rechaux! Blücher se met a cheval! "Marschälle Frankreichs insgesammt, der Blücher steigt auf's Pferd." Du weißt, ich bin nicht für Hohn, und kein Franzosenfresser; aber eine glück- lichere Stelle, eine einfachere, tief aus der Sache selbst ge- schöpfte, und darum so schwer zu schöpfende, kenn' ich nicht. Und daß Blücher auch ein Marschall ist; und nur Einer, und sie Alle gerufen, gewarnt werden; wunderschön! Und der Fels, der sich wie ein Knie dem Strom entgegenstellt; und Schlesiens Schneehaupt oben, die schäumende Katzbach unten; und unser Gold, Eisen. Kurz, solche Thränen! ich weine jetzt. Grüß Stägemann.
Gestern sollte ich mit Frau de Ron die Räuber von Eß- lair spielen sehen, aber in die Komödie traut' ich mich noch nicht, auch ennuyiren mich die Räuber von je. Ich bin darin genaturt wie Goethe. Mit Respekt zu sagen! sans comparai- son! Gräfin Golz ließ mich nach dem Theater mit dem Wa- gen holen, wo wir recht vergnügt waren, und Hr. von Ga- gern von Italien erzählte: nämlich von lauter bekannten Menschen. Vormittag war ich weit spaziren: sah was Adel- heid Herz macht, sie ist noch nicht ganz besser: heute bin ich bei Frau de Ron zum Thee. Ich liebe die Frau.
Nun Augustel! kommen scharfe Kommissionen, wovon die erste, die da genannt wird, ausgeführt werden muß. Es giebt in der Flittnerschen Apotheke in der Jägerstraße ein Räucher- pulver zu kauf: welches Königsräucherpulver heißt, davon wünscht Graf Golz für einen Dukaten zu haben. Dies bringst du in einer Schachtel in Stroh im Sitzkasten mit. He? Ja! die Gräfin wünscht für ihr Leben! einen Sack von den klein-
réchaux! Blücher se met à cheval! „Marſchälle Frankreichs insgeſammt, der Blücher ſteigt auf’s Pferd.“ Du weißt, ich bin nicht für Hohn, und kein Franzoſenfreſſer; aber eine glück- lichere Stelle, eine einfachere, tief aus der Sache ſelbſt ge- ſchöpfte, und darum ſo ſchwer zu ſchöpfende, kenn’ ich nicht. Und daß Blücher auch ein Marſchall iſt; und nur Einer, und ſie Alle gerufen, gewarnt werden; wunderſchön! Und der Fels, der ſich wie ein Knie dem Strom entgegenſtellt; und Schleſiens Schneehaupt oben, die ſchäumende Katzbach unten; und unſer Gold, Eiſen. Kurz, ſolche Thränen! ich weine jetzt. Grüß Stägemann.
Geſtern ſollte ich mit Frau de Ron die Räuber von Eß- lair ſpielen ſehen, aber in die Komödie traut’ ich mich noch nicht, auch ennuyiren mich die Räuber von je. Ich bin darin genaturt wie Goethe. Mit Reſpekt zu ſagen! sans comparai- son! Gräfin Golz ließ mich nach dem Theater mit dem Wa- gen holen, wo wir recht vergnügt waren, und Hr. von Ga- gern von Italien erzählte: nämlich von lauter bekannten Menſchen. Vormittag war ich weit ſpaziren: ſah was Adel- heid Herz macht, ſie iſt noch nicht ganz beſſer: heute bin ich bei Frau de Ron zum Thee. Ich liebe die Frau.
