auch marschirt tüchtig; schreibt Tettenborn, der in München ist. Und es strömt genug nach dem Rhein; ist recht viel dort, so wird es wohl überlaufen und man wird losschlagen. Siehst du, Ohme, daß ich nicht so schlecht sehe, wo es auf sehen an- kommt; vor einigen Posttagen schrieb ich: "Wenn nur unsere Truppen nicht agiren, ohne den Befehl dazu abzuwarten!" und dies thun gar nun Civilisten. Sack hat die schärfsten, bündigsten, bestimmtesten, drohendsten Verweise wegen seinen Proklamationen bekommen: und gleich nachher, macht er neue! -- So ist's mit einer Sache. Ich erzähle aber dergleichen nicht mehr. Dies glaubt man nur, wenn man es siehet. --
Deine Nachrichten sind erfreulicher! -- Ich muß immer Oppositions-Nachrichten geben! Freilich wird der Grüne einen harten verlegnen Stand haben: aber auf seinem letzten Loch pfeift er noch nicht; Geld geben ihm die Meerkatzen, Frau Rückenau, und eine Menge Verwandte und Kriegsgesellen noch: vor der Hand: auch ist die Armee nicht so von der Nation zu trennen. Man muß bedenken, woraus alle Armeen beste- hen. Doch werden ihm von innen die Tatzen diesmal gehal- ten. Bricht aber ein entschiedener großer Krieg aus, so haben sie ihn als Capitaine nöthig, und er gewinnt militairische Macht. So muß ich sagen, so sehe ich, so denke ich: und ich müßte mich imbeciler stellen; als ich bin, wenn ich anders sprechen sollte. Ich übersehe nicht, vieler deutscher Völker Muth, nicht unsern besonders, der ganz allein uns einen Standpunkt in der Welt giebt, und wo auch wirklich die an- dern hinschauen; nicht die ganz andere Lage der Dinge, als die in der Zeit des vorigen Kriegs, wo noch kein Franzose
auch marſchirt tüchtig; ſchreibt Tettenborn, der in München iſt. Und es ſtrömt genug nach dem Rhein; iſt recht viel dort, ſo wird es wohl überlaufen und man wird losſchlagen. Siehſt du, Ohme, daß ich nicht ſo ſchlecht ſehe, wo es auf ſehen an- kommt; vor einigen Poſttagen ſchrieb ich: „Wenn nur unſere Truppen nicht agiren, ohne den Befehl dazu abzuwarten!“ und dies thun gar nun Civiliſten. Sack hat die ſchärfſten, bündigſten, beſtimmteſten, drohendſten Verweiſe wegen ſeinen Proklamationen bekommen: und gleich nachher, macht er neue! — So iſt’s mit einer Sache. Ich erzähle aber dergleichen nicht mehr. Dies glaubt man nur, wenn man es ſiehet. —
Deine Nachrichten ſind erfreulicher! — Ich muß immer Oppoſitions-Nachrichten geben! Freilich wird der Grüne einen harten verlegnen Stand haben: aber auf ſeinem letzten Loch pfeift er noch nicht; Geld geben ihm die Meerkatzen, Frau Rückenau, und eine Menge Verwandte und Kriegsgeſellen noch: vor der Hand: auch iſt die Armee nicht ſo von der Nation zu trennen. Man muß bedenken, woraus alle Armeen beſte- hen. Doch werden ihm von innen die Tatzen diesmal gehal- ten. Bricht aber ein entſchiedener großer Krieg aus, ſo haben ſie ihn als Capitaine nöthig, und er gewinnt militairiſche Macht. So muß ich ſagen, ſo ſehe ich, ſo denke ich: und ich müßte mich imbeciler ſtellen; als ich bin, wenn ich anders ſprechen ſollte. Ich überſehe nicht, vieler deutſcher Völker Muth, nicht unſern beſonders, der ganz allein uns einen Standpunkt in der Welt giebt, und wo auch wirklich die an- dern hinſchauen; nicht die ganz andere Lage der Dinge, als die in der Zeit des vorigen Kriegs, wo noch kein Franzoſe
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auch marſchirt tüchtig; ſchreibt Tettenborn, der in München
iſt. Und es ſtrömt genug nach dem Rhein; iſt recht viel dort,
ſo wird es wohl überlaufen und man wird losſchlagen. Siehſt
du, Ohme, daß ich nicht ſo ſchlecht ſehe, wo es auf ſehen an-
kommt; vor einigen Poſttagen ſchrieb ich: „Wenn nur unſere
Truppen nicht agiren, ohne den Befehl dazu abzuwarten!“
und dies thun gar nun Civiliſten. Sack hat die ſchärfſten,
bündigſten, beſtimmteſten, drohendſten Verweiſe wegen ſeinen
Proklamationen bekommen: und gleich nachher, macht er neue!
— So iſt’s mit einer Sache. Ich erzähle aber dergleichen
nicht mehr. Dies glaubt man nur, wenn man es ſiehet. —
Deine Nachrichten ſind erfreulicher! — Ich muß immer
Oppoſitions-Nachrichten geben! Freilich wird der Grüne einen
harten verlegnen Stand haben: aber auf ſeinem letzten Loch
pfeift er noch nicht; Geld geben ihm die Meerkatzen, Frau
Rückenau, und eine Menge Verwandte und Kriegsgeſellen noch:
vor der Hand: auch iſt die Armee nicht ſo von der Nation
zu trennen. Man muß bedenken, woraus alle Armeen beſte-
hen. Doch werden ihm von innen die Tatzen diesmal gehal-
ten. Bricht aber ein entſchiedener großer Krieg aus, ſo haben
ſie ihn als Capitaine nöthig, und er gewinnt militairiſche
Macht. So muß ich ſagen, ſo ſehe ich, ſo denke ich: und ich
müßte mich imbeciler ſtellen; als ich bin, wenn ich anders
ſprechen ſollte. Ich überſehe nicht, vieler deutſcher Völker
Muth, nicht unſern beſonders, der ganz allein uns einen
Standpunkt in der Welt giebt, und wo auch wirklich die an-
dern hinſchauen; nicht die ganz andere Lage der Dinge, als
die in der Zeit des vorigen Kriegs, wo noch kein Franzoſe
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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