einkleidung
in einem entlegenem Hauſe vor dem Thor zu
erwarten. Dann wollte ich ganz eingehuͤllt
ins Kloſter gehen, und mich unter das Ge-
draͤnge miſchen; wenn dann meine Schweſter

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[137/0145] daß unſre Unternehmung gerecht und ehren- voll ſey, und verſprach mir ſeine Huͤlfe. Und nun ward ein allerliebſter Plan verabredet, der ſo toll war, daß es uns alle drey, wenn er gelungen waͤre, ins tiefſte Elend gezogen haͤtte. Uns kam aber damals nichts leichter, nichts natuͤrlicher vor. Meiner Schweſter ſchrieb ich in wenigen Worten: Jch wolle mein Verſprechen mit Manfredis Huͤlfe erfuͤllen. Sie ſolle alles thun, was man von ihr verlangte, nur Sorge tragen, daß ſie nicht die erſte ſey, die an dem Tage das Geluͤbde ablegte. Sie werde mich in dem Augenblick ſehen, wenn ſie zum Altar gehen muͤſſe, dann ſolle ſie ſich gefaßt halten, mir auf meinen Wink zu folgen. Mit Man- fredi hatte ich verabredet, gleich zuruͤck zu rei- ſen, ohne es jemand wiſſen zu laſſen, ohne uns zu zeigen, und den Tag der Einkleidung in einem entlegenem Hauſe vor dem Thor zu erwarten. Dann wollte ich ganz eingehuͤllt ins Kloſter gehen, und mich unter das Ge- draͤnge miſchen; wenn dann meine Schweſter

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/145>, abgerufen am 28.11.2024.