Und mit Recht, möcht' ich fast sagen; Weil du keine Beute machtest, Zu dem Einsatz neuen Lebens. -- Hast das alte auch nur vor dir, Bis du fleißiger geworden. Böses altes Kind! --
An Fräulein von R.
Sontag, den 31. März 1831.
Heute war der letzte Termin, und der Tag wo ich un- fehlbar versuchen wollte, ob Sie annehmen. Aber ein neuer Husten hält mich ab. Zwei Tage schien es besser werden zu wollen: vorgestern begleitete ich eine Dame bis an meine zweite, nicht letzte Thüre, und da schlich die böse Schlange mich von neuem an. So viel von mir; damit ich darauf nicht wieder zurückkommen muß.
Hoffentlich haben B.'s und andre Freunde Ihnen bestellt, wie es mit mir war! Sie sind meines Antheils gewiß; wie Sie meine Verehrung und Liebe zu dem Seligen kannten; er war es schon hier: denn wahrlich, sein Element, das Ele- ment dieser Seele war hier schon Liebe und Güte. Lauter gute Empfindungen hat er Ihnen zurückgelassen, keine Art von Sorge; Gott verzeihe mir, wenn ich frevle! er war hier schon selig, und besorgt; wenn irgend jemand uns von dort zusprechen kann, so ist er's: und heiter, und trostvoll. Was müssen Sie Alle nicht darüber empfinden, wenn ich es schon durchaus so und nicht anders fühle. Der ganz allgemeine
Und mit Recht, möcht’ ich faſt ſagen; Weil du keine Beute machteſt, Zu dem Einſatz neuen Lebens. — Haſt das alte auch nur vor dir, Bis du fleißiger geworden. Böſes altes Kind! —
An Fräulein von R.
Sontag, den 31. März 1831.
Heute war der letzte Termin, und der Tag wo ich un- fehlbar verſuchen wollte, ob Sie annehmen. Aber ein neuer Huſten hält mich ab. Zwei Tage ſchien es beſſer werden zu wollen: vorgeſtern begleitete ich eine Dame bis an meine zweite, nicht letzte Thüre, und da ſchlich die böſe Schlange mich von neuem an. So viel von mir; damit ich darauf nicht wieder zurückkommen muß.
Hoffentlich haben B.’s und andre Freunde Ihnen beſtellt, wie es mit mir war! Sie ſind meines Antheils gewiß; wie Sie meine Verehrung und Liebe zu dem Seligen kannten; er war es ſchon hier: denn wahrlich, ſein Element, das Ele- ment dieſer Seele war hier ſchon Liebe und Güte. Lauter gute Empfindungen hat er Ihnen zurückgelaſſen, keine Art von Sorge; Gott verzeihe mir, wenn ich frevle! er war hier ſchon ſelig, und beſorgt; wenn irgend jemand uns von dort zuſprechen kann, ſo iſt er’s: und heiter, und troſtvoll. Was müſſen Sie Alle nicht darüber empfinden, wenn ich es ſchon durchaus ſo und nicht anders fühle. Der ganz allgemeine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0497"n="489"/><lgn="3"><l>Und mit Recht, möcht’ ich faſt ſagen;</l><lb/><l>Weil du keine Beute machteſt,</l><lb/><l>Zu dem <hirendition="#g">Einſatz neuen</hi> Lebens. —</l><lb/><l><hirendition="#g">Haſt das alte auch nur vor dir,</hi></l><lb/><l>Bis du fleißiger geworden.</l><lb/><l>Böſes altes Kind! —</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Fräulein von R.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Sontag, den 31. März 1831.</hi></dateline><lb/><p>Heute war der letzte Termin, und der Tag wo ich un-<lb/>
fehlbar verſuchen wollte, ob Sie annehmen. Aber ein neuer<lb/>
Huſten hält mich ab. Zwei Tage ſchien es beſſer werden zu<lb/>
wollen: vorgeſtern begleitete ich eine Dame bis an meine<lb/>
zweite, nicht letzte Thüre, und da ſchlich die böſe Schlange<lb/>
mich von neuem an. So viel von mir; damit ich darauf<lb/>
nicht wieder zurückkommen muß.</p><lb/><p>Hoffentlich haben B.’s und andre Freunde Ihnen beſtellt,<lb/>
wie es mit mir war! Sie ſind meines Antheils gewiß; wie<lb/>
Sie meine Verehrung und <hirendition="#g">Liebe</hi> zu dem Seligen kannten;<lb/>
er war es ſchon hier: denn wahrlich, ſein Element, das Ele-<lb/>
ment <hirendition="#g">dieſer</hi> Seele war hier ſchon Liebe und Güte. Lauter<lb/>
gute Empfindungen hat er Ihnen zurückgelaſſen, keine Art<lb/>
von Sorge; Gott verzeihe mir, wenn ich frevle! er war hier<lb/>ſchon ſelig, und beſorgt; wenn <hirendition="#g">irgend jemand</hi> uns von dort<lb/>
zuſprechen kann, ſo iſt er’s: und heiter, und troſtvoll. Was<lb/>
müſſen Sie Alle nicht darüber empfinden, wenn ich es ſchon<lb/>
durchaus ſo und nicht anders fühle. Der ganz allgemeine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[489/0497]
Und mit Recht, möcht’ ich faſt ſagen;
Weil du keine Beute machteſt,
Zu dem Einſatz neuen Lebens. —
Haſt das alte auch nur vor dir,
Bis du fleißiger geworden.
Böſes altes Kind! —
An Fräulein von R.
Sontag, den 31. März 1831.
Heute war der letzte Termin, und der Tag wo ich un-
fehlbar verſuchen wollte, ob Sie annehmen. Aber ein neuer
Huſten hält mich ab. Zwei Tage ſchien es beſſer werden zu
wollen: vorgeſtern begleitete ich eine Dame bis an meine
zweite, nicht letzte Thüre, und da ſchlich die böſe Schlange
mich von neuem an. So viel von mir; damit ich darauf
nicht wieder zurückkommen muß.
Hoffentlich haben B.’s und andre Freunde Ihnen beſtellt,
wie es mit mir war! Sie ſind meines Antheils gewiß; wie
Sie meine Verehrung und Liebe zu dem Seligen kannten;
er war es ſchon hier: denn wahrlich, ſein Element, das Ele-
ment dieſer Seele war hier ſchon Liebe und Güte. Lauter
gute Empfindungen hat er Ihnen zurückgelaſſen, keine Art
von Sorge; Gott verzeihe mir, wenn ich frevle! er war hier
ſchon ſelig, und beſorgt; wenn irgend jemand uns von dort
zuſprechen kann, ſo iſt er’s: und heiter, und troſtvoll. Was
müſſen Sie Alle nicht darüber empfinden, wenn ich es ſchon
durchaus ſo und nicht anders fühle. Der ganz allgemeine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/497>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.