ist; sonst hätte er mir über seinen Ball Rapport gebracht.
Deine treue Tante F. V.
An den Fürsten von Pückler-Muskau.
Berlin, den 23. Januar 1833.
Welchen vortrefflichen, freundschaftlichen, schmeichlenden, natürlichen Brief haben Sie -- nicht umsonst, aber ohne sich auf Wirkliches begründende Veranlassung, schreiben müssen! Ein Glück, daß wir ihn zu lesen bekamen; so ist er doch in den Hafen der tiefsten, und freudigsten Würdigung eingelau- fen! Kann ich wenigstens verbürgen! Wie konnte die Frau Fürstin einen nicht zu verkennenden Scherz, da er obenein in Gesellschaft ausgesprochen wurde, nur so verkennen; eine Klage, vor der schon viele Briefe an Sie abgegangen, so auf- nehmen, als sollte ein schmollendes Schweigen ihr folgen! Und wie konnten Sie, bester Fürst, vergessen, daß wir Sie von ei- nem Tag zum andern zu erwarten hatten? Wie die Fürstin eine herbe sechswöchentliche Krankheit V.'s, die ihm Reden und Schreiben gleich schwer, ja fast unmöglich machte! Und doch danke ich fast dem Irrthum, wenn auch nicht der Fürstin. Denn einen liebenswürdigern Brief haben Sie wohl kaum je schreiben können, als dieses Kind des Irrthums ist. Ich könnte ihn küssen, so viel candeur und laisser-aller finde ich darin; und was ist küssenswürdiger, als diese Kindereigen- schaften; unter Glas und Rahm von Geist? Dies wollte ich Ihnen, mußte ich Ihnen sagen; mein Herz ist so eitel, daß
iſt; ſonſt hätte er mir über ſeinen Ball Rapport gebracht.
Deine treue Tante F. V.
An den Fürſten von Pückler-Muskau.
Berlin, den 23. Januar 1833.
Welchen vortrefflichen, freundſchaftlichen, ſchmeichlenden, natürlichen Brief haben Sie — nicht umſonſt, aber ohne ſich auf Wirkliches begründende Veranlaſſung, ſchreiben müſſen! Ein Glück, daß wir ihn zu leſen bekamen; ſo iſt er doch in den Hafen der tiefſten, und freudigſten Würdigung eingelau- fen! Kann ich wenigſtens verbürgen! Wie konnte die Frau Fürſtin einen nicht zu verkennenden Scherz, da er obenein in Geſellſchaft ausgeſprochen wurde, nur ſo verkennen; eine Klage, vor der ſchon viele Briefe an Sie abgegangen, ſo auf- nehmen, als ſollte ein ſchmollendes Schweigen ihr folgen! Und wie konnten Sie, beſter Fürſt, vergeſſen, daß wir Sie von ei- nem Tag zum andern zu erwarten hatten? Wie die Fürſtin eine herbe ſechswöchentliche Krankheit V.’s, die ihm Reden und Schreiben gleich ſchwer, ja faſt unmöglich machte! Und doch danke ich faſt dem Irrthum, wenn auch nicht der Fürſtin. Denn einen liebenswürdigern Brief haben Sie wohl kaum je ſchreiben können, als dieſes Kind des Irrthums iſt. Ich könnte ihn küſſen, ſo viel candeur und laisser-aller finde ich darin; und was iſt küſſenswürdiger, als dieſe Kindereigen- ſchaften; unter Glas und Rahm von Geiſt? Dies wollte ich Ihnen, mußte ich Ihnen ſagen; mein Herz iſt ſo eitel, daß
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iſt; ſonſt hätte er mir über ſeinen Ball Rapport gebracht.
Deine treue Tante F. V.
An den Fürſten von Pückler-Muskau.
Berlin, den 23. Januar 1833.
Welchen vortrefflichen, freundſchaftlichen, ſchmeichlenden,
natürlichen Brief haben Sie — nicht umſonſt, aber ohne ſich
auf Wirkliches begründende Veranlaſſung, ſchreiben müſſen!
Ein Glück, daß wir ihn zu leſen bekamen; ſo iſt er doch in
den Hafen der tiefſten, und freudigſten Würdigung eingelau-
fen! Kann ich wenigſtens verbürgen! Wie konnte die Frau
Fürſtin einen nicht zu verkennenden Scherz, da er obenein in
Geſellſchaft ausgeſprochen wurde, nur ſo verkennen; eine
Klage, vor der ſchon viele Briefe an Sie abgegangen, ſo auf-
nehmen, als ſollte ein ſchmollendes Schweigen ihr folgen! Und
wie konnten Sie, beſter Fürſt, vergeſſen, daß wir Sie von ei-
nem Tag zum andern zu erwarten hatten? Wie die Fürſtin
eine herbe ſechswöchentliche Krankheit V.’s, die ihm Reden
und Schreiben gleich ſchwer, ja faſt unmöglich machte! Und doch
danke ich faſt dem Irrthum, wenn auch nicht der Fürſtin.
Denn einen liebenswürdigern Brief haben Sie wohl kaum
je ſchreiben können, als dieſes Kind des Irrthums iſt. Ich
könnte ihn küſſen, ſo viel candeur und laisser-aller finde ich
darin; und was iſt küſſenswürdiger, als dieſe Kindereigen-
ſchaften; unter Glas und Rahm von Geiſt? Dies wollte ich
Ihnen, mußte ich Ihnen ſagen; mein Herz iſt ſo eitel, daß
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/603>, abgerufen am 22.12.2024.
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