ungern tast' ich Robert in diesem Stücke, bei Ihnen an! Über Geistesprodukte, Kunstgegenstände, ist es mir unmöglich zu sprechen, und meine Meinung zu verstecken; diesen Ge- schöpfen giebt der Urtheilende das Urtheil mit Leben: sie kön- nen, mein' ich, nicht bestehen, zur Existenz kommen, kann das Urtheil sie nicht durchlassen. So lange Robert weg war, war ich krank, und konnte nicht schreiben. Haben Sie die Gnade, dies Hrn. von Fouque mit vielem Dank von mir, und die liebsten Grüße zu sagen. Noch bin ich schwach, und das Schrei- ben wird mir schwer: aus dieser Ursach muß mir auch Frau von Fouque verzeihen, daß ich nicht gleich antwortete. Sonst schreib' ich wohl gerne, oder vielmehr lange, wenn ich anfange. Wie hier steht! Gestern Abend war den halben Abend von Fouque's die Rede bei mir; Mad. Spazier war bei mir, und die frug Roberten auf's Blut über dieses Paar aus: ich fiel ihm oft in die Rede, und dozirte mit.
Mit Marwitz sprech' ich sehr oft von Frau von Fouque: der ist eine scharfe Accise, oder vielmehr eine sehr großartige, auf einfache Art organisirte. Lobt und preist Sie sehr, und läßt Sie breit durch: jedesmal für mich eine neue Fete. Ich empfehle mich auf's beste dem Fräulein Clara; ich wäre gewiß auf den Ball gekommen, konnte aber kein Billet bekommen, und war schon zu krank-schwer, um Himmel und Hölle um- zukehren. --
Sie antworten mir bald?! les mains jointes!
ungern taſt’ ich Robert in dieſem Stücke, bei Ihnen an! Über Geiſtesprodukte, Kunſtgegenſtände, iſt es mir unmöglich zu ſprechen, und meine Meinung zu verſtecken; dieſen Ge- ſchöpfen giebt der Urtheilende das Urtheil mit Leben: ſie kön- nen, mein’ ich, nicht beſtehen, zur Exiſtenz kommen, kann das Urtheil ſie nicht durchlaſſen. So lange Robert weg war, war ich krank, und konnte nicht ſchreiben. Haben Sie die Gnade, dies Hrn. von Fouqué mit vielem Dank von mir, und die liebſten Grüße zu ſagen. Noch bin ich ſchwach, und das Schrei- ben wird mir ſchwer: aus dieſer Urſach muß mir auch Frau von Fouqué verzeihen, daß ich nicht gleich antwortete. Sonſt ſchreib’ ich wohl gerne, oder vielmehr lange, wenn ich anfange. Wie hier ſteht! Geſtern Abend war den halben Abend von Fouqué’s die Rede bei mir; Mad. Spazier war bei mir, und die frug Roberten auf’s Blut über dieſes Paar aus: ich fiel ihm oft in die Rede, und dozirte mit.
