einer bis zur Gabel gekommen ist: ziehst du so, so zieh' ich so! und ziehst du so, so zieh ich so! Sachsen -- Polen! So steht das Spiel, so lang ich hier bin: und auch ich kann mir einbilden ich bin klug daraus. Die Andern thun dies alle. Adieu! Liebe Ojeser. Wir sehen uns wieder!
R.
An Varnhagen, in Wien.
Wien, Mittwoch Abend den 30. November 1814. "Eines harten Mannes Erb', oder selbst ein solcher Mann, Oder beides auch zugleich, ist, wer Reichthum sammlen kann."
Dies sagt der mir sehr liebe Logau; und wie paßt es, wie ist es der Text, der ganze Inhalt unseres Gesprächs! Ich habe dir meine Seele gezeigt; wie sie nach meinem besten Be- sinnen ist: denn so ist sie doch eigentlich, und nicht in wogen- dem partiellen Bewußtsein über die Erscheinungen der Dinge, sondern ihrer selbst, dem Bleibendsten in ihr. Ich habe dir also nur einen Moment zeigen können von dem, was in mir, wenn auch nicht immer, doch meist, und stets dunkel vorgeht und arbeitet. Verzeihe es mir also, wenn ich dich bitte, mir kein türkisch Schal zu kaufen! "Ob ich solche Schabracke habe, oder nicht!" Im Gegentheil! Mein Stolz, meine Eitelkeit besteht darin, und schon längst, keines zu haben. Kann ich's bezahlen, so brauche ich keins; und es ist schön keines zu haben: kann ich es nicht bezahlen, so ist es recht und richtig keines zu haben. Und endlich, die Summe Gel- des ist für uns und in jetzigen Momenten immer hübscher, als ein prahlender Lumpen auf den Schultern. Auch wenn ich
einer bis zur Gabel gekommen iſt: ziehſt du ſo, ſo zieh’ ich ſo! und ziehſt du ſo, ſo zieh ich ſo! Sachſen — Polen! So ſteht das Spiel, ſo lang ich hier bin: und auch ich kann mir einbilden ich bin klug daraus. Die Andern thun dies alle. Adieu! Liebe Ojeſer. Wir ſehen uns wieder!
R.
An Varnhagen, in Wien.
Wien, Mittwoch Abend den 30. November 1814. „Eines harten Mannes Erb’, oder ſelbſt ein ſolcher Mann, Oder beides auch zugleich, iſt, wer Reichthum ſammlen kann.“
Dies ſagt der mir ſehr liebe Logau; und wie paßt es, wie iſt es der Text, der ganze Inhalt unſeres Geſprächs! Ich habe dir meine Seele gezeigt; wie ſie nach meinem beſten Be- ſinnen iſt: denn ſo iſt ſie doch eigentlich, und nicht in wogen- dem partiellen Bewußtſein über die Erſcheinungen der Dinge, ſondern ihrer ſelbſt, dem Bleibendſten in ihr. Ich habe dir alſo nur einen Moment zeigen können von dem, was in mir, wenn auch nicht immer, doch meiſt, und ſtets dunkel vorgeht und arbeitet. Verzeihe es mir alſo, wenn ich dich bitte, mir kein türkiſch Schal zu kaufen! „Ob ich ſolche Schabracke habe, oder nicht!“ Im Gegentheil! Mein Stolz, meine Eitelkeit beſteht darin, und ſchon längſt, keines zu haben. Kann ich’s bezahlen, ſo brauche ich keins; und es iſt ſchön keines zu haben: kann ich es nicht bezahlen, ſo iſt es recht und richtig keines zu haben. Und endlich, die Summe Gel- des iſt für uns und in jetzigen Momenten immer hübſcher, als ein prahlender Lumpen auf den Schultern. Auch wenn ich
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einer bis zur Gabel gekommen iſt: ziehſt du ſo, ſo zieh’ ich
ſo! und ziehſt du ſo, ſo zieh ich ſo! Sachſen — Polen! So
ſteht das Spiel, ſo lang ich hier bin: und auch ich kann mir
einbilden ich bin klug daraus. Die Andern thun dies alle.
Adieu! Liebe Ojeſer. Wir ſehen uns wieder!
R.
An Varnhagen, in Wien.
Wien, Mittwoch Abend den 30. November 1814.
„Eines harten Mannes Erb’, oder ſelbſt ein ſolcher Mann,
Oder beides auch zugleich, iſt, wer Reichthum ſammlen kann.“
Dies ſagt der mir ſehr liebe Logau; und wie paßt es,
wie iſt es der Text, der ganze Inhalt unſeres Geſprächs! Ich
habe dir meine Seele gezeigt; wie ſie nach meinem beſten Be-
ſinnen iſt: denn ſo iſt ſie doch eigentlich, und nicht in wogen-
dem partiellen Bewußtſein über die Erſcheinungen der Dinge,
ſondern ihrer ſelbſt, dem Bleibendſten in ihr. Ich habe dir
alſo nur einen Moment zeigen können von dem, was in mir,
wenn auch nicht immer, doch meiſt, und ſtets dunkel vorgeht
und arbeitet. Verzeihe es mir alſo, wenn ich dich bitte, mir
kein türkiſch Schal zu kaufen! „Ob ich ſolche Schabracke
habe, oder nicht!“ Im Gegentheil! Mein Stolz, meine
Eitelkeit beſteht darin, und ſchon längſt, keines zu haben.
Kann ich’s bezahlen, ſo brauche ich keins; und es iſt ſchön
keines zu haben: kann ich es nicht bezahlen, ſo iſt es recht
und richtig keines zu haben. Und endlich, die Summe Gel-
des iſt für uns und in jetzigen Momenten immer hübſcher, als
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/256>, abgerufen am 21.11.2024.
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