wort überbringen, wenn ich ihr eine schreiben wollte."
Dieß war ungefähr der Jnhalt ihres Brie- fes. Die Unschuld aber, das Unbewußte, Einfältige, das aus jedem Wort hervorblickte, kann ich nicht ausdrücken. Wir wurden beyde auf eine eigne Weise von der Beschränktheit gerührt, und Manfredi erinnerte sich dabey mit vieler Zärtlichkeit der süßen Gestalt und der frommen kleinen Miene. Jch beschloß auf der Stelle, sie zu retten, wenn Manfredi mir zur Ausführung helfen wollte. Dieser war nicht so bald zu bewegen, aber ich hatte ihm das Geständniß abgedrungen, daß ihr rühren- des Bild, so wie er es durch die Planke des Gartens erblickt hatte, jetzt aufs neue mit großen Ansprüchen auf seine Hülfe vor ihn träte, daß er es eigentlich noch nie aus seiner Seele verloren habe, kurz daß er sie liebe, und gewiß glücklich seyn würde, wenn er sich mit ihr verbinden dürfte. Ueberdem hatte ich ihr Hülfe versprochen, und sie schien sogar auf ihn gerechnet zu haben; er ward endlich überredet,
wort uͤberbringen, wenn ich ihr eine ſchreiben wollte.‟
Dieß war ungefaͤhr der Jnhalt ihres Brie- fes. Die Unſchuld aber, das Unbewußte, Einfaͤltige, das aus jedem Wort hervorblickte, kann ich nicht ausdruͤcken. Wir wurden beyde auf eine eigne Weiſe von der Beſchraͤnktheit geruͤhrt, und Manfredi erinnerte ſich dabey mit vieler Zaͤrtlichkeit der ſuͤßen Geſtalt und der frommen kleinen Miene. Jch beſchloß auf der Stelle, ſie zu retten, wenn Manfredi mir zur Ausfuͤhrung helfen wollte. Dieſer war nicht ſo bald zu bewegen, aber ich hatte ihm das Geſtaͤndniß abgedrungen, daß ihr ruͤhren- des Bild, ſo wie er es durch die Planke des Gartens erblickt hatte, jetzt aufs neue mit großen Anſpruͤchen auf ſeine Huͤlfe vor ihn traͤte, daß er es eigentlich noch nie aus ſeiner Seele verloren habe, kurz daß er ſie liebe, und gewiß gluͤcklich ſeyn wuͤrde, wenn er ſich mit ihr verbinden duͤrfte. Ueberdem hatte ich ihr Huͤlfe verſprochen, und ſie ſchien ſogar auf ihn gerechnet zu haben; er ward endlich uͤberredet,
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wort uͤberbringen, wenn ich ihr eine ſchreiben
wollte.‟
Dieß war ungefaͤhr der Jnhalt ihres Brie-
fes. Die Unſchuld aber, das Unbewußte,
Einfaͤltige, das aus jedem Wort hervorblickte,
kann ich nicht ausdruͤcken. Wir wurden beyde
auf eine eigne Weiſe von der Beſchraͤnktheit
geruͤhrt, und Manfredi erinnerte ſich dabey
mit vieler Zaͤrtlichkeit der ſuͤßen Geſtalt und
der frommen kleinen Miene. Jch beſchloß auf
der Stelle, ſie zu retten, wenn Manfredi mir
zur Ausfuͤhrung helfen wollte. Dieſer war
nicht ſo bald zu bewegen, aber ich hatte ihm
das Geſtaͤndniß abgedrungen, daß ihr ruͤhren-
des Bild, ſo wie er es durch die Planke des
Gartens erblickt hatte, jetzt aufs neue mit
großen Anſpruͤchen auf ſeine Huͤlfe vor ihn
traͤte, daß er es eigentlich noch nie aus ſeiner
Seele verloren habe, kurz daß er ſie liebe, und
gewiß gluͤcklich ſeyn wuͤrde, wenn er ſich mit
ihr verbinden duͤrfte. Ueberdem hatte ich ihr
Huͤlfe verſprochen, und ſie ſchien ſogar auf ihn
gerechnet zu haben; er ward endlich uͤberredet,
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/144>, abgerufen am 28.11.2024.
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