Nun Auguſtel! kommen ſcharfe Kommiſſionen, wovon die erſte, die da genannt wird, ausgeführt werden muß. Es giebt in der Flittnerſchen Apotheke in der Jägerſtraße ein Räucher- pulver zu kauf: welches Königsräucherpulver heißt, davon wünſcht Graf Golz für einen Dukaten zu haben. Dies bringſt du in einer Schachtel in Stroh im Sitzkaſten mit. He? Ja! die Gräfin wünſcht für ihr Leben! einen Sack von den klein-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0509"n="501"/>
réchaux! Blücher se met à cheval!</hi>„Marſchälle Frankreichs<lb/>
insgeſammt, der Blücher ſteigt auf’s Pferd.“ Du weißt, ich<lb/>
bin nicht für Hohn, und kein Franzoſenfreſſer; aber eine glück-<lb/>
lichere Stelle, eine einfachere, tief aus der Sache ſelbſt ge-<lb/>ſchöpfte, und darum ſo <hirendition="#g">ſchwer</hi> zu ſchöpfende, kenn’ ich nicht.<lb/>
Und daß Blücher auch ein Marſchall iſt; und nur Einer, und<lb/>ſie Alle gerufen, gewarnt werden; <hirendition="#g">wunderſchön</hi>! Und der<lb/>
Fels, der ſich wie ein Knie dem Strom entgegenſtellt; und<lb/>
Schleſiens Schneehaupt oben, die ſchäumende Katzbach unten;<lb/>
und <hirendition="#g">unſer</hi> Gold, <hirendition="#g">Eiſen</hi>. Kurz, <hirendition="#g">ſolche</hi> Thränen! ich weine<lb/><hirendition="#g">jetzt</hi>. Grüß Stägemann.</p><lb/><p>Geſtern ſollte ich mit Frau de Ron die Räuber von Eß-<lb/>
lair ſpielen ſehen, aber in die Komödie traut’ ich mich noch<lb/>
nicht, auch ennuyiren mich die Räuber von je. Ich bin darin<lb/>
genaturt wie Goethe. Mit Reſpekt zu ſagen! <hirendition="#aq">sans comparai-<lb/>
son!</hi> Gräfin Golz ließ mich nach dem Theater mit dem Wa-<lb/>
gen holen, wo wir recht vergnügt waren, und Hr. von Ga-<lb/>
gern von Italien erzählte: nämlich von lauter bekannten<lb/>
Menſchen. Vormittag war ich weit ſpaziren: ſah was Adel-<lb/>
heid Herz macht, ſie iſt noch nicht ganz beſſer: heute bin ich<lb/>
bei Frau de Ron zum Thee. Ich liebe die Frau.</p><lb/><p>Nun Auguſtel! kommen ſcharfe Kommiſſionen, wovon die<lb/>
erſte, die da genannt wird, ausgeführt werden muß. Es giebt<lb/>
in der Flittnerſchen Apotheke in der Jägerſtraße ein Räucher-<lb/>
pulver zu kauf: welches Königsräucherpulver heißt, davon<lb/>
wünſcht Graf Golz für einen Dukaten zu haben. Dies bringſt<lb/>
du in einer Schachtel in Stroh im Sitzkaſten mit. He? Ja!<lb/>
die Gräfin wünſcht für ihr Leben! einen Sack von den klein-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[501/0509]
réchaux! Blücher se met à cheval! „Marſchälle Frankreichs
insgeſammt, der Blücher ſteigt auf’s Pferd.“ Du weißt, ich
bin nicht für Hohn, und kein Franzoſenfreſſer; aber eine glück-
lichere Stelle, eine einfachere, tief aus der Sache ſelbſt ge-
ſchöpfte, und darum ſo ſchwer zu ſchöpfende, kenn’ ich nicht.
Und daß Blücher auch ein Marſchall iſt; und nur Einer, und
ſie Alle gerufen, gewarnt werden; wunderſchön! Und der
Fels, der ſich wie ein Knie dem Strom entgegenſtellt; und
Schleſiens Schneehaupt oben, die ſchäumende Katzbach unten;
und unſer Gold, Eiſen. Kurz, ſolche Thränen! ich weine
jetzt. Grüß Stägemann.
Geſtern ſollte ich mit Frau de Ron die Räuber von Eß-
lair ſpielen ſehen, aber in die Komödie traut’ ich mich noch
nicht, auch ennuyiren mich die Räuber von je. Ich bin darin
genaturt wie Goethe. Mit Reſpekt zu ſagen! sans comparai-
son! Gräfin Golz ließ mich nach dem Theater mit dem Wa-
gen holen, wo wir recht vergnügt waren, und Hr. von Ga-
gern von Italien erzählte: nämlich von lauter bekannten
Menſchen. Vormittag war ich weit ſpaziren: ſah was Adel-
heid Herz macht, ſie iſt noch nicht ganz beſſer: heute bin ich
bei Frau de Ron zum Thee. Ich liebe die Frau.
Nun Auguſtel! kommen ſcharfe Kommiſſionen, wovon die
erſte, die da genannt wird, ausgeführt werden muß. Es giebt
in der Flittnerſchen Apotheke in der Jägerſtraße ein Räucher-
pulver zu kauf: welches Königsräucherpulver heißt, davon
wünſcht Graf Golz für einen Dukaten zu haben. Dies bringſt
du in einer Schachtel in Stroh im Sitzkaſten mit. He? Ja!
die Gräfin wünſcht für ihr Leben! einen Sack von den klein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/509>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.