Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebe wohl, den Kindern schreibe ich ein Wort. Ich grüße
Nettchen und alle Hausfreunde.



An Moritz Robert, in Berlin.


Du hast Recht, das ist noch die beste Verdrießlichkeit, von
der man genau den Grund weiß: der liegt wenigstens oben
auf, ist nicht sehr verwickelt und kann vergehen. Laß dir von
Markus mittheilen, was ich darüber sage, daß kein Krieg wird,
laß dir auch von den Kindern mittheilen, was ich ihnen schrieb,
und du wirst sehen daß ich heute wegen Störung nicht mehr
schreiben kann, trotz des besten Vorsatzes, und einem schönen
Brief, der schon im Kopfe fertig war. Einer unserer Bekann-
ten, den auch du kennst, hat hier der Regierung einen Plan
zu einer Bank, wozu sie nur die Erlaubniß geben soll, einge-
reicht und hat Konferenzen mit allen Banquiers auf ministe-
riellen Befehl; es ist ein Geheimniß, und er erzählt's nur uns.
Bollmann wird die größten Geschäfte nach Amerika mit
Quecksilber machen, welches hier aufgehäuft liegt. Nimmt
man sein Projekt an, so kommt hier wieder Silbergeld. Man
kajolirt ihn sehr. Hier schicke ich dir einen kleinen Zeitungs-
artikel, der dich sehr erschrecken wird. Ernestine muß sich in
Acht nehmen, ich grüße sie. Frau von Mink fragte nach dir.
Frau von Stägemann hat dich beim Manne gelobt; kultivire
sie, sie haben so kluge Kinder. Er war mein Trost Dienstag
bei Arnsteins, wo sie Wachsfiguren in einer Hitze vorstell-

Lebe wohl, den Kindern ſchreibe ich ein Wort. Ich grüße
Nettchen und alle Hausfreunde.



An Moritz Robert, in Berlin.


