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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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möchten ihn doch zum zweiten Band so bald als möglich mit
Beiträgen erfreuen: hauptsächlich in Ihren eigenen Papieren
stöbren, wo sich gewiß noch Unendliches zu diesem Behuf vor-
finden muß; von Ihnen und tausend Andern. Schicken Sie
von Schweden, Deutschen; von was Sie nur können: haupt-
sächlich von sich. In dem Band, der hierbei liegt, sind die
Seiten von 207 bis 222 ("Ungenannt." überschrieben) von
mir. Aus meinen Briefen und Papieren genommen; die nie
anderes Tageslicht, als das, wo sie geschrieben waren, ver-
mutheten. Varnhagen stöbert aber alles durch: und ich bin
nicht heikel: ich finde Andern ihr Bereitetes nicht so sehr viel
besser; und oft viel schlechter. Niemanden hat Goethe so
durchströmt, wie Herzensblut selbst, als mich. Das finde ich
interessant dabei. Il n'existe point de plus franchement, que
ce franchement-ci!
Das Buch ist amüsanter, als ich mir vor-
stellte, daß es werden würde. Wieland, Fichte: vortrefflich.
Und alles unterhaltend. Nun schicke ich Ihnen noch einen
kleinen Angelus, den ich vergöttre. Eine Kinderseele voll
Muth. Der Mensch eine reine Frage; voll Witz, Menschen-
witz, den er nicht los werden kann; die höchste Art von Er-
gebung.

Nun muß ich ausgehn. Zu Ihrer Ergötzlichkeit sollen Sie
hören, wohin. Zu meiner Nichte Fanny; das Kind, was
Sie kennen. Die ist seit gestern acht Tagen im Kindbett mit
einer hübschen Tochter. Ihre Mutter, "die junge Madame,"
seit einem Jahr todt. Ich war viel und bis die letzte Minute
bei ihr. Nettchen ist todt; im Juli wird's drei Jahr. -- Ja!
man wird einsam, trotz der neuen Kinder. "Und der Rest ist

möchten ihn doch zum zweiten Band ſo bald als möglich mit
Beiträgen erfreuen: hauptſächlich in Ihren eigenen Papieren
ſtöbren, wo ſich gewiß noch Unendliches zu dieſem Behuf vor-
finden muß; von Ihnen und tauſend Andern. Schicken Sie
von Schweden, Deutſchen; von was Sie nur können: haupt-
ſächlich von ſich. In dem Band, der hierbei liegt, ſind die
Seiten von 207 bis 222 („Ungenannt.“ überſchrieben) von
mir. Aus meinen Briefen und Papieren genommen; die nie
anderes Tageslicht, als das, wo ſie geſchrieben waren, ver-
mutheten. Varnhagen ſtöbert aber alles durch: und ich bin
nicht heikel: ich finde Andern ihr Bereitetes nicht ſo ſehr viel
beſſer; und oft viel ſchlechter. Niemanden hat Goethe ſo
durchſtrömt, wie Herzensblut ſelbſt, als mich. Das finde ich
intereſſant dabei. Il n’existe point de plus franchement, que
ce franchement-ci!
Das Buch iſt amüſanter, als ich mir vor-
ſtellte, daß es werden würde. Wieland, Fichte: vortrefflich.
Und alles unterhaltend. Nun ſchicke ich Ihnen noch einen
kleinen Angelus, den ich vergöttre. Eine Kinderſeele voll
Muth. Der Menſch eine reine Frage; voll Witz, Menſchen-
witz, den er nicht los werden kann; die höchſte Art von Er-
gebung.

Nun muß ich ausgehn. Zu Ihrer Ergötzlichkeit ſollen Sie
hören, wohin. Zu meiner Nichte Fanny; das Kind, was
Sie kennen. Die iſt ſeit geſtern acht Tagen im Kindbett mit
einer hübſchen Tochter. Ihre Mutter, „die junge Madame,“
ſeit einem Jahr todt. Ich war viel und bis die letzte Minute
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[157/0165] möchten ihn doch zum zweiten Band ſo bald als möglich mit Beiträgen erfreuen: hauptſächlich in Ihren eigenen Papieren ſtöbren, wo ſich gewiß noch Unendliches zu dieſem Behuf vor- finden muß; von Ihnen und tauſend Andern. Schicken Sie von Schweden, Deutſchen; von was Sie nur können: haupt- ſächlich von ſich. In dem Band, der hierbei liegt, ſind die Seiten von 207 bis 222 („Ungenannt.“ überſchrieben) von mir. Aus meinen Briefen und Papieren genommen; die nie anderes Tageslicht, als das, wo ſie geſchrieben waren, ver- mutheten. Varnhagen ſtöbert aber alles durch: und ich bin nicht heikel: ich finde Andern ihr Bereitetes nicht ſo ſehr viel beſſer; und oft viel ſchlechter. Niemanden hat Goethe ſo durchſtrömt, wie Herzensblut ſelbſt, als mich. Das finde ich intereſſant dabei. Il n’existe point de plus franchement, que ce franchement-ci! Das Buch iſt amüſanter, als ich mir vor- ſtellte, daß es werden würde. Wieland, Fichte: vortrefflich. Und alles unterhaltend. Nun ſchicke ich Ihnen noch einen kleinen Angelus, den ich vergöttre. Eine Kinderſeele voll Muth. Der Menſch eine reine Frage; voll Witz, Menſchen- witz, den er nicht los werden kann; die höchſte Art von Er- gebung. Nun muß ich ausgehn. Zu Ihrer Ergötzlichkeit ſollen Sie hören, wohin. Zu meiner Nichte Fanny; das Kind, was Sie kennen. Die iſt ſeit geſtern acht Tagen im Kindbett mit einer hübſchen Tochter. Ihre Mutter, „die junge Madame,“ ſeit einem Jahr todt. Ich war viel und bis die letzte Minute bei ihr. Nettchen iſt todt; im Juli wird’s drei Jahr. — Ja! man wird einſam, trotz der neuen Kinder. „Und der Reſt iſt

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/165>, abgerufen am 26.11.2024.