Mit Marwitz ſprech’ ich ſehr oft von Frau von Fouqué: der iſt eine ſcharfe Acciſe, oder vielmehr eine ſehr großartige, auf einfache Art organiſirte. Lobt und preiſt Sie ſehr, und läßt Sie breit durch: jedesmal für mich eine neue Fete. Ich empfehle mich auf’s beſte dem Fräulein Clara; ich wäre gewiß auf den Ball gekommen, konnte aber kein Billet bekommen, und war ſchon zu krank-ſchwer, um Himmel und Hölle um- zukehren. —
Sie antworten mir bald?! les mains jointes!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0044"n="36"/>
ungern taſt’ ich Robert in dieſem Stücke, <hirendition="#g">bei Ihnen</hi> an!<lb/>
Über Geiſtesprodukte, Kunſtgegenſtände, iſt es mir unmöglich<lb/>
zu ſprechen, und meine Meinung zu verſtecken; dieſen Ge-<lb/>ſchöpfen giebt der Urtheilende das Urtheil mit Leben: ſie kön-<lb/>
nen, mein’ ich, nicht beſtehen, zur Exiſtenz kommen, kann das<lb/>
Urtheil ſie nicht durchlaſſen. So lange Robert weg war, war<lb/>
ich krank, und konnte nicht ſchreiben. Haben Sie die Gnade,<lb/>
dies Hrn. von Fouqu<hirendition="#aq">é</hi> mit vielem Dank von mir, und die<lb/>
liebſten Grüße zu ſagen. Noch bin ich ſchwach, und das Schrei-<lb/>
ben wird mir ſchwer: aus dieſer Urſach muß mir auch Frau<lb/>
von Fouqu<hirendition="#aq">é</hi> verzeihen, daß ich nicht gleich antwortete. Sonſt<lb/>ſchreib’ ich wohl gerne, oder vielmehr lange, wenn ich anfange.<lb/>
Wie hier ſteht! Geſtern Abend war den halben Abend von<lb/>
Fouqu<hirendition="#aq">é</hi>’s die Rede bei mir; Mad. Spazier war bei mir, und<lb/>
die frug Roberten auf’s Blut über dieſes Paar aus: ich fiel<lb/>
ihm oft in die Rede, und dozirte mit.</p><lb/><p>Mit Marwitz ſprech’ ich ſehr oft von Frau von Fouqu<hirendition="#aq">é</hi>:<lb/>
der iſt eine ſcharfe Acciſe, oder vielmehr eine ſehr großartige,<lb/>
auf einfache Art organiſirte. Lobt und preiſt Sie ſehr, und<lb/>
läßt Sie breit durch: jedesmal für mich eine neue Fete. Ich<lb/>
empfehle mich auf’s beſte dem Fräulein Clara; ich wäre gewiß<lb/>
auf den Ball gekommen, konnte aber kein Billet bekommen,<lb/>
und war ſchon zu krank-ſchwer, um Himmel und Hölle um-<lb/>
zukehren. —</p><lb/><p>Sie antworten mir bald?! <hirendition="#aq">les mains jointes!</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[36/0044]
ungern taſt’ ich Robert in dieſem Stücke, bei Ihnen an!
Über Geiſtesprodukte, Kunſtgegenſtände, iſt es mir unmöglich
zu ſprechen, und meine Meinung zu verſtecken; dieſen Ge-
ſchöpfen giebt der Urtheilende das Urtheil mit Leben: ſie kön-
nen, mein’ ich, nicht beſtehen, zur Exiſtenz kommen, kann das
Urtheil ſie nicht durchlaſſen. So lange Robert weg war, war
ich krank, und konnte nicht ſchreiben. Haben Sie die Gnade,
dies Hrn. von Fouqué mit vielem Dank von mir, und die
liebſten Grüße zu ſagen. Noch bin ich ſchwach, und das Schrei-
ben wird mir ſchwer: aus dieſer Urſach muß mir auch Frau
von Fouqué verzeihen, daß ich nicht gleich antwortete. Sonſt
ſchreib’ ich wohl gerne, oder vielmehr lange, wenn ich anfange.
Wie hier ſteht! Geſtern Abend war den halben Abend von
Fouqué’s die Rede bei mir; Mad. Spazier war bei mir, und
die frug Roberten auf’s Blut über dieſes Paar aus: ich fiel
ihm oft in die Rede, und dozirte mit.
Mit Marwitz ſprech’ ich ſehr oft von Frau von Fouqué:
der iſt eine ſcharfe Acciſe, oder vielmehr eine ſehr großartige,
auf einfache Art organiſirte. Lobt und preiſt Sie ſehr, und
läßt Sie breit durch: jedesmal für mich eine neue Fete. Ich
empfehle mich auf’s beſte dem Fräulein Clara; ich wäre gewiß
auf den Ball gekommen, konnte aber kein Billet bekommen,
und war ſchon zu krank-ſchwer, um Himmel und Hölle um-
zukehren. —
Sie antworten mir bald?! les mains jointes!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/44>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.