Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

der; wenn die Sterne da sind. Montag erhältst du Onkel
Bunims Brief: antworte ihm gleich; und gütig. Ich kann
es nicht erwarten! Theures: einziges Röbertchen! wenn ich
euch doch diesen Winter schon sehn könnte. Gott thut mir
gewiß diesen Spezial-Gefallen. O! wie würde dir das fruch-
ten in dem immer regern Treiben hier und der ganzen Welt.
Wie würde dich Varnh. mit seinen vielen Büchern und litte-
rarischem zunehmenden Verkehr enkouragiren und ermuthigen;
alle Tage spricht er mir von dir, und deinem Treiben; was
du solltest, könntest; was dies, was jenes für dich wäre. Du
hieltst dich ganz an unsern Kreis. Alles thät' ich dir zu Liebe:
alles besorgte ich dir, schaffte ich dir. Theuer Brüderken! Im
Frühling reisten wir in zwei Wagen aus, wo du hin willst. --
Kannst du Lindner vorausgrüßen lassen, so thue es, eh ich
zu schreiben vermag. Er hat mir einen vortrefflichen Brief,
so einen aus unserer alten Gualtieri- und Prinz Louis-Zeit,
geschrieben. Alte, begründete, breitgewurzelte, nur mit dem
eignen Leben zu zerstörende Freundschaft. "Gleichgesinnte"
über die besten Dinge. Liebe, Ehrfurcht, Wahrheitsliebe.
Weißt du, ich habe einen neuen Titel oder Namen erfunden:
"Die, welche sich Überzeugungen wählen," der, die -- hat
sich eine Überzeugung gewählt; und dann weiß man! -- Adieu,
lieben Freunde; nehmt nicht übel, wenn ich nicht mehr schreibe:
der Sommer war zu heiß, ich zu angegriffen. Nachmittag
fahr' ich mit den Damen Henckel nach dem Blumengarten,
Potsdammer Thor. Sehr schön. Dann sind sie bei mir den
Abend. Thee, Kaltes; Braten, Kompotte. Adieu. Eure F. V.
Brava! Rikchen! Sein Sie fleißig! und ermüden Sie, weil

der; wenn die Sterne da ſind. Montag erhältſt du Onkel
Bunims Brief: antworte ihm gleich; und gütig. Ich kann
es nicht erwarten! Theures: einziges Röbertchen! wenn ich
euch doch dieſen Winter ſchon ſehn könnte. Gott thut mir
gewiß dieſen Spezial-Gefallen. O! wie würde dir das fruch-
ten in dem immer regern Treiben hier und der ganzen Welt.
Wie würde dich Varnh. mit ſeinen vielen Büchern und litte-
rariſchem zunehmenden Verkehr enkouragiren und ermuthigen;
alle Tage ſpricht er mir von dir, und deinem Treiben; was
du ſollteſt, könnteſt; was dies, was jenes für dich wäre. Du
hieltſt dich ganz an unſern Kreis. Alles thät’ ich dir zu Liebe:
alles beſorgte ich dir, ſchaffte ich dir. Theuer Brüderken! Im
Frühling reiſten wir in zwei Wagen aus, wo du hin willſt. —
Kannſt du Lindner vorausgrüßen laſſen, ſo thue es, eh ich
zu ſchreiben vermag. Er hat mir einen vortrefflichen Brief,
ſo einen aus unſerer alten Gualtieri- und Prinz Louis-Zeit,
geſchrieben. Alte, begründete, breitgewurzelte, nur mit dem
eignen Leben zu zerſtörende Freundſchaft. „Gleichgeſinnte“
über die beſten Dinge. Liebe, Ehrfurcht, Wahrheitsliebe.
Weißt du, ich habe einen neuen Titel oder Namen erfunden:
„Die, welche ſich Überzeugungen wählen,“ der, die — hat
ſich eine Überzeugung gewählt; und dann weiß man! — Adieu,
lieben Freunde; nehmt nicht übel, wenn ich nicht mehr ſchreibe:
der Sommer war zu heiß, ich zu angegriffen. Nachmittag
fahr’ ich mit den Damen Henckel nach dem Blumengarten,
Potsdammer Thor. Sehr ſchön. Dann ſind ſie bei mir den
Abend. Thee, Kaltes; Braten, Kompotte. Adieu. Eure F. V.
Brava! Rikchen! Sein Sie fleißig! und ermüden Sie, weil

