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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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gelitten; jetzt wieder: alle mögliche schöne Grüße hab' ich Ih-
nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund,
zu bestellen. Ist er's noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie
Hrn. Champy: est-il gueri de cette Allemagne, de ce Ber-
lin? qu'il l'oublie, mais pas tous ses habitants.
Herr Frank,
der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen ist, wird Ihnen
diesen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange-
nehmsten Umgang. Unterrichtet, sanft, Diskuteur. Kurz, sehr
gut. Schlesier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy's, Henriette
Solmar's Freund.

Leben Sie wohl, gesund, vergnügt, ungestört! Ihre alte
Freundin Friederike Varnhagen.


An Gentz, in Wien.

Feuchtes Thauwetter.

Geküßt hab' ich Ihren Brief; nach tiefer Verstummung,
regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung,
Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen,
Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures -- wie es sein
muß -- ewiges Kind! So wirft sich nur Goethens Tasso
Andern hin in die Hände, an den Busen, nur Sie, und die
Besten, und ich, wenn ich einen bessern Busen wüßte, als den
meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgesprochenes
Wort.) Sie sind nicht unglücklich; glauben Sie es mir,
bis Sie diesen Brief ausgelesen haben. Lassen Sie mich mit
dem Unabweislichsten, Wunderbarsten, Schwärzesten anfan-

III. 31

gelitten; jetzt wieder: alle mögliche ſchöne Grüße hab’ ich Ih-
nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund,
zu beſtellen. Iſt er’s noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie
Hrn. Champy: est-il guéri de cette Allemagne, de ce Ber-
lin? qu’il l’oublie, mais pas tous ses habitants.
Herr Frank,
der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen iſt, wird Ihnen
dieſen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange-
nehmſten Umgang. Unterrichtet, ſanft, Diskuteur. Kurz, ſehr
gut. Schleſier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy’s, Henriette
Solmar’s Freund.

Leben Sie wohl, geſund, vergnügt, ungeſtört! Ihre alte
Freundin Friederike Varnhagen.


An Gentz, in Wien.

Feuchtes Thauwetter.

Geküßt hab’ ich Ihren Brief; nach tiefer Verſtummung,
regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung,
Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen,
Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures — wie es ſein
muß — ewiges Kind! So wirft ſich nur Goethens Taſſo
Andern hin in die Hände, an den Buſen, nur Sie, und die
Beſten, und ich, wenn ich einen beſſern Buſen wüßte, als den
meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgeſprochenes
Wort.) Sie ſind nicht unglücklich; glauben Sie es mir,
bis Sie dieſen Brief ausgeleſen haben. Laſſen Sie mich mit
dem Unabweislichſten, Wunderbarſten, Schwärzeſten anfan-

III. 31
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[481/0489] gelitten; jetzt wieder: alle mögliche ſchöne Grüße hab’ ich Ih- nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund, zu beſtellen. Iſt er’s noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie Hrn. Champy: est-il guéri de cette Allemagne, de ce Ber- lin? qu’il l’oublie, mais pas tous ses habitants. Herr Frank, der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen iſt, wird Ihnen dieſen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange- nehmſten Umgang. Unterrichtet, ſanft, Diskuteur. Kurz, ſehr gut. Schleſier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy’s, Henriette Solmar’s Freund. Leben Sie wohl, geſund, vergnügt, ungeſtört! Ihre alte Freundin Friederike Varnhagen. An Gentz, in Wien. Berlin, Montag Abend 9 Uhr, den 7. Februar 1831. Feuchtes Thauwetter. Geküßt hab’ ich Ihren Brief; nach tiefer Verſtummung, regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung, Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen, Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures — wie es ſein muß — ewiges Kind! So wirft ſich nur Goethens Taſſo Andern hin in die Hände, an den Buſen, nur Sie, und die Beſten, und ich, wenn ich einen beſſern Buſen wüßte, als den meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgeſprochenes Wort.) Sie ſind nicht unglücklich; glauben Sie es mir, bis Sie dieſen Brief ausgeleſen haben. Laſſen Sie mich mit dem Unabweislichſten, Wunderbarſten, Schwärzeſten anfan- III. 31

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/489>, abgerufen am 22.12.2024.