gedacht, empfunden, eingesehn werden. Wir fliehen in's Cen- trum. --
An Auguste Brandt von Lindau, in Schmerwitz.
Berlin, Juni 1825.
Eben hatten wir vorgestern Abend von Fräulein von Brandt gesprochen, und noch Einmal die gediegenste Liebens- würdigkeit auseinandergesetzt; als auch gestern Mittag die liebe Botschaft von Ihnen kommt! -- Genug, unsre Bekannt- schaft soll gepflegt werden (wir schätzen und lieben Sie ganz besonders; ich sage es doppelt gerne, weil es unserm Sinn Ehre macht): eine solche edle schöne Pflanze soll gedeihen auf der Erde, wo man doch so viel Unkraut zu bekämpfen hat! Ihr lieber, theurer, bescheidener Brief freute mich unendlich, obgleich ich nicht nach Ihrem und meinem innigsten Wunsch antworten kann! -- Den Winter war ich unwohl, wie das Wetter; und mein Nervensystem fast so toll, als das Wetter im Herbste war: im Sommer nun war ich vor vierzehn Ta- gen ernstlicher krank. Ich bin genesen; und wir werden künf- tigen Monat eine Reise über Wittenberg, Weimar u. s. w. machen. Reiste ich allein, käme ich grade zu Ihnen. Ich reise mit Mann, Bruder und Mädchen. -- Gott gesegne Ihnen Ihre schöne Reise! Mit den theuren Schwestern und den edlen Aufsprößlingen! Den 6. Juli in Wittenberg in der Traube schrei' ich Ihnen glückliche Reise nach. -- Glücklich würde mich eine mit Ihnen, theure Auguste, machen. Ihr leises,
gedacht, empfunden, eingeſehn werden. Wir fliehen in’s Cen- trum. —
An Auguſte Brandt von Lindau, in Schmerwitz.
Berlin, Juni 1825.
Eben hatten wir vorgeſtern Abend von Fräulein von Brandt geſprochen, und noch Einmal die gediegenſte Liebens- würdigkeit auseinandergeſetzt; als auch geſtern Mittag die liebe Botſchaft von Ihnen kommt! — Genug, unſre Bekannt- ſchaft ſoll gepflegt werden (wir ſchätzen und lieben Sie ganz beſonders; ich ſage es doppelt gerne, weil es unſerm Sinn Ehre macht): eine ſolche edle ſchöne Pflanze ſoll gedeihen auf der Erde, wo man doch ſo viel Unkraut zu bekämpfen hat! Ihr lieber, theurer, beſcheidener Brief freute mich unendlich, obgleich ich nicht nach Ihrem und meinem innigſten Wunſch antworten kann! — Den Winter war ich unwohl, wie das Wetter; und mein Nervenſyſtem faſt ſo toll, als das Wetter im Herbſte war: im Sommer nun war ich vor vierzehn Ta- gen ernſtlicher krank. Ich bin geneſen; und wir werden künf- tigen Monat eine Reiſe über Wittenberg, Weimar u. ſ. w. machen. Reiſte ich allein, käme ich grade zu Ihnen. Ich reiſe mit Mann, Bruder und Mädchen. — Gott geſegne Ihnen Ihre ſchöne Reiſe! Mit den theuren Schweſtern und den edlen Aufſprößlingen! Den 6. Juli in Wittenberg in der Traube ſchrei’ ich Ihnen glückliche Reiſe nach. — Glücklich würde mich eine mit Ihnen, theure Auguſte, machen. Ihr leiſes,
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gedacht, empfunden, eingeſehn werden. Wir fliehen in’s Cen-
trum. —
An Auguſte Brandt von Lindau, in Schmerwitz.
Berlin, Juni 1825.
Eben hatten wir vorgeſtern Abend von Fräulein von
Brandt geſprochen, und noch Einmal die gediegenſte Liebens-
würdigkeit auseinandergeſetzt; als auch geſtern Mittag die
liebe Botſchaft von Ihnen kommt! — Genug, unſre Bekannt-
ſchaft ſoll gepflegt werden (wir ſchätzen und lieben Sie ganz
beſonders; ich ſage es doppelt gerne, weil es unſerm Sinn
Ehre macht): eine ſolche edle ſchöne Pflanze ſoll gedeihen auf
der Erde, wo man doch ſo viel Unkraut zu bekämpfen hat!
Ihr lieber, theurer, beſcheidener Brief freute mich unendlich,
obgleich ich nicht nach Ihrem und meinem innigſten Wunſch
antworten kann! — Den Winter war ich unwohl, wie das
Wetter; und mein Nervenſyſtem faſt ſo toll, als das Wetter
im Herbſte war: im Sommer nun war ich vor vierzehn Ta-
gen ernſtlicher krank. Ich bin geneſen; und wir werden künf-
tigen Monat eine Reiſe über Wittenberg, Weimar u. ſ. w.
machen. Reiſte ich allein, käme ich grade zu Ihnen. Ich
reiſe mit Mann, Bruder und Mädchen. — Gott geſegne Ihnen
Ihre ſchöne Reiſe! Mit den theuren Schweſtern und den edlen
Aufſprößlingen! Den 6. Juli in Wittenberg in der Traube
ſchrei’ ich Ihnen glückliche Reiſe nach. — Glücklich würde
mich eine mit Ihnen, theure Auguſte, machen. Ihr leiſes,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/214>, abgerufen am 22.12.2024.
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