herkam, und die wieder in all ihren Punkten, und also auch in den empfindlichsten, wovon es die andern mit wurden, be- rührte. Ganz unleidlich! Und das Unleidlichste der Lage ist, daß ich sie nicht, und nie zu ändern vermag. Nun beden- ken Sie mich, und meine Fasern, und was ich in mir trage und weiß, und stellen Sie Ihre Berechnung an! Dies Schwere all -- wurde mir leicht, weil mein Blut richtig fließen, meine Nerven richtig vibriren konnten; und ich so mit Elementen, Farben, Licht, und Erde in einen augenblicklich richtigen Zu- sammenhang, und Wechselwirkung kam. Ich genoß es lau- schend, beinah verwundert; und dann machte ich dem Himmel Vorstellungen, mir dies wenige, Natürliche zu lassen; und klagte auch gegen ihn. So floß mein Tag, von Stadt und Hauswesen gestört, noch ziemlich gesund aus mir heraus, an mir vorbei. -- Die Nacht aber mußte ich schrecklich an Ner- ven leiden; nun kommt das Ende dieses Werks, womit ich es begonnen, und was ich beweisen wollte; weil mein Zimmer schon den zweiten Abend, für die Nacht zu heiß war, welches ich nicht vertragen kann, und wogegen sich mein Blut mit nach dem Kopf steigen, wehrt. Was dies ist, wissen Sie. Es artete in Nervendröhnen, und in dem ganzen Hofstaat der Nervenübel aus. Wir wollen uns also sehr, sehr! vor fal- schen Zimmern hüten. Amen.
Sie wissen, daß ich so sehr, als Sie, denke, daß die W. das Beste werth ist, weil sie's versteht. Ich frage Sie auch, ob ich sie hoch gehalten habe von je, und in Liebe geschaut. Ob ich eine Königin ehrerbietiger, zarter, und zärtlicher zu behandlen nur vermöchte? Ich frage aber auch, in was ich
herkam, und die wieder in all ihren Punkten, und alſo auch in den empfindlichſten, wovon es die andern mit wurden, be- rührte. Ganz unleidlich! Und das Unleidlichſte der Lage iſt, daß ich ſie nicht, und nie zu ändern vermag. Nun beden- ken Sie mich, und meine Faſern, und was ich in mir trage und weiß, und ſtellen Sie Ihre Berechnung an! Dies Schwere all — wurde mir leicht, weil mein Blut richtig fließen, meine Nerven richtig vibriren konnten; und ich ſo mit Elementen, Farben, Licht, und Erde in einen augenblicklich richtigen Zu- ſammenhang, und Wechſelwirkung kam. Ich genoß es lau- ſchend, beinah verwundert; und dann machte ich dem Himmel Vorſtellungen, mir dies wenige, Natürliche zu laſſen; und klagte auch gegen ihn. So floß mein Tag, von Stadt und Hausweſen geſtört, noch ziemlich geſund aus mir heraus, an mir vorbei. — Die Nacht aber mußte ich ſchrecklich an Ner- ven leiden; nun kommt das Ende dieſes Werks, womit ich es begonnen, und was ich beweiſen wollte; weil mein Zimmer ſchon den zweiten Abend, für die Nacht zu heiß war, welches ich nicht vertragen kann, und wogegen ſich mein Blut mit nach dem Kopf ſteigen, wehrt. Was dies iſt, wiſſen Sie. Es artete in Nervendröhnen, und in dem ganzen Hofſtaat der Nervenübel aus. Wir wollen uns alſo ſehr, ſehr! vor fal- ſchen Zimmern hüten. Amen.
Sie wiſſen, daß ich ſo ſehr, als Sie, denke, daß die W. das Beſte werth iſt, weil ſie’s verſteht. Ich frage Sie auch, ob ich ſie hoch gehalten habe von je, und in Liebe geſchaut. Ob ich eine Königin ehrerbietiger, zarter, und zärtlicher zu behandlen nur vermöchte? Ich frage aber auch, in was ich
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herkam, und die wieder in all ihren Punkten, und alſo auch
in den empfindlichſten, wovon es die andern mit wurden, be-
rührte. Ganz unleidlich! Und das Unleidlichſte der Lage
iſt, daß ich ſie nicht, und nie zu ändern vermag. Nun beden-
ken Sie mich, und meine Faſern, und was ich in mir trage
und weiß, und ſtellen Sie Ihre Berechnung an! Dies Schwere
all — wurde mir leicht, weil mein Blut richtig fließen, meine
Nerven richtig vibriren konnten; und ich ſo mit Elementen,
Farben, Licht, und Erde in einen augenblicklich richtigen Zu-
ſammenhang, und Wechſelwirkung kam. Ich genoß es lau-
ſchend, beinah verwundert; und dann machte ich dem Himmel
Vorſtellungen, mir dies wenige, Natürliche zu laſſen; und
klagte auch gegen ihn. So floß mein Tag, von Stadt und
Hausweſen geſtört, noch ziemlich geſund aus mir heraus, an
mir vorbei. — Die Nacht aber mußte ich ſchrecklich an Ner-
ven leiden; nun kommt das Ende dieſes Werks, womit ich
es begonnen, und was ich beweiſen wollte; weil mein Zimmer
ſchon den zweiten Abend, für die Nacht zu heiß war, welches
ich nicht vertragen kann, und wogegen ſich mein Blut mit
nach dem Kopf ſteigen, wehrt. Was dies iſt, wiſſen Sie. Es
artete in Nervendröhnen, und in dem ganzen Hofſtaat der
Nervenübel aus. Wir wollen uns alſo ſehr, ſehr! vor fal-
ſchen Zimmern hüten. Amen.
Sie wiſſen, daß ich ſo ſehr, als Sie, denke, daß die W.
das Beſte werth iſt, weil ſie’s verſteht. Ich frage Sie auch,
ob ich ſie hoch gehalten habe von je, und in Liebe geſchaut.
Ob ich eine Königin ehrerbietiger, zarter, und zärtlicher zu
behandlen nur vermöchte? Ich frage aber auch, in was ich
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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