Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

hier steht. Also! Sie sind zufrieden mit mir. Ich bin ganz
beglückt, daß wir auch in den großen Umrissen gleich denken:
so entfernt, und so gleich. Sie werden noch erst sehen! und
dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch
gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckst. Eine Ver-
zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus,
was er wider mich hat: wenn man nur erst das weiß. Grüß
Sie Gott! und lenke etwas für mich!

R. R.


An Ernestine Robert, in Wien.


Den 10. o! lieber Waffenstillstand, du Surrogat des Frie-
dens! was wird nun werden?

Doch hören Sie meine Geschichte! -- so muß ein jeder
mit der seinigen kommen, und die größten Welthändel sind
nichts anders, als Bündel solcher Geschichten. Hören Sie!
Als ich Ihnen das letztemal schrieb, wo ich von Moritz aus
Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem
nächsten Posttage Geld von dort hierher versprach, schrieb ich
Ihnen schnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von
Ihnen beschrieben hatte. Vorgestern Sonntag war der Tag,
an welchem meine Anweisung von Breslau kommen sollte,
und weder sie, noch ein Brief von Moritz sind mir von dort
gekommen. Ich aber stehe auf dem Sprung nach Brünn, denn
Truppen, Lazarethe, Gefechte etc., warte ich mit meinem Willen
nirgend mehr ab. Also bitte ich Sie nun mir in jedem Falle
zu schicken, was sie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie

hier ſteht. Alſo! Sie ſind zufrieden mit mir. Ich bin ganz
beglückt, daß wir auch in den großen Umriſſen gleich denken:
ſo entfernt, und ſo gleich. Sie werden noch erſt ſehen! und
dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch
gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckſt. Eine Ver-
zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus,
was er wider mich hat: wenn man nur erſt das weiß. Grüß
Sie Gott! und lenke etwas für mich!

R. R.


An Erneſtine Robert, in Wien.


Den 10. o! lieber Waffenſtillſtand, du Surrogat des Frie-
dens! was wird nun werden?

Doch hören Sie meine Geſchichte! — ſo muß ein jeder
mit der ſeinigen kommen, und die größten Welthändel ſind
nichts anders, als Bündel ſolcher Geſchichten. Hören Sie!
Als ich Ihnen das letztemal ſchrieb, wo ich von Moritz aus
Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem
nächſten Poſttage Geld von dort hierher verſprach, ſchrieb ich
Ihnen ſchnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von
Ihnen beſchrieben hatte. Vorgeſtern Sonntag war der Tag,
an welchem meine Anweiſung von Breslau kommen ſollte,
und weder ſie, noch ein Brief von Moritz ſind mir von dort
gekommen. Ich aber ſtehe auf dem Sprung nach Brünn, denn
Truppen, Lazarethe, Gefechte ꝛc., warte ich mit meinem Willen
nirgend mehr ab. Alſo bitte ich Sie nun mir in jedem Falle
zu ſchicken, was ſie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0116" n="108"/>
hier &#x017F;teht. <hi rendition="#g">Al&#x017F;o</hi>! Sie <hi rendition="#g">&#x017F;ind</hi> zufrieden mit mir. Ich bin ganz<lb/>
beglückt, daß wir auch in den großen Umri&#x017F;&#x017F;en gleich denken:<lb/>
&#x017F;o entfernt, und &#x017F;o gleich. Sie werden noch er&#x017F;t <hi rendition="#g">&#x017F;ehen</hi>! und<lb/>
dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch<lb/>
gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleck&#x017F;t. Eine Ver-<lb/>
zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus,<lb/><hi rendition="#g">was</hi> er wider mich hat: wenn man nur er&#x017F;t das weiß. Grüß<lb/>
Sie Gott! und lenke etwas für mich!</p>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">R. R.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Erne&#x017F;tine Robert, in Wien.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dienstag Nachmittag, den 10!!! Augu&#x017F;t 1813.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Den 10. o! lieber Waffen&#x017F;till&#x017F;tand, du Surrogat des Frie-<lb/>
dens! was wird nun werden?</hi> </p><lb/>
          <p>Doch hören Sie <hi rendition="#g">meine</hi> Ge&#x017F;chichte! &#x2014; &#x017F;o muß ein jeder<lb/>
mit der &#x017F;einigen kommen, und die größten Welthändel &#x017F;ind<lb/>
nichts anders, als Bündel &#x017F;olcher Ge&#x017F;chichten. Hören Sie!<lb/>
Als ich Ihnen das letztemal &#x017F;chrieb, wo ich von Moritz aus<lb/>
Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem<lb/>
näch&#x017F;ten Po&#x017F;ttage Geld von dort hierher ver&#x017F;prach, &#x017F;chrieb ich<lb/>
Ihnen &#x017F;chnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von<lb/>
Ihnen be&#x017F;chrieben hatte. Vorge&#x017F;tern Sonntag war der Tag,<lb/>
an welchem meine Anwei&#x017F;ung von Breslau kommen &#x017F;ollte,<lb/>
und weder &#x017F;ie, noch ein Brief von Moritz &#x017F;ind mir von dort<lb/>
gekommen. Ich aber &#x017F;tehe auf dem Sprung nach Brünn, denn<lb/>
Truppen, Lazarethe, Gefechte &#xA75B;c., warte ich mit meinem Willen<lb/>
nirgend mehr ab. Al&#x017F;o bitte ich Sie nun mir in <hi rendition="#g">jedem</hi> Falle<lb/>
zu &#x017F;chicken, was &#x017F;ie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0116] hier ſteht. Alſo! Sie ſind zufrieden mit mir. Ich bin ganz beglückt, daß wir auch in den großen Umriſſen gleich denken: ſo entfernt, und ſo gleich. Sie werden noch erſt ſehen! und dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckſt. Eine Ver- zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus, was er wider mich hat: wenn man nur erſt das weiß. Grüß Sie Gott! und lenke etwas für mich! R. R. An Erneſtine Robert, in Wien. Dienstag Nachmittag, den 10!!! Auguſt 1813. Den 10. o! lieber Waffenſtillſtand, du Surrogat des Frie- dens! was wird nun werden? Doch hören Sie meine Geſchichte! — ſo muß ein jeder mit der ſeinigen kommen, und die größten Welthändel ſind nichts anders, als Bündel ſolcher Geſchichten. Hören Sie! Als ich Ihnen das letztemal ſchrieb, wo ich von Moritz aus Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem nächſten Poſttage Geld von dort hierher verſprach, ſchrieb ich Ihnen ſchnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von Ihnen beſchrieben hatte. Vorgeſtern Sonntag war der Tag, an welchem meine Anweiſung von Breslau kommen ſollte, und weder ſie, noch ein Brief von Moritz ſind mir von dort gekommen. Ich aber ſtehe auf dem Sprung nach Brünn, denn Truppen, Lazarethe, Gefechte ꝛc., warte ich mit meinem Willen nirgend mehr ab. Alſo bitte ich Sie nun mir in jedem Falle zu ſchicken, was ſie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/116
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/116>, abgerufen am 22.12.2024.