Den Bädern im Fürstenhause bin ich gegenüber, welches auch einen schönen Garten, der nach dem Felde geht, hat. Wo ich gehe und stehe, bequeme angenehme Spazirorte! Dies alles für Woltmann. Theurer als in Prag ist hier außer dem Quar- tier nichts, vieles wohlfeiler. Kolonial- und andere Waaren. Mein Kreuz schon beinah ganz besser; das Bein, vom gehab- ten Schmerz nur affizirt, noch nicht. Berge steige ich schon wie ein Tyroler. Mir half sogar ein hoher, den ich unver- sehens diese Woche erklimmen mußte und auch wieder herab, äußerst; nämlich das Kreuz befreien; alles für Sie, Herr von Woltmann, damit Sie sich die Effekte des Badens ausmahlen. Nun muß ich zu Tische. Das Essen ist recht gut und gar nicht theuer, nur die Suppe lass' ich, und muß man lassen, selbst kochen. Adieu, a tantot! (Nun nach Tische; nach Schlaf, und einem Besuch, von meiner Eleganten.) Kommen Sie denn nicht hierher? Ich möchte Sie gar gerne bereden. Es ist zu herrlich hier, und die Quelle zu gesund. Nur das Quar- tier und die Reisekosten brauchten Sie; bedenken, berechnen Sie's! Varnhagen hatte Ihnen vorige Woche, in demselben Sinne einen Brief geschrieben, und ihn kassirt, weil er glaubte, er sei zu arrogant; ich redete es ihm aus; und mit einemmale hatte er wieder diesen Brief geschrieben, der nun mit meinem, oder meiner mit seinem, abgeht. Nehmen Sie unsere anhäng- liche Gesinnung, auf der besten Meinung erwachsen, und also auch voller Zuversicht, gut auf. Und gebe der Lenker der Um- stände, daß unsere Wünsche für Sie in Erfüllung gehen. Es geschehe aber wie da wolle, so wollen wir nicht aufhören un- unterbrochen bemüht zu sein, das Beste an und für die Besten
Den Bädern im Fürſtenhauſe bin ich gegenüber, welches auch einen ſchönen Garten, der nach dem Felde geht, hat. Wo ich gehe und ſtehe, bequeme angenehme Spazirorte! Dies alles für Woltmann. Theurer als in Prag iſt hier außer dem Quar- tier nichts, vieles wohlfeiler. Kolonial- und andere Waaren. Mein Kreuz ſchon beinah ganz beſſer; das Bein, vom gehab- ten Schmerz nur affizirt, noch nicht. Berge ſteige ich ſchon wie ein Tyroler. Mir half ſogar ein hoher, den ich unver- ſehens dieſe Woche erklimmen mußte und auch wieder herab, äußerſt; nämlich das Kreuz befreien; alles für Sie, Herr von Woltmann, damit Sie ſich die Effekte des Badens ausmahlen. Nun muß ich zu Tiſche. Das Eſſen iſt recht gut und gar nicht theuer, nur die Suppe laſſ’ ich, und muß man laſſen, ſelbſt kochen. Adieu, à tantôt! (Nun nach Tiſche; nach Schlaf, und einem Beſuch, von meiner Eleganten.) Kommen Sie denn nicht hierher? Ich möchte Sie gar gerne bereden. Es iſt zu herrlich hier, und die Quelle zu geſund. Nur das Quar- tier und die Reiſekoſten brauchten Sie; bedenken, berechnen Sie’s! Varnhagen hatte Ihnen vorige Woche, in demſelben Sinne einen Brief geſchrieben, und ihn kaſſirt, weil er glaubte, er ſei zu arrogant; ich redete es ihm aus; und mit einemmale hatte er wieder dieſen Brief geſchrieben, der nun mit meinem, oder meiner mit ſeinem, abgeht. Nehmen Sie unſere anhäng- liche Geſinnung, auf der beſten Meinung erwachſen, und alſo auch voller Zuverſicht, gut auf. Und gebe der Lenker der Um- ſtände, daß unſere Wünſche für Sie in Erfüllung gehen. Es geſchehe aber wie da wolle, ſo wollen wir nicht aufhören un- unterbrochen bemüht zu ſein, das Beſte an und für die Beſten
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Den Bädern im Fürſtenhauſe bin ich gegenüber, welches auch
einen ſchönen Garten, der nach dem Felde geht, hat. Wo ich
gehe und ſtehe, bequeme angenehme Spazirorte! Dies alles
für Woltmann. Theurer als in Prag iſt hier außer dem Quar-
tier nichts, vieles wohlfeiler. Kolonial- und andere Waaren.
Mein Kreuz ſchon beinah ganz beſſer; das Bein, vom gehab-
ten Schmerz nur affizirt, noch nicht. Berge ſteige ich ſchon
wie ein Tyroler. Mir half ſogar ein hoher, den ich unver-
ſehens dieſe Woche erklimmen mußte und auch wieder herab,
äußerſt; nämlich das Kreuz befreien; alles für Sie, Herr von
Woltmann, damit Sie ſich die Effekte des Badens ausmahlen.
Nun muß ich zu Tiſche. Das Eſſen iſt recht gut und gar
nicht theuer, nur die Suppe laſſ’ ich, und muß man laſſen,
ſelbſt kochen. Adieu, à tantôt! (Nun nach Tiſche; nach Schlaf,
und einem Beſuch, von meiner Eleganten.) Kommen Sie denn
nicht hierher? Ich möchte Sie gar gerne bereden. Es iſt
zu herrlich hier, und die Quelle zu geſund. Nur das Quar-
tier und die Reiſekoſten brauchten Sie; bedenken, berechnen
Sie’s! Varnhagen hatte Ihnen vorige Woche, in demſelben
Sinne einen Brief geſchrieben, und ihn kaſſirt, weil er glaubte,
er ſei zu arrogant; ich redete es ihm aus; und mit einemmale
hatte er wieder dieſen Brief geſchrieben, der nun mit meinem,
oder meiner mit ſeinem, abgeht. Nehmen Sie unſere anhäng-
liche Geſinnung, auf der beſten Meinung erwachſen, und alſo
auch voller Zuverſicht, gut auf. Und gebe der Lenker der Um-
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geſchehe aber wie da wolle, ſo wollen wir nicht aufhören un-
unterbrochen bemüht zu ſein, das Beſte an und für die Beſten
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/241>, abgerufen am 22.11.2024.
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