will! -- -- Ich mußte zu viel dumm Religiöses, Lügenhaftes, zu viel boshafte Angriffe die Zeit her hören! --
Seit Montag ist Wangenheim hier: in Mandelslohe's Stelle, welcher mit einer ziemlichen Pension und einem schmeich- lichen Judasbrief seinen völligen Abschied hat: er geht auf eine kleine Besitzung im Hannöverschen. Alle Minister sind empört wegen dem schnellen Wechsel, und spieglen sich in dem Schicksal. Andre sagen, der Bund wäre das Ungnaden-Exil: W. sei man wegen der Stände hier nur los geworden. Cotta ist auch geadelt; und reist nach Sicilien. Das sieht man eben so an. Ein altrömisches Exil. Lebe wohl, lieber theurer Au- gust! Wenn ich nur morgen wie die andern Leute Briefe bekäme! Deine R. Nun geh' ich zu Frau von Wolzogen. --
An Friedrich von Schlegel, in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., im November 1817.
Ich bitte Sie gar sehr, lieber Schlegel, vergessen Sie nicht nach dem Mädchen von Orleans zu schicken! Ich wünsche sehr, auch Ihnen dafür noch dankbar zu werden, wie ich Ihnen für die hier zurückkommenden Zeitungen und Solger danke. "Er ist klar, sagten Sie, aber nicht im Klaren." Nun, da ich ihn ganz gelesen habe, sehe ich dies erst recht deutlich ein: es heißt doch eigentlich, er zeigt uns klar, daß er nicht im Klaren ist. (Ich bin gar nicht betreten, ihn so keck zu beurtheilen; die Ursache später.) Eins aber verdank' ich ihm, bei vielem andern Vergnügen, ganz besonders; ich
hatte
will! — — Ich mußte zu viel dumm Religiöſes, Lügenhaftes, zu viel boshafte Angriffe die Zeit her hören! —
Seit Montag iſt Wangenheim hier: in Mandelslohe’s Stelle, welcher mit einer ziemlichen Penſion und einem ſchmeich- lichen Judasbrief ſeinen völligen Abſchied hat: er geht auf eine kleine Beſitzung im Hannöverſchen. Alle Miniſter ſind empört wegen dem ſchnellen Wechſel, und ſpieglen ſich in dem Schickſal. Andre ſagen, der Bund wäre das Ungnaden-Exil: W. ſei man wegen der Stände hier nur los geworden. Cotta iſt auch geadelt; und reiſt nach Sicilien. Das ſieht man eben ſo an. Ein altrömiſches Exil. Lebe wohl, lieber theurer Au- guſt! Wenn ich nur morgen wie die andern Leute Briefe bekäme! Deine R. Nun geh’ ich zu Frau von Wolzogen. —
An Friedrich von Schlegel, in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., im November 1817.
Ich bitte Sie gar ſehr, lieber Schlegel, vergeſſen Sie nicht nach dem Mädchen von Orleans zu ſchicken! Ich wünſche ſehr, auch Ihnen dafür noch dankbar zu werden, wie ich Ihnen für die hier zurückkommenden Zeitungen und Solger danke. „Er iſt klar, ſagten Sie, aber nicht im Klaren.“ Nun, da ich ihn ganz geleſen habe, ſehe ich dies erſt recht deutlich ein: es heißt doch eigentlich, er zeigt uns klar, daß er nicht im Klaren iſt. (Ich bin gar nicht betreten, ihn ſo keck zu beurtheilen; die Urſache ſpäter.) Eins aber verdank’ ich ihm, bei vielem andern Vergnügen, ganz beſonders; ich
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will! — — Ich mußte zu viel dumm Religiöſes, Lügenhaftes,
zu viel boshafte Angriffe die Zeit her hören! —
Seit Montag iſt Wangenheim hier: in Mandelslohe’s
Stelle, welcher mit einer ziemlichen Penſion und einem ſchmeich-
lichen Judasbrief ſeinen völligen Abſchied hat: er geht auf
eine kleine Beſitzung im Hannöverſchen. Alle Miniſter ſind
empört wegen dem ſchnellen Wechſel, und ſpieglen ſich in dem
Schickſal. Andre ſagen, der Bund wäre das Ungnaden-Exil:
W. ſei man wegen der Stände hier nur los geworden. Cotta
iſt auch geadelt; und reiſt nach Sicilien. Das ſieht man eben
ſo an. Ein altrömiſches Exil. Lebe wohl, lieber theurer Au-
guſt! Wenn ich nur morgen wie die andern Leute Briefe
bekäme! Deine R. Nun geh’ ich zu Frau von Wolzogen. —
An Friedrich von Schlegel, in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., im November 1817.
Ich bitte Sie gar ſehr, lieber Schlegel, vergeſſen Sie
nicht nach dem Mädchen von Orleans zu ſchicken! Ich wünſche
ſehr, auch Ihnen dafür noch dankbar zu werden, wie ich
Ihnen für die hier zurückkommenden Zeitungen und Solger
danke. „Er iſt klar, ſagten Sie, aber nicht im Klaren.“
Nun, da ich ihn ganz geleſen habe, ſehe ich dies erſt recht
deutlich ein: es heißt doch eigentlich, er zeigt uns klar, daß
er nicht im Klaren iſt. (Ich bin gar nicht betreten, ihn ſo
keck zu beurtheilen; die Urſache ſpäter.) Eins aber verdank’
ich ihm, bei vielem andern Vergnügen, ganz beſonders; ich
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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