und behalten muß, so verachte ich wirklich mich: und nur mein Bewußtsein über dies selbst, erhält mir meine höchstnö- thige innere Würde, ohne welche der Zusammenhang meiner selbst schwände. Verstehen Sie?! Ja! Also getödtet in mir ist der Gedanke an ein Bild des Glücks, oder die Möglich- keit es mir verschaffen, oder suchen zu wollen -- ich lächle ordentlich, -- getödtet ist in mir, daß mich ein Mensch krän- ken kann; -- und ich verstelle mich, es ist mimisch, wenn ich mich über diese, mich eingerechnet, noch wundere; es ist alles richtig, was sie thun müssen, man versteht es nur nicht immer; und es betrifft so wenig, wenn es auch alles ist, -- geschieht die Handlung dazu, so fährt Ein Gedanke über meine Seele (wie Wetter, und Licht, über Erde), "Wenn Gott es zugiebt, was will ich mit Menschen rechnen!" und dann werd' ich sehr zerstreut, und Andere beschäftigen mich, wie die es vorher thaten. Unterscheiden thu' ich sie noch kritisch genau, wie alle Gegenstände; meiner kritischen Natur gemäß. Getöd- tet und ausgerottet ist in mir, daß irgend ein Mensch mir unentbehrlich wäre, und er mich daniederrichten und unfähig machen könnte, wie sonst: so ist dann die große Totalände- rung die, für mein Wissen, daß ich Orten weit mehr attachirt bin, als Menschen. Deutlicher! daß Lokale mich mehr auf- und daniederrichten können, als Menschen. Sind die letztern nur reinlich, keine vorpredigende Pedanten, keine Zwingherrn in meinew eigenen Zimmer; sind sie ziemlich wie man nach dem großen Kriege sie allenthalben findet, und rauben sie mir nicht den Tag, so bin ich zufrieden: ob ich dies oder jenes ablasse; mir gleich; da das Unbedingte aufhören mußte. So
stehe
und behalten muß, ſo verachte ich wirklich mich: und nur mein Bewußtſein über dies ſelbſt, erhält mir meine höchſtnö- thige innere Würde, ohne welche der Zuſammenhang meiner ſelbſt ſchwände. Verſtehen Sie?! Ja! Alſo getödtet in mir iſt der Gedanke an ein Bild des Glücks, oder die Möglich- keit es mir verſchaffen, oder ſuchen zu wollen — ich lächle ordentlich, — getödtet iſt in mir, daß mich ein Menſch krän- ken kann; — und ich verſtelle mich, es iſt mimiſch, wenn ich mich über dieſe, mich eingerechnet, noch wundere; es iſt alles richtig, was ſie thun müſſen, man verſteht es nur nicht immer; und es betrifft ſo wenig, wenn es auch alles iſt, — geſchieht die Handlung dazu, ſo fährt Ein Gedanke über meine Seele (wie Wetter, und Licht, über Erde), „Wenn Gott es zugiebt, was will ich mit Menſchen rechnen!“ und dann werd’ ich ſehr zerſtreut, und Andere beſchäftigen mich, wie die es vorher thaten. Unterſcheiden thu’ ich ſie noch kritiſch genau, wie alle Gegenſtände; meiner kritiſchen Natur gemäß. Getöd- tet und ausgerottet iſt in mir, daß irgend ein Menſch mir unentbehrlich wäre, und er mich daniederrichten und unfähig machen könnte, wie ſonſt: ſo iſt dann die große Totalände- rung die, für mein Wiſſen, daß ich Orten weit mehr attachirt bin, als Menſchen. Deutlicher! daß Lokale mich mehr auf- und daniederrichten können, als Menſchen. Sind die letztern nur reinlich, keine vorpredigende Pedanten, keine Zwingherrn in meinew eigenen Zimmer; ſind ſie ziemlich wie man nach dem großen Kriege ſie allenthalben findet, und rauben ſie mir nicht den Tag, ſo bin ich zufrieden: ob ich dies oder jenes ablaſſe; mir gleich; da das Unbedingte aufhören mußte. So
ſtehe
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und behalten muß, ſo verachte ich wirklich mich: und nur
mein Bewußtſein über dies ſelbſt, erhält mir meine höchſtnö-
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ſelbſt ſchwände. Verſtehen Sie?! Ja! Alſo getödtet in mir
iſt der Gedanke an ein Bild des Glücks, oder die Möglich-
keit es mir verſchaffen, oder ſuchen zu wollen — ich lächle
ordentlich, — getödtet iſt in mir, daß mich ein Menſch krän-
ken kann; — und ich verſtelle mich, es iſt mimiſch, wenn ich
mich über dieſe, mich eingerechnet, noch wundere; es iſt
alles richtig, was ſie thun müſſen, man verſteht es nur nicht
immer; und es betrifft ſo wenig, wenn es auch alles iſt, —
geſchieht die Handlung dazu, ſo fährt Ein Gedanke über meine
Seele (wie Wetter, und Licht, über Erde), „Wenn Gott es
zugiebt, was will ich mit Menſchen rechnen!“ und dann werd’
ich ſehr zerſtreut, und Andere beſchäftigen mich, wie die es
vorher thaten. Unterſcheiden thu’ ich ſie noch kritiſch genau,
wie alle Gegenſtände; meiner kritiſchen Natur gemäß. Getöd-
tet und ausgerottet iſt in mir, daß irgend ein Menſch mir
unentbehrlich wäre, und er mich daniederrichten und unfähig
machen könnte, wie ſonſt: ſo iſt dann die große Totalände-
rung die, für mein Wiſſen, daß ich Orten weit mehr attachirt
bin, als Menſchen. Deutlicher! daß Lokale mich mehr auf-
und daniederrichten können, als Menſchen. Sind die letztern
nur reinlich, keine vorpredigende Pedanten, keine Zwingherrn
in meinew eigenen Zimmer; ſind ſie ziemlich wie man nach
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/616>, abgerufen am 22.11.2024.
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