aber gar nicht darf. Denn wozu! Lassen Sie mich wissen, wie Ihnen ist. Wie es Ihnen geht! Immer dieselbe Ad- dresse. Wir warten hier auf den Gesandten, der nach Stutt- gart kommt, um mit ihm nach Karlsruhe zu gehen. Schreiben Sie bald, Liebe, und grüßen Sie und gratuliren Sie Mama zu dem Neujahr, welches sie mit Ihnen zubringt, von mir. Ich lebe sehr eingezogen hier. Die Stadt hat keine Ressour- ren: das Theater keine Plätze als für seine Abonnenten, und ein elendes Parterre ohne gesperrte Sitze, die, wenn auch nicht mich, doch andere Fremde trösten könnten. Gestern war ich zu einem hundertundfünfzig-personigen Thee bei Hrn. von Ot- terstedt, wo Blücher war; Sensation machte: und naiv, und klüger ist, als man meint: (er ist unpaß, Blasenübel. Das beugt mich: ein Schmerz, ein unerklärlicher, bei guten, großen, glücklichen Thaten, im hohen Alter: also niemals Glück und Ruh). Millionen Spieltische; für mich kompletes Ennui. Wie eine Pute zum erstenmal auf fremdem Hof trabt' ich umher, oder kauerte auf einem gefundenen Eckchen. Ich habe deren hier schon mehrere erlebt. Humboldt, Schlegel, alle Fürsten, die hier leben, Steins, alles war da. -- Von zu Hause schrei- ben sie so selten und wortkarg als möglich! Ich kann nicht einmal von ihnen erfahren, ob Moritz mit der Frau in Ver- lin ist. Die Macht der Verhältnisse ist mit Beifall gegeben worden. Den Sommer kommen alle Markus'ens zu mir nach Baden-Baden: und Sie auch!!! Was machen Lie- bichs? Will ich wissen. War denn Bayer in Berlin? Leben Sie wohl! und schreiben Sie mir. Dore grüßt sehr und empfiehlt sich. Johann ist zu Haus gegangen: mein neuer
aber gar nicht darf. Denn wozu! Laſſen Sie mich wiſſen, wie Ihnen iſt. Wie es Ihnen geht! Immer dieſelbe Ad- dreſſe. Wir warten hier auf den Geſandten, der nach Stutt- gart kommt, um mit ihm nach Karlsruhe zu gehen. Schreiben Sie bald, Liebe, und grüßen Sie und gratuliren Sie Mama zu dem Neujahr, welches ſie mit Ihnen zubringt, von mir. Ich lebe ſehr eingezogen hier. Die Stadt hat keine Reſſour- ren: das Theater keine Plätze als für ſeine Abonnenten, und ein elendes Parterre ohne geſperrte Sitze, die, wenn auch nicht mich, doch andere Fremde tröſten könnten. Geſtern war ich zu einem hundertundfünfzig-perſonigen Thee bei Hrn. von Ot- terſtedt, wo Blücher war; Senſation machte: und naiv, und klüger iſt, als man meint: (er iſt unpaß, Blaſenübel. Das beugt mich: ein Schmerz, ein unerklärlicher, bei guten, großen, glücklichen Thaten, im hohen Alter: alſo niemals Glück und Ruh). Millionen Spieltiſche; für mich kompletes Ennui. Wie eine Pute zum erſtenmal auf fremdem Hof trabt’ ich umher, oder kauerte auf einem gefundenen Eckchen. Ich habe deren hier ſchon mehrere erlebt. Humboldt, Schlegel, alle Fürſten, die hier leben, Steins, alles war da. — Von zu Hauſe ſchrei- ben ſie ſo ſelten und wortkarg als möglich! Ich kann nicht einmal von ihnen erfahren, ob Moritz mit der Frau in Ver- lin iſt. Die Macht der Verhältniſſe iſt mit Beifall gegeben worden. Den Sommer kommen alle Markus’ens zu mir nach Baden-Baden: und Sie auch!!! Was machen Lie- bichs? Will ich wiſſen. War denn Bayer in Berlin? Leben Sie wohl! und ſchreiben Sie mir. Dore grüßt ſehr und empfiehlt ſich. Johann iſt zu Haus gegangen: mein neuer
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aber gar nicht darf. Denn wozu! Laſſen Sie mich wiſſen,
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dreſſe. Wir warten hier auf den Geſandten, der nach Stutt-
gart kommt, um mit ihm nach Karlsruhe zu gehen. Schreiben
Sie bald, Liebe, und grüßen Sie und gratuliren Sie Mama
zu dem Neujahr, welches ſie mit Ihnen zubringt, von mir.
Ich lebe ſehr eingezogen hier. Die Stadt hat keine Reſſour-
ren: das Theater keine Plätze als für ſeine Abonnenten, und
ein elendes Parterre ohne geſperrte Sitze, die, wenn auch nicht
mich, doch andere Fremde tröſten könnten. Geſtern war ich
zu einem hundertundfünfzig-perſonigen Thee bei Hrn. von Ot-
terſtedt, wo Blücher war; Senſation machte: und naiv, und
klüger iſt, als man meint: (er iſt unpaß, Blaſenübel. Das
beugt mich: ein Schmerz, ein unerklärlicher, bei guten, großen,
glücklichen Thaten, im hohen Alter: alſo niemals Glück und
Ruh). Millionen Spieltiſche; für mich kompletes Ennui. Wie
eine Pute zum erſtenmal auf fremdem Hof trabt’ ich umher,
oder kauerte auf einem gefundenen Eckchen. Ich habe deren
hier ſchon mehrere erlebt. Humboldt, Schlegel, alle Fürſten,
die hier leben, Steins, alles war da. — Von zu Hauſe ſchrei-
ben ſie ſo ſelten und wortkarg als möglich! Ich kann nicht
einmal von ihnen erfahren, ob Moritz mit der Frau in Ver-
lin iſt. Die Macht der Verhältniſſe iſt mit Beifall gegeben
worden. Den Sommer kommen alle Markus’ens zu mir
nach Baden-Baden: und Sie auch!!! Was machen Lie-
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Sie wohl! und ſchreiben Sie mir. Dore grüßt ſehr und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/369>, abgerufen am 24.11.2024.
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