Jetzt erwartete mich aber noch eine große Freude: Manfredi kam, und kündigte mir an, daß er mit mir reise. Er war zwar älter als ich, und hatte seine Uebungen schon vollendet, da der Marchese ihn aber so jung nicht zum Regiment schicken wollte, so hatte er in die Bitte des Sohns gewilligt, in meiner Gesell- schaft sich noch in manchen Dingen vollkommner zu machen, und mich auch, da ich so völlig ohne Welt war, und man mich auf eine so unverzeihlich nachläßige Weise ganz allein reisen ließ, dort einzuführen, und meine Studien zu dirigiren. Auffallend war es in der That, wie man mich nach der strengsten Aufsicht plötz- lich mir selbst überließ, ohne Führer, ohne Rathgeber, als ob ich von nun an für vogel- frey erklärt wäre. Man hielt mich von dem Augenbick an wahrscheinlich für einen Raub des Satans und jede Sorgfalt für ganz unnöthig.
Der Marchese billigte gleich den Vorsatz seines Sohns, und befestigte ihn noch darin.
wuͤrde mir zu Liebe gewiß ihre Briefe be- ſtellen.
Jetzt erwartete mich aber noch eine große Freude: Manfredi kam, und kuͤndigte mir an, daß er mit mir reiſe. Er war zwar aͤlter als ich, und hatte ſeine Uebungen ſchon vollendet, da der Marcheſe ihn aber ſo jung nicht zum Regiment ſchicken wollte, ſo hatte er in die Bitte des Sohns gewilligt, in meiner Geſell- ſchaft ſich noch in manchen Dingen vollkommner zu machen, und mich auch, da ich ſo voͤllig ohne Welt war, und man mich auf eine ſo unverzeihlich nachlaͤßige Weiſe ganz allein reiſen ließ, dort einzufuͤhren, und meine Studien zu dirigiren. Auffallend war es in der That, wie man mich nach der ſtrengſten Aufſicht ploͤtz- lich mir ſelbſt uͤberließ, ohne Fuͤhrer, ohne Rathgeber, als ob ich von nun an fuͤr vogel- frey erklaͤrt waͤre. Man hielt mich von dem Augenbick an wahrſcheinlich fuͤr einen Raub des Satans und jede Sorgfalt fuͤr ganz unnoͤthig.
Der Marcheſe billigte gleich den Vorſatz ſeines Sohns, und befeſtigte ihn noch darin.
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wuͤrde mir zu Liebe gewiß ihre Briefe be-
ſtellen.
Jetzt erwartete mich aber noch eine große
Freude: Manfredi kam, und kuͤndigte mir an,
daß er mit mir reiſe. Er war zwar aͤlter als
ich, und hatte ſeine Uebungen ſchon vollendet,
da der Marcheſe ihn aber ſo jung nicht zum
Regiment ſchicken wollte, ſo hatte er in die
Bitte des Sohns gewilligt, in meiner Geſell-
ſchaft ſich noch in manchen Dingen vollkommner
zu machen, und mich auch, da ich ſo voͤllig
ohne Welt war, und man mich auf eine ſo
unverzeihlich nachlaͤßige Weiſe ganz allein reiſen
ließ, dort einzufuͤhren, und meine Studien
zu dirigiren. Auffallend war es in der That,
wie man mich nach der ſtrengſten Aufſicht ploͤtz-
lich mir ſelbſt uͤberließ, ohne Fuͤhrer, ohne
Rathgeber, als ob ich von nun an fuͤr vogel-
frey erklaͤrt waͤre. Man hielt mich von dem
Augenbick an wahrſcheinlich fuͤr einen Raub des
Satans und jede Sorgfalt fuͤr ganz unnoͤthig.
Der Marcheſe billigte gleich den Vorſatz
ſeines Sohns, und befeſtigte ihn noch darin.
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/136>, abgerufen am 27.11.2024.
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