gegeben. Beim Himmel! Er weiß es, der Himmel! Kein Olympier könnte mich mehr ehren, mir von meiner Ehre mehr bringen. Erst wollte ich dir, meine Guste, die Karte schicken; aber ich traue sie keiner Post an. Nun höre ganz, wie lächerlich ich bin. Als er weg war, zog ich mich sehr schön an. Als wollt' ich's nachholen, redressiren! -- Ein schö- nes weißes Kleid mit hohem schönen Kragen: eine Spitzen- haube, einen Kantenschleier, den Moskauer Schal: schrieb Frau von B. ob sie mich sehen will, und wollte doch einem Andern würdig erscheinen!!! -- Sie wollte mich: und ich fand eine liebe Freundin der B. eine reizende Frau, die dir gewiß ge- fallen wird, und worauf ich mich freue. -- Nun will ich dir, wie Prinz Louis mir, sagen: "Nun bin ich Ihnen unter Brü- dern zehntausend Thaler mehr werth; Goethe war bei mir!" Liebe Guste! Theurer; meinetwegen ist es dir: ich weiß es! deinetwegen schrieb' ich; wisse es. Und nun, da er da war, kommt mir mein Billet nicht mehr so öde, so unperio- disch, so gestaltlos vor; sondern gut. Gestern sah ich eine hübsche Oper göttlich gesungen von Mad. Graf, geborne Bö- heim. Les acteurs ambulants, aus dem Italiänischen. Jetzt muß ich essen und ruhen. Ich war bei Otterstedts und Her- zens. Fahr' um halb 6 aus. Soll in die Komödie, Mad. Vohs spielen sehen, die alte Weimarin. Bin müde; und weiß noch nichts Näheres über meine Reise. Heute bist du mir nicht böse! Als mir die Frau von B. sagen ließ, sie erwarte mich: sagte Dore: "Nun! heute gelingt alles." Gleich betete ich laut: Gott soll dich kommen lassen, und Preußen beschüz- zen. So ist der Mensch. Man liebt sein Land! Ich mußte
gegeben. Beim Himmel! Er weiß es, der Himmel! Kein Olympier könnte mich mehr ehren, mir von meiner Ehre mehr bringen. Erſt wollte ich dir, meine Guſte, die Karte ſchicken; aber ich traue ſie keiner Poſt an. Nun höre ganz, wie lächerlich ich bin. Als er weg war, zog ich mich ſehr ſchön an. Als wollt’ ich’s nachholen, redreſſiren! — Ein ſchö- nes weißes Kleid mit hohem ſchönen Kragen: eine Spitzen- haube, einen Kantenſchleier, den Moskauer Schal: ſchrieb Frau von B. ob ſie mich ſehen will, und wollte doch einem Andern würdig erſcheinen!!! — Sie wollte mich: und ich fand eine liebe Freundin der B. eine reizende Frau, die dir gewiß ge- fallen wird, und worauf ich mich freue. — Nun will ich dir, wie Prinz Louis mir, ſagen: „Nun bin ich Ihnen unter Brü- dern zehntauſend Thaler mehr werth; Goethe war bei mir!“ Liebe Guſte! Theurer; meinetwegen iſt es dir: ich weiß es! deinetwegen ſchrieb’ ich; wiſſe es. Und nun, da er da war, kommt mir mein Billet nicht mehr ſo öde, ſo unperio- diſch, ſo geſtaltlos vor; ſondern gut. Geſtern ſah ich eine hübſche Oper göttlich geſungen von Mad. Graf, geborne Bö- heim. Les acteurs ambulants, aus dem Italiäniſchen. Jetzt muß ich eſſen und ruhen. Ich war bei Otterſtedts und Her- zens. Fahr’ um halb 6 aus. Soll in die Komödie, Mad. Vohs ſpielen ſehen, die alte Weimarin. Bin müde; und weiß noch nichts Näheres über meine Reiſe. Heute biſt du mir nicht böſe! Als mir die Frau von B. ſagen ließ, ſie erwarte mich: ſagte Dore: „Nun! heute gelingt alles.“ Gleich betete ich laut: Gott ſoll dich kommen laſſen, und Preußen beſchüz- zen. So iſt der Menſch. Man liebt ſein Land! Ich mußte
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mehr bringen. Erſt wollte ich dir, meine Guſte, die Karte
ſchicken; aber ich traue ſie keiner Poſt an. Nun höre ganz,
wie lächerlich ich bin. Als er weg war, zog ich mich ſehr
ſchön an. Als wollt’ ich’s nachholen, redreſſiren! — Ein ſchö-
nes weißes Kleid mit hohem ſchönen Kragen: eine Spitzen-
haube, einen Kantenſchleier, den Moskauer Schal: ſchrieb Frau
von B. ob ſie mich ſehen will, und wollte doch einem Andern
würdig erſcheinen!!! — Sie wollte mich: und ich fand eine
liebe Freundin der B. eine reizende Frau, die dir gewiß ge-
fallen wird, und worauf ich mich freue. — Nun will ich dir,
wie Prinz Louis mir, ſagen: „Nun bin ich Ihnen unter Brü-
dern zehntauſend Thaler mehr werth; Goethe war bei mir!“
Liebe Guſte! Theurer; meinetwegen iſt es dir: ich weiß es!
deinetwegen ſchrieb’ ich; wiſſe es. Und nun, da er da
war, kommt mir mein Billet nicht mehr ſo öde, ſo unperio-
diſch, ſo geſtaltlos vor; ſondern gut. Geſtern ſah ich eine
hübſche Oper göttlich geſungen von Mad. Graf, geborne Bö-
heim. Les acteurs ambulants, aus dem Italiäniſchen. Jetzt
muß ich eſſen und ruhen. Ich war bei Otterſtedts und Her-
zens. Fahr’ um halb 6 aus. Soll in die Komödie, Mad.
Vohs ſpielen ſehen, die alte Weimarin. Bin müde; und weiß
noch nichts Näheres über meine Reiſe. Heute biſt du mir nicht
böſe! Als mir die Frau von B. ſagen ließ, ſie erwarte mich:
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ich laut: Gott ſoll dich kommen laſſen, und Preußen beſchüz-
zen. So iſt der Menſch. Man liebt ſein Land! Ich mußte
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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