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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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(Mündlich.)

Von einer gezierten Dame: "Sie sieht aus, wie ein in
Weingeist aufbewahrtes Riesen einer schöner Frau."



E. Was sagen Sie dazu? R. heirathet die junge B!

R. Es geschieht Beiden Recht!



Man sagte von einem Fräulein, sie sei gemüthskrank,
und zwar aus Liebe zu einem alten General: "Da ist sie ja
nicht toll aus Liebe, sondern liebt schon aus Tollheit."




Frei sein kann gar nichts anders heißen, als seiner in-
nersten Natur sklavisch folgen zu dürfen. Absolute Freiheit,
absoluter Wille ist etwas Unmenschliches. Eine Wahl ohne
Bewegungsgrund ist Unsinn. --




Heute Mittwoch den 18. Juni 1828 fragte Elischen ganz
unschuldig und naiv, mitten unter Spiel und anderer Beschäf-
tigung, nachdem sie schon Vormittag zum erstenmal de but
en blanc
aufgesagt hatte: Thiere haben Schnauzen, Poten,
Mäuler; Menschen haben einen Mund, Hände, Füße; Vögel
Schnäbel; und so untereinander -- die Mutter hatte es sie
gelehrt -- und nachdem sie es Nachmittag im kurzen wieder-
holt hatte: "Bin ich auch ein Mensch?" Rührend, sublime.

III. 22

(Mündlich.)

Von einer gezierten Dame: „Sie ſieht aus, wie ein in
Weingeiſt aufbewahrtes Rieſen einer ſchöner Frau.“



E. Was ſagen Sie dazu? R. heirathet die junge B!

R. Es geſchieht Beiden Recht!



Man ſagte von einem Fräulein, ſie ſei gemüthskrank,
und zwar aus Liebe zu einem alten General: „Da iſt ſie ja
nicht toll aus Liebe, ſondern liebt ſchon aus Tollheit.“




Frei ſein kann gar nichts anders heißen, als ſeiner in-
nerſten Natur ſklaviſch folgen zu dürfen. Abſolute Freiheit,
abſoluter Wille iſt etwas Unmenſchliches. Eine Wahl ohne
Bewegungsgrund iſt Unſinn. —




Heute Mittwoch den 18. Juni 1828 fragte Elischen ganz
unſchuldig und naiv, mitten unter Spiel und anderer Beſchäf-
tigung, nachdem ſie ſchon Vormittag zum erſtenmal de but
en blanc
aufgeſagt hatte: Thiere haben Schnauzen, Poten,
Mäuler; Menſchen haben einen Mund, Hände, Füße; Vögel
Schnäbel; und ſo untereinander — die Mutter hatte es ſie
gelehrt — und nachdem ſie es Nachmittag im kurzen wieder-
holt hatte: „Bin ich auch ein Menſch?“ Rührend, ſublime.

III. 22
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[337/0345] (Mündlich.) Von einer gezierten Dame: „Sie ſieht aus, wie ein in Weingeiſt aufbewahrtes Rieſen einer ſchöner Frau.“ E. Was ſagen Sie dazu? R. heirathet die junge B! R. Es geſchieht Beiden Recht! Man ſagte von einem Fräulein, ſie ſei gemüthskrank, und zwar aus Liebe zu einem alten General: „Da iſt ſie ja nicht toll aus Liebe, ſondern liebt ſchon aus Tollheit.“ 1828. Frei ſein kann gar nichts anders heißen, als ſeiner in- nerſten Natur ſklaviſch folgen zu dürfen. Abſolute Freiheit, abſoluter Wille iſt etwas Unmenſchliches. Eine Wahl ohne Bewegungsgrund iſt Unſinn. — Montag, den 9. Juni 1828. Aber alt erfunden. Heute Mittwoch den 18. Juni 1828 fragte Elischen ganz unſchuldig und naiv, mitten unter Spiel und anderer Beſchäf- tigung, nachdem ſie ſchon Vormittag zum erſtenmal de but en blanc aufgeſagt hatte: Thiere haben Schnauzen, Poten, Mäuler; Menſchen haben einen Mund, Hände, Füße; Vögel Schnäbel; und ſo untereinander — die Mutter hatte es ſie gelehrt — und nachdem ſie es Nachmittag im kurzen wieder- holt hatte: „Bin ich auch ein Menſch?“ Rührend, ſublime. III. 22

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/345>, abgerufen am 22.11.2024.