Robert diesen Brief, dem ich nicht aparte schreiben kann -- es ist 2 Uhr!!! -- Dein Gedicht zu König's Einziehen in die Burg gefällt mir besser als die Veilchen und Rosen! -- Die Anekdote von Krausnas schließ ich in mein Herz. Draußen, könnte sie Schaden leiden!!! Klugheit empfehl' ich. Klug ist der, sagt Lessing, der auf seinen Vortheil sich versteht; dann ist man nicht generös, aber bedacht, kalt, gefällig. Adieu. R. Alles gedenkt deiner. Komme bald, mich findest du hier. Dein Brief war amüsant!
Mannheim, Donnerstag den 10. April 1817.
"Nur Thörichtes gelingt!" möchte man ausrufen, wenn man das Wühlen der Ereignisse untereinander ansieht, der Menschen Unternehmungen nachspürt: und das mit vollem Rechte.
Ein thörichtes Streben kann leicht gelingen: es ist ganz einseitig. Ein besseres aber fordert eine Zustimmung so vie- ler verschiedenartiger Dinge, ist ein Anfordern so vieler Stre- bungen in uns, daß wir die völlige Zustimmung in der Welt aus Dissonanz nicht erwarten sollten. --
(Mündlich.)
Die Arme, sagte jemand von einer Frau, hat bei allem guten Schein auch wenig Vergnügen! -- "Vergnügen! sagte Rahel in erhaben-traurigem Ausruf, wo ist auch das? Ver- gnügen sitzt in Blumenkelchen, und kommt alle Jahr einmal als Geruch heraus!"
Robert dieſen Brief, dem ich nicht aparte ſchreiben kann — es iſt 2 Uhr!!! — Dein Gedicht zu König’s Einziehen in die Burg gefällt mir beſſer als die Veilchen und Roſen! — Die Anekdote von Krausnas ſchließ ich in mein Herz. Draußen, könnte ſie Schaden leiden!!! Klugheit empfehl’ ich. Klug iſt der, ſagt Leſſing, der auf ſeinen Vortheil ſich verſteht; dann iſt man nicht generös, aber bedacht, kalt, gefällig. Adieu. R. Alles gedenkt deiner. Komme bald, mich findeſt du hier. Dein Brief war amüſant!
Mannheim, Donnerstag den 10. April 1817.
„Nur Thörichtes gelingt!“ möchte man ausrufen, wenn man das Wühlen der Ereigniſſe untereinander anſieht, der Menſchen Unternehmungen nachſpürt: und das mit vollem Rechte.
Ein thörichtes Streben kann leicht gelingen: es iſt ganz einſeitig. Ein beſſeres aber fordert eine Zuſtimmung ſo vie- ler verſchiedenartiger Dinge, iſt ein Anfordern ſo vieler Stre- bungen in uns, daß wir die völlige Zuſtimmung in der Welt aus Diſſonanz nicht erwarten ſollten. —
(Mündlich.)
Die Arme, ſagte jemand von einer Frau, hat bei allem guten Schein auch wenig Vergnügen! — „Vergnügen! ſagte Rahel in erhaben-traurigem Ausruf, wo iſt auch das? Ver- gnügen ſitzt in Blumenkelchen, und kommt alle Jahr einmal als Geruch heraus!“
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Robert dieſen Brief, dem ich nicht aparte ſchreiben kann —
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Burg gefällt mir beſſer als die Veilchen und Roſen! — Die
Anekdote von Krausnas ſchließ ich in mein Herz. Draußen,
könnte ſie Schaden leiden!!! Klugheit empfehl’ ich. Klug
iſt der, ſagt Leſſing, der auf ſeinen Vortheil ſich verſteht; dann
iſt man nicht generös, aber bedacht, kalt, gefällig. Adieu. R.
Alles gedenkt deiner. Komme bald, mich findeſt du hier. Dein
Brief war amüſant!
Mannheim, Donnerstag den 10. April 1817.
„Nur Thörichtes gelingt!“ möchte man ausrufen, wenn
man das Wühlen der Ereigniſſe untereinander anſieht, der
Menſchen Unternehmungen nachſpürt: und das mit vollem
Rechte.
Ein thörichtes Streben kann leicht gelingen: es iſt ganz
einſeitig. Ein beſſeres aber fordert eine Zuſtimmung ſo vie-
ler verſchiedenartiger Dinge, iſt ein Anfordern ſo vieler Stre-
bungen in uns, daß wir die völlige Zuſtimmung in der Welt
aus Diſſonanz nicht erwarten ſollten. —
(Mündlich.)
Die Arme, ſagte jemand von einer Frau, hat bei allem
guten Schein auch wenig Vergnügen! — „Vergnügen! ſagte
Rahel in erhaben-traurigem Ausruf, wo iſt auch das? Ver-
gnügen ſitzt in Blumenkelchen, und kommt alle Jahr einmal
als Geruch heraus!“
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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