nen am Knopfloch Rostopschins, die der nur heute trug -- lauter Sternchen, wie Andere bloß Kreuzchen haben, -- be- tastete sie, spielte damit, wobei ihn Rostopschin schon mit grim- mig lächelnden Augen bemitleidend genug ansah; als aber jener die auch im Tone verfehlte Bemerkung -- denn er fiel mehr leste als scherzend aus -- vorbrachte: Ah que c'est joli! c'est comme pour des marionnettes! wurde Rostopschin's Miene plötzlich ganz sanft und kalt: "Eh bien! je vous en preterai une, pour le role d'Arlequin!" sagte er, und ließ ihn stehen. Er dauerte mich; obschon ich fand, daß ihm Recht geschah, wegen seines Diplomaten-Dünkels überhaupt; war ihm doch sein Schimpfen auf die Juden ungerügt durchgegangen. Aber solche sanfte Kälte, das wurde mir nun auch deutlich, kann Moskau verbrennen. --
An Karoline von Woltmann, in Wien.
Karlsruhe, den 20. Juni 1817. Freitag, bei bren- nender Hitze, wenigstens in meinem Quartier.
Bei solchen Pulsschlägen am Halse und Kopf ist es un- möglich, auf einen Brief wie den Ihrigen, den man einen Urbrief, einen Musterbrief, von Reichthum, Nachrichten, Fleiß, Güte, Beflissenheit und Mühe-Trotz nennen kann, zu antwor- ten! Vielleicht gelingt mir im Laufe des Jahrs ein ähnlicher; oder vielleicht früher, Sie zu sehen. Im lieben Österreich. In Wien, Baden, Prag etc. Lassen Sie sich aber Ihren Brief nicht gereuen; alles, geehrte theure Freundin, habe ich bis zu Schauder auf den Backen und Thränen mit empfunden. O!
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nen am Knopfloch Roſtopſchins, die der nur heute trug — lauter Sternchen, wie Andere bloß Kreuzchen haben, — be- taſtete ſie, ſpielte damit, wobei ihn Roſtopſchin ſchon mit grim- mig lächelnden Augen bemitleidend genug anſah; als aber jener die auch im Tone verfehlte Bemerkung — denn er fiel mehr leste als ſcherzend aus — vorbrachte: Ah que c’est joli! c’est comme pour des marionnettes! wurde Roſtopſchin’s Miene plötzlich ganz ſanft und kalt: „Eh bien! je vous en prêterai une, pour le rôle d’Arlequin!” ſagte er, und ließ ihn ſtehen. Er dauerte mich; obſchon ich fand, daß ihm Recht geſchah, wegen ſeines Diplomaten-Dünkels überhaupt; war ihm doch ſein Schimpfen auf die Juden ungerügt durchgegangen. Aber ſolche ſanfte Kälte, das wurde mir nun auch deutlich, kann Moskau verbrennen. —
An Karoline von Woltmann, in Wien.
Karlsruhe, den 20. Juni 1817. Freitag, bei bren- nender Hitze, wenigſtens in meinem Quartier.
Bei ſolchen Pulsſchlägen am Halſe und Kopf iſt es un- möglich, auf einen Brief wie den Ihrigen, den man einen Urbrief, einen Muſterbrief, von Reichthum, Nachrichten, Fleiß, Güte, Befliſſenheit und Mühe-Trotz nennen kann, zu antwor- ten! Vielleicht gelingt mir im Laufe des Jahrs ein ähnlicher; oder vielleicht früher, Sie zu ſehen. Im lieben Öſterreich. In Wien, Baden, Prag ꝛc. Laſſen Sie ſich aber Ihren Brief nicht gereuen; alles, geehrte theure Freundin, habe ich bis zu Schauder auf den Backen und Thränen mit empfunden. O!
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nen am Knopfloch Roſtopſchins, die der nur heute trug —
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jener die auch im Tone verfehlte Bemerkung — denn er fiel
mehr leste als ſcherzend aus — vorbrachte: Ah que c’est joli!
c’est comme pour des marionnettes! wurde Roſtopſchin’s Miene
plötzlich ganz ſanft und kalt: „Eh bien! je vous en prêterai
une, pour le rôle d’Arlequin!” ſagte er, und ließ ihn ſtehen.
Er dauerte mich; obſchon ich fand, daß ihm Recht geſchah,
wegen ſeines Diplomaten-Dünkels überhaupt; war ihm doch
ſein Schimpfen auf die Juden ungerügt durchgegangen. Aber
ſolche ſanfte Kälte, das wurde mir nun auch deutlich, kann
Moskau verbrennen. —
An Karoline von Woltmann, in Wien.
Karlsruhe, den 20. Juni 1817. Freitag, bei bren-
nender Hitze, wenigſtens in meinem Quartier.
Bei ſolchen Pulsſchlägen am Halſe und Kopf iſt es un-
möglich, auf einen Brief wie den Ihrigen, den man einen
Urbrief, einen Muſterbrief, von Reichthum, Nachrichten, Fleiß,
Güte, Befliſſenheit und Mühe-Trotz nennen kann, zu antwor-
ten! Vielleicht gelingt mir im Laufe des Jahrs ein ähnlicher;
oder vielleicht früher, Sie zu ſehen. Im lieben Öſterreich. In
Wien, Baden, Prag ꝛc. Laſſen Sie ſich aber Ihren Brief
nicht gereuen; alles, geehrte theure Freundin, habe ich bis zu
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/475>, abgerufen am 21.11.2024.
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