Du haſt Recht, das iſt noch die beſte Verdrießlichkeit, von
der man genau den Grund weiß: der liegt wenigſtens oben
auf, iſt nicht ſehr verwickelt und kann vergehen. Laß dir von
Markus mittheilen, was ich darüber ſage, daß kein Krieg wird,
laß dir auch von den Kindern mittheilen, was ich ihnen ſchrieb,
und du wirſt ſehen daß ich heute wegen Störung nicht mehr
ſchreiben kann, trotz des beſten Vorſatzes, und einem ſchönen
Brief, der ſchon im Kopfe fertig war. Einer unſerer Bekann-
ten, den auch du kennſt, hat hier der Regierung einen Plan
zu einer Bank, wozu ſie nur die Erlaubniß geben ſoll, einge-
reicht und hat Konferenzen mit allen Banquiers auf miniſte-
riellen Befehl; es iſt ein Geheimniß, und er erzählt’s nur uns.
Bollmann wird die größten Geſchäfte nach Amerika mit
Queckſilber machen, welches hier aufgehäuft liegt. Nimmt
man ſein Projekt an, ſo kommt hier wieder Silbergeld. Man
kajolirt ihn ſehr. Hier ſchicke ich dir einen kleinen Zeitungs-
artikel, der dich ſehr erſchrecken wird. Erneſtine muß ſich in
Acht nehmen, ich grüße ſie. Frau von Mink fragte nach dir.
Frau von Stägemann hat dich beim Manne gelobt; kultivire
ſie, ſie haben ſo kluge Kinder. Er war mein Troſt Dienstag
bei Arnſteins, wo ſie Wachsfiguren in einer Hitze vorſtell-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0262" n="254"/>
Lebe wohl, den Kindern &#x017F;chreibe ich ein Wort. Ich grüße<lb/>
Nettchen und alle Hausfreunde.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Moritz Robert, in Berlin.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Sonntag, Wien, den 15. Januar 1815.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Du ha&#x017F;t Recht, das i&#x017F;t noch die be&#x017F;te Verdrießlichkeit, von<lb/>
der man genau den Grund weiß: der liegt wenig&#x017F;tens oben<lb/>
auf, i&#x017F;t nicht &#x017F;ehr verwickelt und kann vergehen. Laß dir von<lb/>
Markus mittheilen, was ich darüber &#x017F;age, daß kein Krieg wird,<lb/>
laß dir auch von den Kindern mittheilen, was ich ihnen &#x017F;chrieb,<lb/>
und du wir&#x017F;t &#x017F;ehen daß ich heute wegen Störung nicht mehr<lb/>
&#x017F;chreiben kann, trotz des <hi rendition="#g">be&#x017F;ten</hi> Vor&#x017F;atzes, und einem &#x017F;chönen<lb/>
Brief, der &#x017F;chon im Kopfe fertig war. Einer un&#x017F;erer Bekann-<lb/>
ten, den auch du kenn&#x017F;t, hat hier der Regierung einen Plan<lb/>
zu einer Bank, wozu &#x017F;ie nur die Erlaubniß geben &#x017F;oll, einge-<lb/>
reicht und hat Konferenzen mit allen Banquiers auf mini&#x017F;te-<lb/>
riellen Befehl; es i&#x017F;t ein Geheimniß, und er erzählt&#x2019;s nur <hi rendition="#g">uns</hi>.<lb/>
Bollmann wird die <hi rendition="#g">größten</hi> Ge&#x017F;chäfte nach Amerika mit<lb/>
Queck&#x017F;ilber machen, welches hier aufgehäuft liegt. Nimmt<lb/>
man &#x017F;ein Projekt an, &#x017F;o kommt hier wieder Silbergeld. Man<lb/>
kajolirt ihn &#x017F;ehr. Hier &#x017F;chicke ich dir einen kleinen Zeitungs-<lb/>
artikel, der dich &#x017F;ehr er&#x017F;chrecken wird. Erne&#x017F;tine muß &#x017F;ich in<lb/>
Acht nehmen, ich grüße &#x017F;ie. Frau von Mink fragte nach dir.<lb/>
Frau von Stägemann hat dich beim Manne gelobt; kultivire<lb/>
&#x017F;ie, &#x017F;ie haben &#x017F;o kluge Kinder. Er war mein Tro&#x017F;t Dienstag<lb/>
bei Arn&#x017F;teins, wo &#x017F;ie Wachsfiguren in <hi rendition="#g">einer Hitze</hi> vor&#x017F;tell-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0262] Lebe wohl, den Kindern ſchreibe ich ein Wort. Ich grüße Nettchen und alle Hausfreunde. An Moritz Robert, in Berlin. Sonntag, Wien, den 15. Januar 1815. Du haſt Recht, das iſt noch die beſte Verdrießlichkeit, von der man genau den Grund weiß: der liegt wenigſtens oben auf, iſt nicht ſehr verwickelt und kann vergehen. Laß dir von Markus mittheilen, was ich darüber ſage, daß kein Krieg wird, laß dir auch von den Kindern mittheilen, was ich ihnen ſchrieb, und du wirſt ſehen daß ich heute wegen Störung nicht mehr ſchreiben kann, trotz des beſten Vorſatzes, und einem ſchönen Brief, der ſchon im Kopfe fertig war. Einer unſerer Bekann- ten, den auch du kennſt, hat hier der Regierung einen Plan zu einer Bank, wozu ſie nur die Erlaubniß geben ſoll, einge- reicht und hat Konferenzen mit allen Banquiers auf miniſte- riellen Befehl; es iſt ein Geheimniß, und er erzählt’s nur uns. Bollmann wird die größten Geſchäfte nach Amerika mit Queckſilber machen, welches hier aufgehäuft liegt. Nimmt man ſein Projekt an, ſo kommt hier wieder Silbergeld. Man kajolirt ihn ſehr. Hier ſchicke ich dir einen kleinen Zeitungs- artikel, der dich ſehr erſchrecken wird. Erneſtine muß ſich in Acht nehmen, ich grüße ſie. Frau von Mink fragte nach dir. Frau von Stägemann hat dich beim Manne gelobt; kultivire ſie, ſie haben ſo kluge Kinder. Er war mein Troſt Dienstag bei Arnſteins, wo ſie Wachsfiguren in einer Hitze vorſtell-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/262
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/262>, abgerufen am 18.12.2024.