bestellen, er würde mich im Durchreisen hier sehen. Heute hatte ich Brief von den kleinen Tastet; sie und Frau von Lagorce sind wohl. Sie schickten mir einen Brief vom Gene- ral Bachelu, einem französischen Freund, der zu Herzogin von Angouleme in Straßburg war. Hier wird sehr schön Donna Diana, aus dem Spanischen, gegeben. Wenn Opern, oder so schöne Stücke sind, gehe ich hinein: wenn das Wet- ter nur irgend zu behandlen, im schönen Spazirort spaziren. Fürst Fürstenberg ist hier: dem ich sehr gut bin, weil er voller Leben, und Lebenslust, und Streben ist; und man ihm das alles auch ansieht. Kennen Sie der Kaiserin von Rußland Arzt, Staatsrath von Stoffregen? Der ist auch hier; ein großer Freund von Robert, und ein sehr lieber Mann. --
Adieu. Ihre R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Karlsruhe, den 5. December 1818.
-- -- Ich möchte dir doch gar zu gerne bei dieser Ge- legenheit sagen, wie ich über Religion denke: weil ich ein Drängen habe, bei diesen tiefen und umfassenden Gegen- ständen, den wenigen Menschen, mit denen ich eigentlich rede, kein Geheimniß zu sein, und besonders ihnen nicht gar ein falsches Bild von meiner innern Gedankentafel zu lassen. Ich war gestern besonders gegen eine gewisse Art von Reli- giosität sehr aufgebracht, weil ich eben gestern viel in einem ganz neu erschienenen Buche von F. las. Dort spricht dieser
beſtellen, er würde mich im Durchreiſen hier ſehen. Heute hatte ich Brief von den kleinen Taſtet; ſie und Frau von Lagorce ſind wohl. Sie ſchickten mir einen Brief vom Gene- ral Bachelu, einem franzöſiſchen Freund, der zu Herzogin von Angoulême in Straßburg war. Hier wird ſehr ſchön Donna Diana, aus dem Spaniſchen, gegeben. Wenn Opern, oder ſo ſchöne Stücke ſind, gehe ich hinein: wenn das Wet- ter nur irgend zu behandlen, im ſchönen Spazirort ſpaziren. Fürſt Fürſtenberg iſt hier: dem ich ſehr gut bin, weil er voller Leben, und Lebensluſt, und Streben iſt; und man ihm das alles auch anſieht. Kennen Sie der Kaiſerin von Rußland Arzt, Staatsrath von Stoffregen? Der iſt auch hier; ein großer Freund von Robert, und ein ſehr lieber Mann. —
Adieu. Ihre R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Karlsruhe, den 5. December 1818.
— — Ich möchte dir doch gar zu gerne bei dieſer Ge- legenheit ſagen, wie ich über Religion denke: weil ich ein Drängen habe, bei dieſen tiefen und umfaſſenden Gegen- ſtänden, den wenigen Menſchen, mit denen ich eigentlich rede, kein Geheimniß zu ſein, und beſonders ihnen nicht gar ein falſches Bild von meiner innern Gedankentafel zu laſſen. Ich war geſtern beſonders gegen eine gewiſſe Art von Reli- gioſität ſehr aufgebracht, weil ich eben geſtern viel in einem ganz neu erſchienenen Buche von F. las. Dort ſpricht dieſer
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beſtellen, er würde mich im Durchreiſen hier ſehen. Heute
hatte ich Brief von den kleinen Taſtet; ſie und Frau von
Lagorce ſind wohl. Sie ſchickten mir einen Brief vom Gene-
ral Bachelu, einem franzöſiſchen Freund, der zu Herzogin
von Angoulême in Straßburg war. Hier wird ſehr ſchön
Donna Diana, aus dem Spaniſchen, gegeben. Wenn Opern,
oder ſo ſchöne Stücke ſind, gehe ich hinein: wenn das Wet-
ter nur irgend zu behandlen, im ſchönen Spazirort ſpaziren.
Fürſt Fürſtenberg iſt hier: dem ich ſehr gut bin, weil er voller
Leben, und Lebensluſt, und Streben iſt; und man ihm das
alles auch anſieht. Kennen Sie der Kaiſerin von Rußland
Arzt, Staatsrath von Stoffregen? Der iſt auch hier; ein
großer Freund von Robert, und ein ſehr lieber Mann. —
Adieu. Ihre R.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Karlsruhe, den 5. December 1818.
— — Ich möchte dir doch gar zu gerne bei dieſer Ge-
legenheit ſagen, wie ich über Religion denke: weil ich ein
Drängen habe, bei dieſen tiefen und umfaſſenden Gegen-
ſtänden, den wenigen Menſchen, mit denen ich eigentlich
rede, kein Geheimniß zu ſein, und beſonders ihnen nicht gar
ein falſches Bild von meiner innern Gedankentafel zu laſſen.
Ich war geſtern beſonders gegen eine gewiſſe Art von Reli-
gioſität ſehr aufgebracht, weil ich eben geſtern viel in einem
ganz neu erſchienenen Buche von F. las. Dort ſpricht dieſer
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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