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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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bittliche erzählt alles, und: -- "Livree zu Grunde richten."
"Nicht unglücklich machen!" sagt der König; und lächelt noch
hinzu: "Ein andermal weißen Wein trinken." Händeküssen!
Ein Fähnrich aus fremder Garnison, den der König, in Por-
tici, glaub' ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl
aufgeknöpft sah, veranlaßte ihn hinüber zu schicken, und nach
seinem Namen fragen zu lassen. Der arme Knabe ließ sich
das nicht zweimal sagen: und reißt aus. Unser König be-
merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin-
ten getreten ist. Aus der Kommandantenliste erfährt der Kö-
nig Garnison, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm sagen,
bis zur nächsten Vorstellung der Oper zu bleiben, wozu er ein
Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er
nicht: Majestät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld
zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm so viel verabreichen.
Und das Kind sieht die Oper. Und wir: bravo! bravo!
den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man's
bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von gestern
Abend. Arnim's, Cotta's, Ludwig's, Moritzens, Willisen, Heine.
Sich Alle sehr, sehr amüsirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet-
tine dreimal mit Phrasen wie Reden. Frau von Cotta vor-
trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und
Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er-
nestine, welche drei sehr eingenommen von einander sind.
Baron Cotta so liebenswürdig, redselig, erzählend und herz-
lich
lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder
sein Lob ver- und bewundernd aussprach. Mich schmeichelte
sein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und

III. 24

bittliche erzählt alles, und: — „Livree zu Grunde richten.“
„Nicht unglücklich machen!“ ſagt der König; und lächelt noch
hinzu: „Ein andermal weißen Wein trinken.“ Händeküſſen!
Ein Fähnrich aus fremder Garniſon, den der König, in Por-
tici, glaub’ ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl
aufgeknöpft ſah, veranlaßte ihn hinüber zu ſchicken, und nach
ſeinem Namen fragen zu laſſen. Der arme Knabe ließ ſich
das nicht zweimal ſagen: und reißt aus. Unſer König be-
merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin-
ten getreten iſt. Aus der Kommandantenliſte erfährt der Kö-
nig Garniſon, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm ſagen,
bis zur nächſten Vorſtellung der Oper zu bleiben, wozu er ein
Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er
nicht: Majeſtät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld
zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm ſo viel verabreichen.
Und das Kind ſieht die Oper. Und wir: bravo! bravo!
den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man’s
bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von geſtern
Abend. Arnim’s, Cotta’s, Ludwig’s, Moritzens, Williſen, Heine.
Sich Alle ſehr, ſehr amüſirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet-
tine dreimal mit Phraſen wie Reden. Frau von Cotta vor-
trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und
Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er-
neſtine, welche drei ſehr eingenommen von einander ſind.
Baron Cotta ſo liebenswürdig, redſelig, erzählend und herz-
lich
lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder
ſein Lob ver- und bewundernd ausſprach. Mich ſchmeichelte
ſein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und

III. 24
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[369/0377] bittliche erzählt alles, und: — „Livree zu Grunde richten.“ „Nicht unglücklich machen!“ ſagt der König; und lächelt noch hinzu: „Ein andermal weißen Wein trinken.“ Händeküſſen! Ein Fähnrich aus fremder Garniſon, den der König, in Por- tici, glaub’ ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl aufgeknöpft ſah, veranlaßte ihn hinüber zu ſchicken, und nach ſeinem Namen fragen zu laſſen. Der arme Knabe ließ ſich das nicht zweimal ſagen: und reißt aus. Unſer König be- merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin- ten getreten iſt. Aus der Kommandantenliſte erfährt der Kö- nig Garniſon, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm ſagen, bis zur nächſten Vorſtellung der Oper zu bleiben, wozu er ein Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er nicht: Majeſtät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm ſo viel verabreichen. Und das Kind ſieht die Oper. Und wir: bravo! bravo! den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man’s bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von geſtern Abend. Arnim’s, Cotta’s, Ludwig’s, Moritzens, Williſen, Heine. Sich Alle ſehr, ſehr amüſirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet- tine dreimal mit Phraſen wie Reden. Frau von Cotta vor- trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er- neſtine, welche drei ſehr eingenommen von einander ſind. Baron Cotta ſo liebenswürdig, redſelig, erzählend und herz- lich lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder ſein Lob ver- und bewundernd ausſprach. Mich ſchmeichelte ſein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und III. 24

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/377>, abgerufen am 22.12.2024.