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="284"/>
der; wenn die Sterne da &#x017F;ind. Montag erhält&#x017F;t du Onkel<lb/>
Bunims Brief: antworte ihm gleich; und gütig. Ich kann<lb/>
es nicht erwarten! Theures: einziges Röbertchen! wenn ich<lb/>
euch doch <hi rendition="#g">die&#x017F;en</hi> Winter &#x017F;chon &#x017F;ehn könnte. Gott thut mir<lb/>
gewiß die&#x017F;en Spezial-Gefallen. O! wie würde dir das fruch-<lb/>
ten in dem immer regern Treiben hier und der ganzen Welt.<lb/>
Wie würde dich Varnh. mit &#x017F;einen vielen Büchern und litte-<lb/>
rari&#x017F;chem zunehmenden Verkehr enkouragiren und ermuthigen;<lb/>
alle Tage &#x017F;pricht er mir von dir, und deinem Treiben; was<lb/>
du &#x017F;ollte&#x017F;t, könnte&#x017F;t; was dies, was jenes für dich wäre. Du<lb/>
hielt&#x017F;t dich ganz an un&#x017F;ern Kreis. Alles thät&#x2019; ich dir zu Liebe:<lb/>
alles be&#x017F;orgte ich dir, &#x017F;chaffte ich dir. Theuer Brüderken! Im<lb/>
Frühling rei&#x017F;ten wir in zwei Wagen aus, wo du hin will&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Kann&#x017F;t du Lindner vorausgrüßen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o thue es, eh ich<lb/>
zu &#x017F;chreiben vermag. Er hat mir einen vortrefflichen Brief,<lb/>
&#x017F;o einen aus un&#x017F;erer alten Gualtieri- und Prinz Louis-Zeit,<lb/>
ge&#x017F;chrieben. Alte, begründete, breitgewurzelte, nur mit dem<lb/>
eignen Leben zu zer&#x017F;törende Freund&#x017F;chaft. &#x201E;Gleichge&#x017F;innte&#x201C;<lb/>
über die be&#x017F;ten Dinge. Liebe, Ehrfurcht, Wahrheitsliebe.<lb/>
Weißt du, ich habe einen neuen Titel oder Namen erfunden:<lb/>
&#x201E;Die, welche &#x017F;ich Überzeugungen <hi rendition="#g">wählen</hi>,&#x201C; der, die &#x2014; hat<lb/>
&#x017F;ich eine Überzeugung gewählt; und dann weiß man! &#x2014; Adieu,<lb/>
lieben Freunde; nehmt nicht übel, wenn ich nicht mehr &#x017F;chreibe:<lb/>
der Sommer war zu heiß, ich zu angegriffen. Nachmittag<lb/>
fahr&#x2019; ich mit den Damen Henckel nach dem Blumengarten,<lb/>
Potsdammer Thor. Sehr &#x017F;chön. Dann &#x017F;ind &#x017F;ie bei mir den<lb/>
Abend. Thee, Kaltes; Braten, Kompotte. Adieu. Eure F. V.<lb/>
Brava! Rikchen! Sein Sie fleißig! und ermüden Sie, weil<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0292] der; wenn die Sterne da ſind. Montag erhältſt du Onkel Bunims Brief: antworte ihm gleich; und gütig. Ich kann es nicht erwarten! Theures: einziges Röbertchen! wenn ich euch doch dieſen Winter ſchon ſehn könnte. Gott thut mir gewiß dieſen Spezial-Gefallen. O! wie würde dir das fruch- ten in dem immer regern Treiben hier und der ganzen Welt. Wie würde dich Varnh. mit ſeinen vielen Büchern und litte- rariſchem zunehmenden Verkehr enkouragiren und ermuthigen; alle Tage ſpricht er mir von dir, und deinem Treiben; was du ſollteſt, könnteſt; was dies, was jenes für dich wäre. Du hieltſt dich ganz an unſern Kreis. Alles thät’ ich dir zu Liebe: alles beſorgte ich dir, ſchaffte ich dir. Theuer Brüderken! Im Frühling reiſten wir in zwei Wagen aus, wo du hin willſt. — Kannſt du Lindner vorausgrüßen laſſen, ſo thue es, eh ich zu ſchreiben vermag. Er hat mir einen vortrefflichen Brief, ſo einen aus unſerer alten Gualtieri- und Prinz Louis-Zeit, geſchrieben. Alte, begründete, breitgewurzelte, nur mit dem eignen Leben zu zerſtörende Freundſchaft. „Gleichgeſinnte“ über die beſten Dinge. Liebe, Ehrfurcht, Wahrheitsliebe. Weißt du, ich habe einen neuen Titel oder Namen erfunden: „Die, welche ſich Überzeugungen wählen,“ der, die — hat ſich eine Überzeugung gewählt; und dann weiß man! — Adieu, lieben Freunde; nehmt nicht übel, wenn ich nicht mehr ſchreibe: der Sommer war zu heiß, ich zu angegriffen. Nachmittag fahr’ ich mit den Damen Henckel nach dem Blumengarten, Potsdammer Thor. Sehr ſchön. Dann ſind ſie bei mir den Abend. Thee, Kaltes; Braten, Kompotte. Adieu. Eure F. V. Brava! Rikchen! Sein Sie fleißig! und ermüden Sie, weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/292
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/292>, abgerufen am 14.08.2024.